Der Nürnberger Jesuitenpater Jörg Alt hat an Heiligabend mit einer Mahnwache vor der Justizvollzugsanstalt Stadelheim in München gegen den Präventivgewahrsam für Klimaaktivisten demonstriert. "Die Inhaftierten befinden sich in guter Gesellschaft: Eine zentrale Figur der vorweihnachtlichen Bibellesungen ist Johannes der Täufer. Auch er kritisierte die Mächtigen seiner Zeit und wurde deshalb von diesen weggesperrt, weil seine Rede unbequem war", sagte Alt laut Mitteilung.

Bis Samstagmittag saßen insgesamt elf Personen, die sich bei Protesten und Blockaden festgeklebt hatten, in Präventivgewahrsam, teilweise bis zum 5. Januar. Im Laufe des Tages seien drei Personen entlassen worden, sagte eine Sprecherin des Polizeipräsidiums München auf Anfrage des Evangelischen Pressedienstes (epd). Von ihnen haben sich zwei direkt im Anschluss in der Nähe des Hauptbahnhofes erneut auf der Straße festgeklebt. Laut Polizei München entstanden dadurch jedoch keine größeren Verkehrsbehinderungen. Wie weiter mit den beiden Protestierenden umgegangen werde, müsse noch geklärt werden.

Der Jesuitenpater setzte sich bei der Mahnwache für das Freikommen der übrigen acht Aktivistinnen und Aktivisten ein. Er kritisiert den Präventivgewahrsam als unverhältnismäßig angesichts der Dringlichkeit des Klimanotstands. "Das sind keine Terroristinnen oder Chaoten, das sind mutige Menschen, die uns aus unserer Lethargie angesichts der Klimakatastrophe, aus unserem Nicht-Handeln wider besseres Wissen wachrütteln wollen", sagte Barbara Schäfer, die Mutter des inhaftierten Vincent Schäfer, laut Mitteilung. Sie forderte die Politik auf, die Protestierenden nicht wegzusperren, sondern mit ihnen zu reden.

Seit Oktober protestieren Mitglieder der Gruppen "Scientist Rebellion" und der "Letzten Generation" in München, unter anderem mit Straßen- und Flughafenblockaden. Der Freistaat nutzte in mehreren Fällen den vom Polizeiaufgabengesetz ermöglichten Präventivgewahrsam, um Aktivisten von weiteren Klebe-Aktionen abzuhalten.