Der Mediziner und langjährige Leiter des Hospizvereins Region Fürth, Roland Hanke, sieht Versuche kritisch, die Sterbehilfe gesetzlich zu regulieren. "Gesetze sind sehr starr. Einen Menschen und seine Individualität durch diese Gesetze abzubilden, ist meines Erachtens nicht möglich", sagte er im Gespräch mit Sonntags. Ärztinnen und Ärzte seien aber dankbar für Rechtsprechungen, die Sterbehilfe erlauben und die Situationen beschreiben, in denen Sterbehilfe möglich und in denen sie verboten sei.

Seit Kurzem wird im Bundestag fraktionsübergreifend wieder an einem Gesetzesentwurf zur Sterbehilfe gearbeitet. Die Regelung soll auch ein angemessenes Schutzkonzept beinhalten. Diesen Fokus begrüßt Hanke, da dieser bei den vorhergehenden Gesetzesinitiativen nur ein marginales Thema gewesen sei.

"Wir erkennen, dass 90 Prozent der Suizidwünsche Appelle sind: An sich möchte ich ja leben, aber nicht unter diesen Bedingungen", sagte Hanke.

In diesem Rahmen seien Gespräche wichtig, "in denen sehr wohl die Lebenssehnsucht von Menschen erkannt werden kann und wo ihnen auch eine Hand gereicht wird, um wieder zurückzufinden ins Leben".

Schutzkonzepte müssen verbessert werden

Bei jungen Menschen sieht Hanke die Suizidprophylaxe mittlerweile gut gelungen, bei älteren Menschen, vor allem Männern über 55 Jahren, müsse aber noch viel mehr getan werden.

"Da muss das Schutzkonzept deutlich mehr betont werden als der Weg, sich rechtlich korrekt das Leben zu nehmen."

Der Arzt plädierte dafür, den angekündigten Suizid als Notfall und als Alarmzeichen für gesellschaftliche Strömungen zu sehen, wie Einsamkeit oder Abhängigkeit im Alter.

Der Hospizverein Fürth zählt 855 Mitglieder und begleitet in Zusammenarbeit mit dem Palliativ-Care Team in der Region insgesamt rund ein Drittel der Menschen in ihrer letzten Lebensphase. Nach 29 Jahren Einsatz ist Roland Hanke als Leiter des Hospizvereins in den Ruhestand verabschiedet worden.

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