Fronleichnam gehört zu den bedeutendsten Festen im katholischen Kirchenjahr und wird mit großer Feierlichkeit begangen. Es erinnert an das letzte Abendmahl, das Jesus mit seinen Jüngern gefeiert hat – jenes Mahl, bei dem er Brot und Wein als sein Leib und Blut eingesetzt hat.
An diesem Tag feiert die katholische Kirche vor allem die reale, leibliche Gegenwart Jesu in den Sakramenten: Auch nach seinem Tod und seiner Auferstehung ist Christus im geweihten Brot und Wein gegenwärtig und schenkt seinen Gläubigen Trost und Nähe.
Fronleichnam: Prozession mit Monstranz
Der Feiertag ist geprägt von besonderen Gottesdiensten unter freiem Himmel, bei denen sich die Gemeinde versammelt, um gemeinsam zu beten, zu singen und den Glauben sichtbar zu bezeugen. Zentral ist dabei die festliche Prozession, bei der der Priester die geweihte Hostie – das geweihte Brot – in einer kunstvoll verzierten "Monstranz" trägt, einem liturgischen Schaugefäß, das die Heiligkeit dieses Moments unterstreicht.
Die Prozession zieht durch Straßen und über Felder, oft begleitet von Blasmusik, Fahnen und Blumen, und macht an mehreren geschmückten Altären Halt. Dort werden Passagen aus den Evangelien vorgelesen, Fürbitten gesprochen und der eucharistische Segen erteilt – ein Zeichen des Schutzes und der Gottesnähe für alle Menschen und Orte entlang des Weges.
Dossier
Das Christentum ist die größte Religionsgemeinschaft der Welt. Rund 2,3 Milliarden Menschen bekennen sich zu Jesus Christus. Aber woran glauben Christen genau? Welche Bedeutung haben Feste und Feiertage wie Weihnachten, Ostern, Himmelfahrt und Pfingsten? Und was steckt hinter dem Vaterunser oder der Begrpredigt? Lesen Sie es nach in unserem Dossier!
Warum Katholiken Fronleichnam feiern, Protestanten nicht
Der Grund, weshalb Katholiken Fronleichnam feiern und Protestanten nicht, liegt in einem der komplexesten und umstrittensten Themen seit Beginn der Reformationsbewegung: Die beiden Konfessionen haben ein unterschiedliches Verständnis vom Abendmahl.
Im Neuen Testament sagt Jesus beim Abendmahl über Brot und Wein:
"Das ist mein Leib [...] Das ist mein Blut." (Matthäus 26,17-30)
Nach katholischer Lehre verwandeln sich Brot und Wein bei der Eucharistie in Leib und Blut Christi. Sie sind von diesem Moment an also tatsächlich Leib und Blut Christi. Bleiben nach dem Austeilen der Kommunion Hostien übrig, werden sie aus diesem Grund auch nicht weggeworfen, sondern bis zur nächsten Abendmahlsfeier aufgehoben.
Für Lutheraner bleiben Brot und Wein in ihrer Substanz das, was sie sind: Brot und Wein. Während des Abendmahls ist Christus jedoch "in, mit und unter" Brot und Wein gegenwärtig, wie es in einer lutherischen Bekenntnisschrift heißt (Konkordienformel, 1577/1580). Die Theologie spricht bei dieser mittleren Position von "Realpräsenz".
Reformierte hingegen sehen in Brot und Wein Symbole. Der Schweizer Reformator Huldreich Zwingli etwa sprach anfangs noch davon, dass Christus im Abendmahl auf die Erde herabsteige. Doch unter dem Einfluss des Humanismus rückte er von dieser Vorstellung ab: Christus bleibt im Himmel; das Mahl erinnert lediglich an Christi Tod und Auferstehung.
Streit zwischen Katholiken und Protestanten
Konflikte um das Fronleichnamsfest entstanden während der Reformation im 16. Jahrhundert. Martin Luther (1483-1546) nannte es 1527 unter anderem das "schädlichste aller Feste" und betrachtete die Prozessionen als unbiblisch und als Gotteslästerung. Die katholische Kirche reagierte auf dem Konzil von Trient, der von 1545 bis 1563 tagte, und wertete das Fronleichnamsfest zu einer Art gegenreformatorische Machtdemonstration auf.
So entstanden in Gegenden, in denen sowohl Katholiken als auch Protestanten wohnten, Auseinandersetzungen: Evangelische Bauern düngten aus Protest ihre Felder an Fronleichnam. In manchen Orten verzichteten Katholiken vorsichtshalber auf Prozessionen, um die protestantische Bevölkerung nicht zu provozieren.
Feiertag in vielen Bundesländern
Das Wort Fronleichnam leitet sich von den mittelhochdeutschen Begriffen "vron" für "Herr" und "lichnam" für "lebendiger Leib" ab. Das Fest wird seit dem Mittelalter immer am zweiten Donnerstag nach Pfingsten gefeiert.
Der Ursprung geht auf eine Vision der Nonne Juliane von Lüttich (etwa 1191 bis 1258) zurück. Sie soll im Traum ein Zeichen erhalten haben, dass der Kirche ein Fest zur Eucharistie fehle.
In Bayern, Baden-Württemberg, Hessen, Rheinland-Pfalz, Nordrhein-Westfalen und im Saarland ist Fronleichnam ein gesetzlicher Feiertag. Auch in Teilen von Sachsen und Thüringen müssen Erwachsene an diesem Tag nicht zur Arbeit und Kinder nicht zur Schule gehen.
Kommentare
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War Gründonnerstag nicht der…
War Gründonnerstag nicht der Tag mit dem letzten Abendmahl...? Müsste so ein Artikel das nicht wenigstens mit einem kurzen Gedanken streifen?
Eigentlich war es das erste…
Eigentlich war es das erste und letzte Abendmahl.
Oder war es eben das letzte Essen welches Jesus mit seinen Juengern geteilt hat.
Und immer wenn Christen zusammen essen,sollen sie gedenken an den Kreuzestod Jesu.
Es gab Wein zu trinken wie wahrscheinlich immer bei einem Festessen,war doch ein Fest?
Aber es gab nicht diese Hostien.Brot und Wein als Symbol.
Jesus hat auch nicht gesagt dass man im Tempel oder jetzt eben in der Kirche dieses Abendmahl als Erinerung feiern soll.
Und das man einen Tag braucht um dies zur Schau zu stellen.
Es ergibt irgendwie keinen Sinn.