Digitale Communities helfen einer Studie zufolge bei der Kontaktpflege mit Kirchenmitgliedern und haben missionarisches Potenzial. Sie seien "wertvolle Orte" für die Zukunft der Kirche, sagte der Sozialwissenschaftler Daniel Hörsch am Mittwoch bei der Vorstellung der Untersuchung. Es wurden die Follower*innen christlicher Influencer*innen auf Instagram befragt.

Acht der 13 Influencer gehören dem Content-Netzwerk "yeet" an. Sie erreichen zusammen über 100.000 Menschen. Erstellt hat die Studie die Evangelische Arbeitsstelle für missionarische Kirchenentwicklung und diakonische Profilbildung (midi) gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD).

Follower*innen sind jung und weiblich

Demnach gehört die Followerschaft mehrheitlich der jungen Generation bis 29 Jahre (58,4 Prozent) an und ist meist weiblich (85 Prozent). Bei christlichen Influencer*innen finde man offensichtlich die Zielgruppe, die sonst schmerzlich im Analogen vermisst werde, sagte Hörsch. 85,5 Prozent der Follower sind Kirchenmitglied, mehr als zwei Drittel haben auch Kontakt zu einer Kirchengemeinde, mehr als 90 Prozent seien religiös.

Die Kanäle von 13 christlichen Influencer*innen und deren Follower*innen waren Gegenstand der Pilotstudie. Den Follower*innen wurden im Juli 2022 insgesamt 12 Fragen gestellt, knapp 2800 beantworteten die Fragen. Neben Fragen zum Alter und Geschlecht wurde danach gefragt, wie die Person auf das jeweilige Profil aufmerksam geworden ist, warum sie dem Profil folgt und welchen Mehrwert sie aus dem Content zieht. Außerdem spielte die Spiritualität und Zugehörigkeit zu einer Kirche eine Rolle.

Viele haben Kontakt zu einer Kirchengemeinde

Knapp einer von fünf Befragten war zwar Mitglied einer Kirche, habe aber keinen Kontakt zu einer Kirchengemeinde. Das sei als Potenzial zu digitaler Mitgliederpflege aufzufassen. Rund zwölf Prozent seien weder Kirchenmitglied, noch in Kontakt zu einer Kirchengemeinde oder religiös. Das zeige das missionarische Potenzial digitaler Communities, sagte Hörsch.

Sichtbarkeit für digitale Arbeit

Neben Daniel Hösch waren auch Maike Schöfer und Josephine Teske bei der Vorstellung der Studie anwesend. Maike Schöfer, bei Instagram als ja.und.amen bekannt, sagte:

"Durch Instagram machen wir die evangelische Pluralität sichtbar, die sonst nicht ankommt. Es gibt nicht DIE eine Art christlich zu sein. Wir machen Kirche nahbar aus der Ferne."

Die Pilotstudie mache die Arbeit von ihr und anderer christlicher Influencer*innen greifbar und sichtbar für digital-ferne Menschen.

Josephine Teske, auf Instagram besser bekannt als seligkeitsdinge_, und Ratsmitglied der EKD, sagte: "Als Influencer*innen sind wir authentisch im Glauben. Das erleben wir jeden Tag in den Kommentaren." Instagram sei ein "Ort, der sprachfähig machen kann." Digitale Kirche sei ebenfalls ein Ort der Verkündigung.

Ressourchen der Kirche

Viele der Influencer*innen betreiben ihren Kanal neben ihrer hauptamtlichen Arbeit. Nicht alle haben einen Stellenanteil für ihre digitale Arbeit. Das wäre aber nötig für die, die sich gerne engagieren möchten, sagt Teske. Außerdem sollten die Menschen, nicht mit der digitalen Arbeit allein gelassen werden. Es sollte Unterstützung durch Schulungen, Workshops und Materialien geben.

"Die Bereitstellung von Stellenanteilen können Freiraum schaffen, sich im Digitalen ausprobieren zu können."

(mit Material von epd)