Der Traum von der ebenen Bahn

Hoch über meinem Kopf spannt sich die Brücke über das Tal. Ein Zug rauscht über sie hinweg. Schnurgerade durchschneidet er den Himmel. Am Ende der Brücke verschwindet er in einem Tunnel. 250 Stundenkilometer fährt der ICE auf dieser Strecke. Es löst in mir ein erhabenes Gefühl aus, wie dieser Zug über tiefe Täler und durch mächtige Hügel fährt. Nichts kann ihn aufhalten. Die Kunst der Ingenieure macht es möglich. Mich beeindruckt das, wie die modernen Schnellzugstrecken sich auf einer ebenen Bahn durch die Landschaft ziehen.

Berge und Täler waren über viele Jahrhunderte schwierige Hindernisse auf Reisen. Sie zu überwinden braucht Zeit. Und majestätisch sieht es auch nicht gerade aus, wenn die Reisenden hinter der Kutsche herlaufen, weil die Pferde genug damit zu tun haben, die Kutsche selber den Berg hinaufzuziehen.

So kann kein König reisen. Und erst recht nicht Gott. Aber wie soll Gott sonst kommen? Dass Täler und Berge Hindernisse auf dem Weg sind, das weiß auch der Prophet Jesaja.

Es ruft eine Stimme: In der Wüste bereitet dem HERRN den Weg, macht in der Steppe eine ebene Bahn unserm Gott!

Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden, und was uneben ist, soll gerade, und was hügelig ist, soll eben werden; denn die Herrlichkeit des HERRN soll offenbart werden, und alles Fleisch miteinander wird es sehen…

Jerusalem, du Freudenbotin, erhebe deine Stimme mit Macht; erhebe sie und fürchte dich nicht! Sage den Städten Judas: Siehe, da ist euer Gott; siehe, da ist Gott der HERR! Er kommt gewaltig. (Jesaja 40,3-5)

Was für ein eindrucksvolles Bild. Gott kommt und alle sollen ihm einen Weg bereiten. Täler werden aufgefüllt. Berge werden abgetragen. Eine breite, ebene Schneise zieht sich durch die Landschaft. Und auf dieser Bahn wird Gott kommen. Und alle werden ihn sehen. Und staunen.

Ich stelle mir vor, wie Hollywood das in einem Film umsetzt. Großartig und mit großartiger Musik. Gott kommt wie ein strahlendes Licht, wie eine überwältigende Macht. Und alles andere wird daneben klein und unbedeutend. Und ich spüre, wie alles Mühsame und Beschwerliche von mir abfällt. Wie ich teil habe an diesem gewaltigen Ereignis und wie ich selber dabei größer werde. Und das Herz mir weit wird. Hollywood hat es nicht verfilmt. Noch nicht jedenfalls. Aber Georg Friedrich Händel hat diese Szene vertont.

Kommt Gott gewaltig?

Mir gefällt dieses Bild. Gott kommt und alle Welt kann es sehen. Und ich spüre die Sehnsucht, die darin liegt. Gott kommt – und alle Probleme werden klein und unbedeutend. Alles, was ich noch erledigen müsste, ist gar nicht mehr so wichtig. Wenn mir etwas nicht so gut gelingt – in der Gegenwart Gottes erscheint es mir gar nicht mehr so schlimm.

Für mich sind das die schönsten Momente im Advent. Wenn ich meinen Alltag unterbrechen kann. Wenn ich einen Schritt zurücktrete und die Aufgaben, die ich vor mir sehe, in den Hintergrund rücken. Wenn Gott kommt, komme ich auch selber zu mir. Wenn Gott da ist, kann auch ich da sein. In einem Gebet. Im Anzünden einer Kerze. Im Hören adventlicher Musik.

Es sind gerade die Adventslieder, die das Kommen Gottes besingen. Und davon erzählen, wie heilsam Gott für die Welt ist. Wenn Gott kommt, werden keine Kriege mehr geführt. Keine Menschen werden mehr unterdrückt. Alles Unrecht hat ein Ende. Und das Leben wird endlich so, wie Gott es in seiner Schöpfung vorgesehen hat. Und welche Hoffnung schwingt für viele darin mit: Dass Gott vom Himmel herabfahren möge und die Diktatoren und Gewalttäter und die Ausbeuter in ihre Schranken verweist.

