Unter der Regie der Diakonie Bayern soll sich die psychosoziale und psychotherapeutische Versorgung von geflüchteten Menschen in Bayern verbessern. Durch das neue Netzwerkprojekt "Refugees Mental Care" (RMC) sollen Geflüchtete mit psychischen Erkrankungen einen gezielteren Zugang in das bayerische Versorgungssystem bekommen, hieß es am Montag bei der Vorstellung des Projektes in Nürnberg.

Dies geschehe aus "christlicher Verantwortung" und "Humanität", aber auch aus Gründen der inneren Sicherheit, sagte Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU).

"In manchen Fällen führen psychische Störungen zu schlimmen Ereignissen."

Deshalb sei ein frühzeitiges Engagement sinnvoll.

Diakonie-Präsidentin: "Baustein der Prävention"

Das neue Angebot für Geflüchtete mit psychischen Schwierigkeiten sei ein "Baustein der Prävention", sagte die Präsidentin der Diakonie Bayern, Sabine Weingärtner.

Hinter vielen "Eskalationen, also Selbst- und Fremdgefährdung, stehen psychische Belastungen".

Genauso wichtig sei es, im bereits überlasteten Regelversorgungssystem Hindernisse wie Sprachbarrieren oder unzureichende Kulturkenntnisse aus dem Weg zu räumen.

Für die drei Projektjahre rechnet Stefan Schmid mit rund 3.000 geflüchteten Klienten, denen niederschwellig oder hochspezialisiert geholfen werden kann. Schmid ist fachlicher Leiter des Projekts "TAFF - Therapeutische Angebote für Flüchtlinge", das nun unter dem Dach von RMC weiterarbeitet. Weitere Partner bei RMC sind die beiden psychosozialen Zentren der Diakonie in Nürnberg und Neu-Ulm sowie die Stiftung "Wings of Hope", die sich insbesondere auf die psychosoziale Hilfe für Kinder und Jugendliche aus Kriegsgebieten konzentriert.

Niederschwellige Angebote gezielt vermitteln

Auch niederschwellige Angebote müssten gezielt vermittelt werden, sagte Weingärtner. "In vielen Herkunftsländern sind die Konzepte der Psychotherapie häufig gar nicht bekannt." "Alle, die mit Geflüchteten zu tun haben, sind aufgefordert, Hinweise zu geben", betonte Herrmann. Dies gelte etwa für Behörden wie das Bundesamt für Migration und Flüchtlinge (BAMF) oder die Arbeitsagentur, aber auch für Privatpersonen. Geflüchteten mit posttraumatischen Belastungsstörungen, Depressionen oder Angststörungen falle es besonders schwer, sich von selbst an eine Anlaufstelle zu wenden.

Das Projekt "Refugees Mental Care" mit einem Gesamtbudget von knapp 18 Millionen Euro will nun mit seinen Maßnahmen die Wartezeiten bis zum Zugang zu Traumatherapeuten oder Fachkliniken überbrücken. Zudem soll über eine weitere Vernetzung aller Beteiligen auch ein Nachsorgeangebot für psychisch belastete oder erkrankte Flüchtlinge entstehen. RMC versteht sich als Schnittstelle zwischen Betroffenen, Migrationsexperten der Diakonie und allen weiteren Akteuren.

Das Projekt wird bis 2026 mit bis zu 16 Millionen Euro aus dem Asyl-, Migrations- und Integrationsfond der Europäischen Union sowie mit bis zu 750.000 Euro durch das bayerische Innenministerium gefördert.

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