In den 90 Minuten des TV-Duells zwischen den Kanzlerkandidaten Olaf Scholz und Friedrich Merz ging es 17 Minuten lang um ein gegenseitiges Überbieten in Sachen Grenzkontrollen, Abschiebungen und Asylrechtsverschärfungen. Die Klimakrise hingegen wurde in keiner einzigen Minute thematisiert.
Dabei erlebte Spanien katastrophale Hochwasser, Kalifornien wurde von verheerenden Bränden heimgesucht, das Jahr 2024 war das wärmste seit Beginn der Aufzeichnungen, und die Erderwärmung hat die Marke von 1,5 Grad bereits überschritten.
Doch in der drittgrößten Volkswirtschaft der Welt dominierte im Wahlkampf ein anderes Thema: Migration. Ein Scheinproblem wird in den Mittelpunkt gerückt, während gezielt rechte und rassistische Ressentiments geschürt werden.
Demonstrationen und politische Ignoranz
Die Demonstrationen in ganz Deutschland am vergangenen Samstag haben gezeigt, wie viele Menschen bereit sind, für ihre Werte auf die Straße zu gehen. Auch die Evangelische Jugend in Bayern war in verschiedenen Städten vertreten und setzte ein Zeichen für eine bunte, weltoffene Gesellschaft.
Am selben Tag forderte der Ministerpräsident, dass sich Kirchen doch weniger einmischen und stattdessen "christlichere" Themen wie Abtreibung in den Fokus rücken sollten.
Doch ist der Einsatz für die Schwächeren oder für die Bewahrung der Schöpfung etwa kein christliches Anliegen? Ein Ministerpräsident, der intern bereits das Klimaziel Bayerns für 2040 in Frage gestellt hat, hat seine Glaubwürdigkeit verloren, wenn es um den Klimaschutz geht.
Jetzt braucht es lauten Protest fürs Klima
Deshalb ist es nicht nur wichtig, gegen den Rechtsruck laut zu sein, sondern auch für den Klimaschutz. Die Klimakatastrophe muss endlich wieder auf die politische Agenda.
Dafür brauchen wir erneut eine starke gesellschaftliche Präsenz: Am Freitag, den 14. Februar, um 14 Uhr findet in vielen Städten Bayerns und in ganz Deutschland ein Klimastreik statt. Dies ist eine entscheidende Gelegenheit, um das drängendste Zukunftsthema wieder in den Mittelpunkt zu rücken.
Denn stellt euch vor, der Klimawandel geschieht – und niemand kümmert sich darum.
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Der Klimawandel ist jetzt…
Der Klimawandel ist jetzt gerade im Winter viel weiter weg als der antisemitische islamistische Faschismus, der sich in unserer Gesellschaft breit macht. Aus meiner Sicht driftet die Gesellschaft nicht nach rechts weg, sondern immer mehr Menschen wählen eine rechte Partei, weil die links-grüne Ampel im Zusammenwirken mit Gewerkschaften und Kirchen nicht bereit ist, die Themenkomplexe unkontrollierte Migration und islamistischer Terror konsequent anzugehen. Menschen, die zunehmend Angst in ihrem eigenen Land haben, wählen Law and Order. Wenn wir alle islamistischen Kriminellen in ihrer Heimatländer abgeschoben haben, dann wird die AfD wieder auf ihre ursprüngliche Größe vor Übernahme der Regierung durch die Ampel schrumpfen und wir können uns wieder auf die wirklichen Probleme in diesem Land konzentrieren, nämlich die Bewältigung des Klimawandels und die Sicherung unserer Wirtschaftskraft. Ergänzend hinzugefügt, dass ich ein Wähler der politischen Mitte bin und auch Mitglied unserer evangelischen Kirche.
Warum muss wieder zum…
Warum muss wieder zum Scheinproblem erklärt werden, was offensichtlich keines ist. Sicher ist der Hinweis auf den fortschreitenden Klimawandel berechtigt und wichtig, aber ebenso sicher ist, dass darüber nicht am 23.2. und nicht in Deutschland allein entschieden wird. Dass über andere Themen nicht mehr zu reden ist, weil sie offensichtlich unangenehm sind, kann es auch nicht sein. Man kann die Gewichtung der Debatte schon kritisieren, aber zugleich hat die Linke in dem Zug gerne mit Whataboutism um sich geworfen und das ist auch hier möglich: Wenn das eigene Land entgleitet, die Gesellschaft zerbröselt, dann werden wir die Klimafrage eh nicht lösen. Dass es da auch Zusammenhänge gibt, ist eine andere Geschichte, aber die sind komplex und Komplexität war nie eine Gewinnstrategie im Wahlkampf. Tatsächlich würde ich mir einen Kandidaten oder auch gerne eine Kandidatin wünschen mit einer Vision für eine gute Zukunft des Landes. Zumindest in den großen Parteien sehe ich sie nirgends. Es geht nur um halbernste Abwehrgefechte, Klientel und Selbstinszenierung. Was mich stört ist nicht die Themenwahl sondern die Unernsthaftigkeit und Unehrlichkeit der Debatte. Ob Klima oder Rente, Migration oder Wirtschaft ist dann auch schon egal.