Mein Lieblingslied im Advent gibt dieser Sehnsucht Ausdruck. Vor 400 Jahren ist es entstanden. Damals herrscht in den deutschen Landen Krieg, ein Krieg, der so lange dauert, dass er später der Dreißigjährige genannt wird. Dieser Krieg überzieht das Land mit unvorstellbarem Leiden.

Aber da, wo der Krieg gerade mal nicht wütet, da führen die Bewohner des Landes einen anderen Krieg - einen Krieg gegen die eigenen Mitbürger. Die Gerichte werden überflutet von Hexenprozessen. Landauf, landab werden Frauen und auch Männer angezeigt – werden beschuldigt, mit dem Teufel im Bunde zu stehen. Und es scheint jeden treffen zu können. Die Gefängnisse sind voll. Und im ganzen Land lodern die Scheiterhaufen. Werden Menschen wegen abstruser Vorwürfe verbrannt. Wegen Taten, die sie nie begangen haben. Aber die sie unter schwerster Folter gestanden hatten.

Das Unrecht, das da geschieht, liegt vor aller Augen. Und Gott? Gott scheint sich nicht darum zu kümmern, scheint sich nicht davon berühren zu lassen. Gott ist weit weg. In dieser Lage, die für viele zum Verzweifeln ist, sitzt eines Nachts ein Mann an seinem Schreibtisch. Friedrich Spee. Er hält es nicht mehr aus. Er kann nicht länger schweigen. Eine seiner Aufgaben: Die Seelsorge im Gefängnis, an denen also, die hinter Schloss und Riegel sitzen. Vielen vermeintlichen Hexen steht er bei vor ihrer Hinrichtung.

Und dabei merkt er immer deutlicher: Es ist ein Irrtum. Ein schrecklicher, tödlicher Irrtum, der wie ein Wahn das Volk befallen hat. Und er begreift: So darf es nicht weitergehen. Es dürfen nicht länger unschuldige Menschen getötet werden, bloß, weil sie nicht ins Schema passen, bloß, weil man einen Sündenbock braucht. Aber er weiß auch: Etwas gegen die Hexenprozesse zu sagen, gilt als Ketzerei. Und auch für Ketzer brennen die Scheiterhaufen.

Was soll er bloß tun? Er will nicht schweigen. Er will nicht sprachlos bleiben angesichts dieses Leidens. Und so setzt er sich hin, greift zur Feder und schreibt - schreibt gegen die Hexenverfolgung anonyme Streitschriften. Er rüttelt die Öffentlichkeit auf. Und erhebt seine Stimme und - klagt. Klagt Gott das Leid; fleht Gott an einzugreifen, nicht stumm und verborgen zu bleiben. O Heiland, reiß die Himmel auf.

Gott kommt anders

Aber die Sehnsucht erfüllt sich nicht. Nicht für Friedrich Spee. Der Himmel bleibt verschlossen und die Hexenprozesse gehen weiter. Auch für den Propheten Jesaja hat sich die Sehnsucht nicht erfüllt. Kein mächtiger Gott führte das Volk aus der Fremdherrschaft, befreite es von der Unterdrückung. Es war schlicht der fremde Herrscher, der ihnen ihre Freiheit zurückgab. Der sie wieder nach Hause ziehen ließ. Aber ihre alte Heimat ist vom Krieg verwüstet, die Städte zerstört. Und sie müssen erst einmal die Schuttberge wegräumen, bevor sie ihre Häuser wieder aufbauen können. Nicht Glanz und Gloria prägt ihre Rückkehr. Sondern Staub und karger Boden. Die Hoffnung hat sich noch nicht erfüllt. Die Sehnsucht bleibt weiter. Dass Gott kommen möge und eingreifen und Gerechtigkeit schaffen und alles gut wird.

Auch der Evangelist Lukas kennt diese Sehnsucht. Und er kennt die Worte des Propheten Jesaja, wie Täler erhöht und Berge erniedrigt werden sollen, damit Gott kommen kann.

