Mangas, Comics, Manhwa - sie alle erzählen Geschichten, kommen aber aus unterschiedlichen Teilen der Welt: Japan, die USA und Korea dominieren die Comic-Industrie.
Doch während Comics oft nur Kinder und Jugendliche ansprechen, trumpft Japan mit Mangas auf, die für alle Altersgruppen geeignet sind. Mit spannenden Geschichten und beeindruckenden Illustrationen erobern sie weltweit die Herzen. Das Besondere: Mangas werden von rechts nach links gelesen und sind – für viele unvorstellbar – schwarz-weiß.
Längst haben Mangas bewiesen, dass sie keine Grenzen kennen – weder bei ihren Lesern noch bei ihren Themen. Auch Spiritualität und Religion spielen immer wieder eine Rolle.
Drei Beispiele stechen in dieser Hinsicht besonders hervor: "Death Note", "To Your Eternity" und "20th Century Boys".
1. "Death Note": Göttliche Macht und moralische Ambivalenz
In "Death Note", dem ikonischen Mystery-Thriller von Tsugumi Ohba (Autor) und Takeshi Obata (Illustrator), geht es um moralisches Handeln und die Definition von Gut und Böse. Die Geschichte dreht sich um den Schüler Light Yagami, der ein geheimnisvolles Notizbuch findet. Dieses Notizbuch ermöglicht es ihm, Menschen zu töten, indem er einfach ihren Namen aufschreibt.
Das Notizbuch, ein Werkzeug göttlicher Macht, wird von einem Shinigami (Todesgott) namens Ryuk in die Welt gebracht. Ryuk begleitet Light auf seinem Weg, während dieser sich selbst als Gott sieht und eine "gerechte" Welt schaffen will. Sein Ziel ist es, Verbrecher zu bestrafen, indem er sie tötet. Doch diese Vision von Gerechtigkeit wirft eine zentrale Frage auf: Ist Light ein Erlöser, der die Welt vom Bösen befreit, oder ein Antagonist, der selbst zur Bedrohung wird?
Die Gesellschaft ist in ihrer Wahrnehmung Lights gespalten: Die einen sehen in ihm einen Gott, die anderen verurteilen seine Taten als grausam. Der Manga lädt dazu ein, über die Grenzen zwischen Gut und Böse und die Verantwortung von Macht nachzudenken.
2. "To Your Eternity": Ewiges Leben als Fluch
In "To Your Eternity" von Yoshitoki Ōima steht die Idee eines göttlichen Schöpfers im Mittelpunkt. Dieser Schöpfer ist der Leere überdrüssig und erschafft ein unsterbliches Wesen namens Fushi. Dieses Wesen hat die Fähigkeit, die Gestalt und die Erinnerungen von Verstorbenen anzunehmen, die ihm nahestanden.
Fushi begibt sich auf eine Reise, um die Menschheit und ihre Emotionen zu verstehen. Dabei thematisiert er den ewigen Kreislauf von Leben und Tod. Während viele Menschen das ewige Leben als Segen empfinden, zeigt der Manga die andere Seite: Einsamkeit, Leid und Verlust. Während Fushi heranwächst und lernt, wird er von anderen als göttliche Figur verehrt und es entsteht eine Religion um ihn.
Der Manga stellt die Frage: Ist Unsterblichkeit wirklich ein Geschenk oder ein ewiges Gefängnis? Fushis Reise zeigt, dass das Leben ohne Vergänglichkeit seinen wahren Sinn verliert.
3. "20th Century Boys": Der Messias als Manipulator
Was macht einen echten Messias aus? Mit dieser Frage beschäftigt sich der Manga "20th Century Boys" von Naoki Urasawa. Im Mittelpunkt steht eine geheimnisvolle Figur, die sich selbst "Friend" nennt. Durch inszenierte Wunder, falsche Prophezeiungen und die Manipulation der Massen steigt "Friend" zum Anführer eines Kults auf.
Die Parallelen zur religiösen Symbolik sind unübersehbar. "Friend" inszeniert sich als Prophet, der die Endzeit voraussagt und eine angebliche Läuterung der Menschheit durch eine unheilbare Krankheit herbeiführt. Er präsentiert sich als Erlöser, der die Überlebenden in eine neue Welt führen will.
Die Protagonisten des Mangas, einst Unschuldige, setzen alles daran, "Friend" zu stoppen und die Menschheit vor seiner zerstörerischen Herrschaft zu bewahren. Der Manga zeigt eindrucksvoll, wie Machtmissbrauch und Manipulation im Namen von Religion und Glauben funktionieren können.
Diese drei Mangas bieten faszinierende Einblicke in religiöse, moralische und philosophische Fragestellungen. Sie zeigen, wie nah Heil und Unheil beieinanderliegen können und fordern ihre Leser dazu auf, ihre eigene Sicht auf Macht, Gerechtigkeit und Glauben zu hinterfragen.
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