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Hunderte Menschen haben am Sonntag bei einem Gedenkgottesdienst vor und in der Aschaffenburger Stiftskirche der Opfer der tödlichen Messerattacke vom Mittwoch gedacht. Bayerns Landesbischof Christian Kopp appellierte an den Zusammenhalt. Ministerpräsident Markus Söder (CSU) warnte davor, dass "der Hass von einigen" die ganze Gesellschaft erfasse.

Am Mittwoch waren in einem Aschaffenburger Park ein zwei Jahre altes Kind und ein 41-jähriger Mann getötet sowie drei weitere Menschen teils schwer verletzt worden.

Kopp: "Das ist so abgründig"

Landesbischof Kopp sagte, auch ihn mache das Geschehen fassungslos: "Ein Erwachsener gegen ein kleines Kind. Das ist so abgründig, dass es tiefer nicht mehr geht." Gleichwohl dürfe man sich die "Entscheidung für die Nächstenliebe" weder von "einer einzelnen Person, die psychisch krank war", noch von jenen Kräften, "die diese Tat für das Spalten der Gesellschaft nutzen" wollten, nehmen lassen: "Unser Wille zum Ausgleich und zum friedlichen Miteinander" sei "viel stärker als der Hass und die Gewalt Einzelner".

Der Imam der muslimischen Ahmadiyya-Gemeinde, Zischan Mehmood, sagte, der 41-jährige Mann sei "zum Sinnbild der Mitmenschlichkeit" geworden. "Nun ist es unsere Aufgabe, diese Mitmenschlichkeit zu bewahren", sagte der Imam, zu dessen Gemeinde das getötete Kind gehörte. Es gebe "viele Spalter und Scharfmacher", die diese Tragödie ausnutzen wollten. "Der Respekt vor den Opfern" verbiete eine Instrumentalisierung, "für einen Wahlkampf, der mit Ängsten und Emotionen spielt, um auf Stimmenfang zu gehen", sagte der Imam.

Jung: "Nicht vom Hass überwinden lassen"

Der katholische Würzburger Bischof Franz Jung dankte jenen, "die in diesen Tagen ein Zeichen des Mitgefühls und der Solidarität gesetzt haben". Sie hätten damit gezeigt, dass sie sich "nicht vom Hass überwinden lassen und jeder Form von Gewalt absagen". Der Bischof würdigte "das Zusammenstehen der Bevölkerung". Damit zeige die Stadtgesellschaft, dass sie sich "nicht auseinanderdividieren" lasse. Auch dankte Jung dem 41 Jahre alten Todesopfer für seinen "selbstlosen Einsatz", als er sich schützend vor die Kita-Kinder geworfen hatte.

Aschaffenburgs Oberbürgermeister Jürgen Herzing (SPD) sagte, der 41-jährige zweifache Familienvater sei "ein Schutzengel für die Kinder" gewesen. Zugleich warnte auch er, die Bluttat politisch zu instrumentalisieren. "Es gibt viele, die in diesen Tagen glauben, Antworten zu haben", erläuterte Herzing. Es sei aber Aufgabe der Polizei, die Tat und ihre Hintergründe aufzuklären. Diese mache das "hervorragend". Aufgabe aller sei es aber, aller Wut und allem Hass zum Trotz auch künftig "ohne Hass miteinander zu leben", betonte Herzing.

Söder: "Besonnen und entschlossen reagieren"

Ministerpräsident Söder sagte in seiner Rede nach dem Gedenkgottesdienst in der Stiftskirche, die Politik müsse und werde "besonnen und entschlossen" reagieren: "Das Gute und das Böse sind keine Frage von Herkunft, Nationalität, Ethnie und Glauben." Er erinnerte namentlich an die Opfer: "Die Unfassbarkeit dieses Ereignisses ist kaum nachvollziehbar, der kleine Yannis hatte noch so viel vor sich." Auch die Zivilcourage des Familienvaters hob Söder hervor. Er kündigte an, Kai-Uwe Danz posthum die bayerische Rettungsmedaille zu verleihen.

Hunderte Menschen verfolgten die Gedenkfeier in der restlos besetzten Basilika auf dem Platz vor der Kirche auf einer Großbildleinwand. Vor dem Gottesdienst hatte Söder gemeinsam mit Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) Kränze zum Gedenken niedergelegt. An der Gedenkfeier nahmen neben Söder und Faeser unter anderem Vize-Ministerpräsident Hubert Aiwanger (Freie Wähler), die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien, Claudia Roth (Grüne), und Bayerns Gesundheitsministerin Judith Gerlach (CSU) teil.

Am Mittwochmittag hatte ein Mann im Schöntal-Park nahe der Aschaffenburger Innenstadt unvermittelt eine Kita-Gruppe mit einem Messer angegriffen. Dabei wurden ein zweijähriger marokkanischer Bub und ein zu Hilfe eilender Mann (41) tödlich mit einem Küchenmesser verletzt. Drei weitere Personen, ein zweijähriges syrisches Mädchen aus der Kita, eine 59-jährige Erzieherin sowie ein 72-jähriger Mann wurden teilweise schwer verletzt.

Kurz nach der Tat nahm die Polizei einen 28-jährigen als Tatverdächtigen fest. Der mutmaßliche Täter war offenbar psychisch krank, Hinweise auf eine andere Motivation gibt es bisherigen Erkenntnissen zufolge nicht.

Mitgefühl ausgesprochen 

Bereits kurz nach der Tat hatte der evangelische bayerische Landesbischof Christian Kopp den Familien und Angehörigen sein Beileid ausgesprochen. 

"Das Attentat in Aschaffenburg ist entsetzlich. Die Tötung eines Kindes und eines Mannes, der auch noch helfen wollte, sowie die Verletzungen, die weitere Menschen erlitten haben, sind völlig unbegreiflich."

Die Gedanken und Gebete seien bei den Familien und Angehörigen der Opfer und bedankte sich bei allen, die schnell und entschlossen gehandelt hätten, um noch Schlimmeres zu verhindern:

"Jetzt ist es wichtig, als Gemeinschaft zusammenzustehen und füreinander da zu sein." Gemeinsam müsse man Wege finden, um der Gewalt und dem Leid entgegenzuwirken.

Regionalbischöfin: "Zutiefst erschüttert"

Auch die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski dankte den Einsatzkräften. "Die Rettungskräfte, die Polizei, die Feuerwehr und das Krisenteam mit der Notfallseelsorge waren schnell zur Stelle, um zu helfen", sagte die evangelische Theologin.

Sie sei "zutiefst erschüttert" über die schreckliche Bluttat, bei der ein zweijähriger Junge und ein 41-jähriger Mann getötet und drei weitere Menschen zum Teil schwer verletzt wurden. "Ich denke an die Opfer und ihre Familien und vertraue sie Gott an", sagte die Regionalbischöfin: "Bringen wir unsere Trauer, unser Entsetzen und unsere Not vor Gott und bitten ihn um Trost und Hilfe, um Frieden und Besonnenheit."

Auch der katholische Würzburger Bischof Franz Jung sagte, er sei zutiefst erschüttert "über diese abscheuliche Gewalttat". Im Gebet sei er mit den Opfern und deren Angehörigen verbunden. "Bitten wir Gott um Frieden in der Stadt Aschaffenburg und in unserer Gesellschaft", fügte er hinzu. Auch er dankte den Rettungskräften und der Polizei für ihren Einsatz "in dieser extremen Herausforderung".

(lau/om/epd)

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