Da geschah das Wort Gottes zu Johannes, dem Sohn des Zacharias, in der Wüste.

Und er kam in die ganze Gegend um den Jordan und predigte die Taufe der Buße zur Vergebung der Sünden, wie geschrieben steht im Buch der Worte des Propheten Jesaja:

"Es ist eine Stimme eines Predigers in der Wüste: Bereitet den Weg des Herrn, macht seine Steige eben! Alle Täler sollen erhöht werden, und alle Berge und Hügel sollen erniedrigt werden …und alles Fleisch wird das Heil Gottes sehen." (Lukas 3, 4b-6)

Da ist er wieder, dieser Traum. Gott kommt auf ebener Bahn. Keine Täler und keine Berge halten ihn auf. Und alle Welt wird sein Heil sehen. So beginnt Lukas seine Geschichte. Aber sie geht ganz anders weiter.

Sie erzählt von einem Kind. Einem besonderen Kind, das im Auftrag Gottes zur Welt kommen soll. Und dessen Eltern sich vor seiner Geburt auf den mühsamen Weg von Nazareth nach Bethlehem machen müssen. Weil es dem mächtigen Kaiser so gefallen hat. Weil er Geld für seine Kriege braucht und Listen für die Steuerschätzung anlegen will. Kleine Leute sind die Eltern dieses Kindes. Wie die meisten im Land. Die tun müssen, was die Mächtigen anordnen. In Bethlehem bleibt ihnen nur ein Stall. In Dreck und Staub kommt das Kind zur Welt. Und es sind die Ärmsten, die davon erfahren.

So kommt Gott. Als Kind. Weil das Kind uns doch näher ist als ein vom Himmel gewaltig herabfahrender Gott. Weil das Kind unser Leben teilt. Heranwächst, wie Menschen halt heranwachsen. In der Geschichte von diesem Kind erscheint Gott nicht als Überflieger und Superheld, der über unsere Köpfe hinweg die Welt wieder in Ordnung bringt. Es ist eine zutiefst menschliche Geschichte. Eine Geschichte, die Täler und Berge nicht einfach wegfegt. Aber darüber hinweg hilft.

Alle Täler sollen erhöht werden.

Ein kleiner Raum im Gemeindehaus, ein Kreis mit Stühlen, in der Mitte ein Blumenstrauß und eine Kerze. Allmählich finden sie sich ein – drei Männer und sechs Frauen. Sie haben gemeinsam, dass sie einen Menschen verloren haben, und kommen in unsere Trauergruppe. Ich begrüße einen Mann Anfang 40. Sein Sohn ist durch einen Verkehrsunfall ums Leben gekommen. Der Vater ist verzweifelt, sein Leben fühlt sich schrecklich leer an, er kann sich zu nichts mehr aufraffen, nimmt Medikamente gegen Depressionen. Eine Frau kommt, blass, mit dunklen Ringen unter den Augen. Ihr Mann ist tot am Arbeitsplatz zusammengebrochen. Seitdem steht das Leben für sie still. Sie kommt nicht darüber hinweg.

Menschen, die an einem Abgrund stehen. Vor denen sich ein schwarzes Loch auftut. Voller Schmerz. Trauer. Leere. Sie wissen nicht, wie es weitergehen soll. Aber sie haben immerhin den Schritt gewagt, mit ihrer Trauer nicht allein zu bleiben.

So treffen sie sich alle vierzehn Tage. Erzählen von dem Menschen, den sie verloren haben. Und ringen mit der Frage: Gibt es ein Leben hinter diesem schwarzen Loch? Und wenn schon niemand das Loch zuschüttet, gibt es wenigstens eine Brücke? Eine Brücke, über die sie weitergehen können? Manchmal bricht die Wut aus ihnen heraus. Wie Gott das zulassen kann. Was ich als Pfarrer denn dazu sage. Ich müsste mich doch mit Gott besonders gut auskennen. Und es tut mir leid, dass ich ihnen ihre Fragen auch nicht beantworten kann. Dass ich ihre Wut auch nur aushalten kann. Und dass Trauer Zeit braucht. Und so erzählen sie immer wieder. Von dem Verlust. Von dem Schmerz. Und irgendwann fangen sie an, auch das andere zu erzählen: Dass sie glauben, es wird weitergehen.

