Seit Dezember 2019 ist Saskia Esken eine der beiden Vorsitzenden der SPD. In den aktuellen Verhandlungen mit der Union über die künftige Bundesregierung spielt sie eine zentrale Rolle. Doch wie hält es die studierte Informatikerin mit Religion, Glaube und Kirche?

Saskia Esken: Konfessionslos oder nicht?

Saskia Esken und die Kirche – das ist keine klassische Liebesgeschichte. Zumindest keine, die sich öffentlich abspielt. In ihrer Kurzbiografie auf der Bundestags-Website findet sich kein Hinweis auf eine Konfession. Das muss nicht zwingend bedeuten, dass sie keiner Kirche angehört – doch unwahrscheinlich ist es nicht.

Andererseits sagt sie Sätze wie:

"Religionsgemeinschaften sind Orte des Zusammenhalts."

Klingt generisch, aber auch nicht wie die Worte einer überzeugten Kirchengegnerin. Gleichzeitig vertritt sie klar säkulare Positionen: Sie setzt sich für die Ablösung der Staatsleistungen an die Kirchen ein – wie es das Grundgesetz vorsieht – und betrachtet das kirchliche Arbeitsrecht kritisch. Ihr Standpunkt: Wer keine geistliche Funktion hat, sollte in kirchlichen Einrichtungen dem allgemeinen Arbeitsrecht unterliegen.

Dass sie trotzdem regelmäßig mit Kirchenvertretern spricht, hat wohl weniger mit persönlicher Religiosität als mit politischem Pragmatismus zu tun. 2023 traf sie sich mit dem Zentralkomitee der deutschen Katholiken (ZdK), um über Frieden, Flucht und Migration zu diskutieren. Ihr Fazit:

"Wertvoll."

Sachlich, nicht euphorisch – aber immerhin auch nicht genervt.

Zwischen Kirchenbank und Parteibasis

Esken ist keine Gegnerin der Kirche, aber auch keine Freundin der großen Gesten. Zur Wiedereinweihung einer Kirche in ihrer Heimat erschien sie beim Festgottesdienst – und postete es auf Facebook:

"Prälat Christian Rose hat eine sehr warmherzige Festpredigt gehalten und darüber gesprochen, welche Herausforderungen mit dem Klimaschutz, mit sozialer Gerechtigkeit und mit dem Streben nach Frieden verbunden sind und was es braucht, um die Menschen mit einer solchen Botschaft zu erreichen."

Das klang nicht nach Pflichttermin, aber auch nicht nach Herzensangelegenheit. Eher nach einer Politikerin, die weiß: Die Kirchen haben gesellschaftliches Gewicht – und das kann man nicht einfach ignorieren.

Fazit: Nähe ohne Bindung

Saskia Esken hält die Kirche auf Distanz, ohne sich ihr völlig zu verschließen. Glaubensfragen überlässt sie anderen, doch wenn Religion politisch wird, ist sie dabei. Nähe ohne Bindung – so bleibt sie unabhängig. Und kann jederzeit wieder aussteigen.

Kommentare

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BB am So, 16.03.2025 - 09:45 Link

Es ist schade, dass der Artikel von Oliver Marquart nicht auf einem persönlichen Gespräch mit Frau Esken beruht.
Lediglich wurden ihre Äußerungen auf social media analysiert und interpretiert.
Was in ihrem Inneren tatsächlich vorhanden ist und warum das so ist, welche Erfahrungen sie im Laufe ihres Lebens mir Kirche gemacht hat, was geprägt hat, all das kommt nicht zur Sprache.

Könnte ja sein, dass sie als Person des öffentlichen Lebens nicht alles preisgibt, was sie sich denkt, was sie glaubt.
Ich finde, dass hier nicht sehr gut recherchiert wurde, Erlöser Journalismus sieht für mich anders aus.

Victoria Lieberum am So, 16.03.2025 - 09:21 Link

Erschreckend, welches Selbstverständnis von Kirche das Sonntagsblatt hier entlarvt: :“Religionsgemeinschaften sind Orte des Zusammenhaltes“ - wird kommentarlos akzeptiert? Das ist jeder Turnverein auch und das war auch manche Gruppe der FDJ, aber tragischerweise auch der HJ. Müsste das Sonntagsblatt nicht kurz anmerken, was Frau Esken da an der Kirche alles übersieht? Oder gibt es oft gar nicht mehr „mehr“?
Dann wird die Botschaft einer Predigt referiert: Man beschränkt sich auf Klimaschutz, soziale Gerechtigkeit und Streben nach Frieden, ein bisschen Warmherzigkeit gerne obendrauf - auch hier kein Unterschied zum Parteiortsverband (das fordert doch von CDU bis SPD jede demokratische Partei, wovon ich AfD und Linke bewusst ausnehme).
Das Sonntagsblatt offenbart das enttäuschende Selbstverständnis der evangelischen Kirche: tendenziöser Politverein, Verkündigung und Glauben sind keine Kernaufgabe mehr?