Die Kirchen sind schon seit langem Träger von Bildungswerken - jetzt gründet sich in Erlangen erstmals ein muslimisches Bildungswerk (MBE). Das MBE sei das erste dieser Art in Deutschland und ein "Schritt zum Dazugehören und zur Normalität", sagte Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) am Montagabend bei der Vorstellung des Projekts. "Bildungsarbeit gehört dazu, um Teil der Stadtgesellschaft zu sein", erklärte der Vorsitzende der islamischen Religionsgemeinschaft Erlangen (IRE), Abdelilah El Badi.

In ersten Veranstaltungen werde es um das Thema Landtagswahlen gehen und eine Psychologin halte einen Vortrag über Erziehung, erklärte Kübra Tan, ehrenamtliche MBE-Sprecherin. Zur Auftaktveranstaltung an diesem Freitag (16. März) kommt Muhammad Sameer Murtaza, Islam- und Politikwissenschaftler vom Tübinger Weltethos-Institut.

Die Sprecherin der Christlich-Islamischen Arbeitsgemeinschaft (CIAG) in Erlangen, Grit Nickels, betonte, muslimische Themen seien zwar allerorten im Gespräch, die Muslime wollten aber ein Forum, "in dem wir die Themen selbst setzen können". Man wolle nicht nur immer über Kopftuch und Beschneidung diskutieren, sondern beispielsweise über Halal-Banking oder Umweltschutz.

Akademisierte Gemeindearbeit und Bildung für "einfache Leute"

Man schließe mit dem MBE eine Lücke zwischen Gemeindearbeit und der akademischen Arbeit, sagte der ehrenamtliche Sprecher Mohamoud Abushuair. Man biete eine "akademisierte Gemeindearbeit" und zugleich Bildung "für einfache Leute". In Erlangen seien die Bedingungen für die Entstehung eines solchen Bildungswerks besonders gut gewesen, erklärte Abushuair. In der Stadt mit etwa 5.000 Muslimen gebe es nur zwei Gemeinden und außerdem eine gute Zusammenarbeit mit den islamischen Lehrstühlen der Universität. Außerdem hätten die Stadt und die kirchlichen Bildungswerke die Gründung unterstützt.

Das Team des muslimisches Bildungswerks, einer selbstständigen Abteilung unter dem Dach der IRE, hat Hoffnungen, demnächst eine hauptamtliche Kraft einstellen zu können. Gelder hierfür seien bei der Robert-Bosch-Stiftung beantragt, hieß es.