Der 40-jährige Vater beschreibt es eines Tages so: "Ich war ja mit meinem Glauben völlig am Ende. Wenn Gott nicht verhindert hat, dass mein Sohn stirbt, dann wollte ich mit ihm nichts mehr zu tun haben. Dann konnte er mir gestohlen bleiben. Bis dieser eigenartige Gedanke kam: Vielleicht ist das gar nicht Gottes Aufgabe, Unfälle zu verhindern. Vielleicht sieht Gott seine Aufgabe darin, auch im Unglück da zu sein. In meiner Verzweiflung habe ich gebetet: "Gott komm! Lass mich nicht allein. Schick ein Licht in meine Dunkelheit." Immer wieder habe ich mir das vorgesagt. Und ich habe erlebt, wie ich ruhiger wurde. Wie ich mich nicht mehr so schrecklich verlassen gefühlt habe. Ja, ich glaube: Gott geht mit mir über dieses dunkle Loch."

Die Täler sollen erhöht werden. Und was ist mit den Bergen?

Die Berge, die wir zwischen uns und Gott stellen.

An Weihnachten feiern wir die Geschichte des Kindes, in dem Gott sich als der zeigt, der Erbarmen mit uns hat. Der uns nahekommt. Der uns versteht. Und der uns gerade auch in den Tiefen des Lebens beistehen möchte. Dem Evangelisten Lukas reicht das aber nicht. Für ihn gibt es da noch eine andere Stimme. Die Stimme des Predigers in der Wüste, die das Kommen Gottes ankündet. Die Stimme von Johannes dem Täufer. Dieser Johannes weist auf Jesus hin. Das ist die Rolle, die die Evangelien ihm zuweisen. Er soll Jesus den Weg bereiten.

Und die Menschen kommen, um sich von ihm taufen zu lassen. Mit dieser Taufe wollen sie ein Zeichen setzen. Dass sie ihr bisheriges Leben für falsch halten. Und umkehren und ein neues Leben beginnen wollen. Ein gottgefälliges Leben. Und Lukas erzählt von der Predigt des Johannes:

Da sprach Johannes zu der Menge, die hinausging, um sich von ihm taufen zu lassen: Ihr Otterngezücht, wer hat euch gewiss gemacht, dass ihr dem künftigen Zorn entrinnen werdet?

Seht zu, bringt rechtschaffene Früchte der Buße….

Es ist schon die Axt den Bäumen an die Wurzel gelegt; jeder Baum, der nicht gute Frucht bringt, wird abgehauen und ins Feuer geworfen. (Lukas 3,7-9)

Da predigt einer keine Versöhnung und keine Barmherzigkeit. Kein "wird schon werden" und auch kein: "Alles nicht so schlimm". Da redet einer Tacheles und nimmt kein Blatt vor den Mund. Einer, der die Geduld verloren hat und den der Zorn packt. Denn es ist fünf vor zwölf. Aber die Menschen geben sich ihren Illusionen hin. "Wird schon nicht so schlimm kommen. Wir stehen doch auf der richtigen Seite." Doch Johannes lässt sie nicht aus: Es kommt nicht auf eure gute Absicht an. Es kommt auf euer Verhalten an. Nicht reden ist entscheidend, sondern handeln.

Ich habe bisher gerne über diese Zornesrede hinweg gelesen. Ist halt Johannes der Täufer – und nicht Jesus. Und Johannes ist wohl ein besonderer Eiferer des Gesetzes. Und dass hinter seinem Zorn Gott steht, wollte ich Johannes auch nicht abnehmen. Aber heute stutze ich. Auf einmal klingt das alles hochaktuell.

