Für Renate Hanglberger, dritte Bürgermeisterin in der Isar-2-Standortgemeinde Essenbach, ist der Tag der Abschaltung der Atomkraftwerke Emslang, Neckarwestheim 2 und Isar 2 ein guter Tag, wie sie dem Evangelischen Pressedienst (epd) sagte: "Ich bin froh, dass wir aussteigen."

Hanglberger ist ÖDP-Marktgemeinderätin und auch Bio-Landwirtin.

Atomkraftwerk-Abschaltung

"Für mich war immer klar: Streckbetrieb wegen der Energiemangellage ja, neue Brennelemente nein", sagte Hanglberger. Mit ihrer Gegnerschaft zum Atomkraftwerk vor ihrer Haustüre war sie zwar nie alleine - aber auch nie in der Mehrheit.

"Insofern bin ich froh, dass das jetzt ein Stück weit sein Ende findet", sagte sie.

Allerdings habe sie die Meinungsverschiedenheiten dazu vor Ort nie als "unversöhnliche Gegnerschaft" erlebt: "Aber es war schon so, dass sich Gegner und Befürworter nur selten vom Gegenteil haben überzeugen lassen."

Hanglberger sagte, sie kenne viele Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus Isar 2. "Die haben immer alle einen guten Job gemacht und waren verantwortungsbewusst", erläuterte sie. Sie gehe davon aus, dass dies auch beim Rückbau so sein wird.

Risiko beim Rückbau der Atomkraftanlagen?

Dennoch sei die Atomkraft eine Hochrisikotechnologie, die nicht in jeder Situation beherrschbar sei, wie man an verschiedenen Kraftwerks-Unfällen in den vergangenen Jahrzehnten gesehen habe. Hauptknackpunkt für sie sei aber die ungeklärte Frage der sicheren Atommüll-Lagerung.

"Es ist doch so: Das, was von den AKWs übrig bleibt, strahlt Millionen Jahre", betonte die Bio-Landwirtin:

"Für mich gehört das zusammen gedacht: Ich kann nicht für einen Weiterbetrieb von Atomkraftwerken sein, aber den Müll dann nicht bei mir vor der Haustür in einem Endlager haben wollen."

Die angeblichen Vorteile eines AKW für die Standortgemeinde - etwa durch hohe Gewerbesteuereinnahmen - hätten sich in den vergangenen Jahren schon stark verflüchtigt: "Die finanziellen Vorteile waren zuletzt sehr überschaubar", sagte sie.

Abschaltung der letzten AKWs

Die drei letzten deutschen AKWs sollten laut Atomgesetz eigentlich bereits Ende 2022 abgeschaltet werden. Unter dem Druck der Opposition und einer möglichen Energiekrise hatte Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) jedoch den Weiterbetrieb bis zum 15. April angeordnet.

CDU/CSU, AfD und FDP drängen darauf, die Laufzeiten der Reaktoren zu verlängern oder sie zumindest im "Stand-by-Betrieb" zu halten. Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck (Grüne) hat den Atomausstieg jedoch als "unumkehrbar" bezeichnet.

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