Der Sozialverband VdK hat eine reformierte Grundrente, eine höhere Erwerbsminderungsrente und mehr Rente für pflegende Angehörige gefordert. "Es zeichnet sich eine Spaltung innerhalb der älteren Generation ab in die gut qualifizierten Fachkräfte, die weiterarbeiten können, und denjenigen, die das nicht schaffen", erklärte VdK-Präsidentin Verena Bentele am Sonntag zur Vorstellung einer Umfrage des Meinungsforschungsinstituts Civey.

Danach kann sich fast jeder Zweite über 50 Jahre vorstellen, neben der Rente zu arbeiten. Aber knapp ein Drittel (30,5 Prozent) davon gibt als Grund an, dass das Geld im Ruhestand nicht reicht.

Altersarmut im Ruhestand

Weiterarbeiten sollten nur die, die es auch wirklich wollen, so der Sozialverband VdK. Laut der repräsentativen Umfrage zeigen sich hier große Unterschiede in der Motivation, auch neben der Rente zu arbeiten: Während Arbeiterinnen und Arbeiter (50,4 Prozent), Geschiedene (46,7 Prozent) und Menschen mit Kindern im Haushalt (40,7 Prozent) überdurchschnittlich oft die niedrige Rentenhöhe als Grund angeben, wurde dieser Grund auffallend selten von Beamtinnen und Beamten (10,2 Prozent), Angestellten (30,5 Prozent) und Menschen mit hohem Bildungsabschluss (27,1 Prozent) genannt.

Sichtbare Unterschiede zeigten sich auch zwischen Ost und West: Während in den ostdeutschen Bundesländern 37,1 Prozent der Menschen angeben, wegen unzureichender Rentenhöhe im Ruhestand arbeiten zu müssen, sind es im ehemaligen Bundesgebiet nur 29,3 Prozent.

Wer hat finanzielle Sorgen?

Auch Menschen aus Regionen mit niedriger Kaufkraft geben laut Umfrage mit 36,1 Prozent an, die unzureichende Rentenhöhe sei ausschlaggebend für das Arbeiten in der Rente, in Regionen mit hoher Kaufkraft sind es nur 28 Prozent.

Freude an der Arbeit nannten als Grund, im Ruhestand zu arbeiten, vor allem Akademikerinnen und Akademiker (70,8 Prozent), Selbstständige (70,8 Prozent) und Beamtinnen und Beamten (64,4 Prozent), hieß es weiter. Bei Arbeiterinnen und Arbeitern (38,1 Prozent) und Menschen mit Hauptschulabschluss oder ohne Ausbildung (44,3 Prozent) trete der Spaß an der Arbeit hingegen deutlich in den Hintergrund.

Das Meinungsforschungsinstitut Civey hat den Angaben zufolge vom 1. bis 7. August 2024 Civey im Auftrag des VdK online 2.510 Bundesbürger ab 50 Jahren befragt.

Ungleiche Verteilung

VdK-Präsidentin Bentele: "Die Zahlen bestätigen die Annahme des VdK, dass die Möglichkeit, neben der Rente zu arbeiten, ungleich verteilt ist: Auf der einen Seite sind jene, die einen hohen Bildungsabschluss und eine Arbeit haben, die gut bezahlt und mit weniger körperlicher Belastung verbunden ist. Und auf der anderen Seite stehen Menschen, die durch ihren niedrigen Abschluss keine gut bezahlten Jobs haben und auf das Weiterarbeiten nach der Rente angewiesen sind." Verloren habe dann, wer das etwa wegen Krankheit, Pflege von Angehörigen oder körperlich schwerer Arbeit nicht kann.

Wer im Alter nicht mehr arbeiten kann, wird derzeit laut Bentele doppelt benachteiligt: "Durch Abschläge wegen eines früheren Renteneintritts oder einer Erwerbsminderung und, weil die Vergünstigungen von Rentenbezug und parallelem Erwerbseinkommen nicht in Anspruch genommen werden können."

Statt Rentner mit hohen Abschlägen zu zwingen, länger zu arbeiten, sollten an erster Stelle Arbeitgeber überlegen, wie sie längeres Arbeiten ermöglichen können. Der Sozialverband VdK gilt mit mehr als 2,2 Millionen Mitgliedern als die größte sozialpolitische Interessenvertretung Deutschlands.

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