Und ich höre Greta Thunberg, wie sie vor den Vereinten Nationen ihre Zornesrede hält. Voller Eifer. Und voller Überzeugung: Die Klimakatastrophe wird kommen, wenn ihr nicht euer Verhalten ändert. Absichtserklärungen bringen gar nichts und reden hilft nicht. Handeln ist angesagt. Politisches, entschiedenes Handeln. Da ist auf einmal der Zorn nicht nur am Jordan, sondern mitten unter uns. Der Zorn, der uns vorhält: Es ist fünf vor zwölf. Die Axt ist schon den Bäumen an die Wurzel gelegt. Und wenn ihr nicht schleunigst umkehrt von eurem klimaschädlichen Verhalten, dann ist es ganz schnell fünf nach zwölf. Und der Baum nicht mehr zu retten. Und unsere Zukunft verspielt.

Solcher Zorn stößt bei vielen auf Ablehnung. Weil es uns Menschen schwerfällt, unser Verhalten zu ändern. Weil wir auf nichts verzichten wollen. Weil uns unser Wohlstand so lieb geworden ist. Wir wollen uns nicht den Kopf waschen lassen. Und schon gar nicht von einer 16-jährigen Schülerin. Umso erstaunlicher, wie die Menschen bei Johannes dem Täufer reagiert haben. Sie wehren die Anschuldigungen nicht ab. Sie fangen nicht an, mit Johannes zu streiten. Sie fragen ihn: Was sollen wir tun? Die Antwort klingt nicht kompliziert. Richtiges Verhalten kann ganz einfach sein. Und oft wissen wir ja auch, worauf es ankommt:

Die Menge fragte ihn und sprach: Was sollen wir nun tun?

Er antwortete aber und sprach zu ihnen: Wer zwei Hemden hat, der gebe dem, der keines hat; und wer Speise hat, tue ebenso.

Es kamen aber auch Zöllner, um sich taufen zu lassen, und sprachen zu ihm: Meister, was sollen denn wir tun?

Er sprach zu ihnen: Fordert nicht mehr, als euch vorgeschrieben ist!

Da fragten ihn auch Soldaten und sprachen: Was sollen denn wir tun? Und er sprach zu ihnen: Tut niemandem Gewalt noch Unrecht und lasst euch genügen an eurem Sold!  (Lukas 3,10-14)

Was sollen wir tun? Diese Frage löst aus der Schockstarre. Sie befreit aus der Verstrickung von Vorwürfen und Gegenvorwürfen. Sie bewahrt vor Ohnmacht und Hilflosigkeit. Sie macht uns handlungsfähig. Was sollen wir tun? Lasst Euch nicht vom Verlangen nach Geld beherrschen. Lasst euch nicht bestechen. Haltet euch an die Regeln. Lasst euch an dem genügen, was euch bezahlt wird. Tut niemandem Gewalt an und auch kein Unrecht. Und vor allem: Lasst nicht zu, dass anderen fehlt, was ihr im Überfluss habt.

Offenbar ein zeitloses Problem: Die einen sind reich und haben mehr, als sie brauchen. Die anderen sind arm und haben nicht einmal das Lebensnotwendige. Für Lukas, den Evangelisten, ist Reichtum und Habgier ein großes Hindernis zwischen uns und Gott. Für ihn ist es ein hoher Berg, der Gott daran hindert, zu uns zu kommen. Weil wir für Gott keinen Kopf haben, wenn sich für uns alles darum dreht, immer mehr zu bekommen. Weil unser Herz gefangen ist, wenn es an unserem Besitz hängt. Und wenn sich unsere Gedanken um Schnäppchen und Preisvorteile drehen, verlieren wir unsere innere Freiheit.

Und ich glaube nicht, dass es Gott gefällt, dass andere zu wenig haben, weil wir keine fairen Preise bezahlen wollen. Gott kommt. Räumt Täler und Berge weg. Aber wir können ihm helfen, können ihm den Weg bereiten. Indem wir uns für Gerechtigkeit einsetzen. Indem wir bereit sind zu teilen. Indem wir uns von der Not anderer berühren lassen. Alle werden das Heil Gottes sehen. Schön wäre es. Wir sehen es an Weihnachten. Und andere? Andere sehen es hoffentlich auch durch uns.

Evangelische Morgenfeier vom 15.12.2019 mit Dekan Christopher Krieghoff, Nürnberg. Thema: Gott kommt – aber wie!? (Jes. 40, 3-5)