Es war ein echter Zufallsfund. "Ich habe einfach mal nachgefragt, ob vielleicht das Kollektenbüchlein von Pfarrer Hopfer in Augsburg aufbewahrt wird. Und just bekam eine ein Ja und einige Faksimiles", freut sich Ratz über seine erfolgreiche Initiative im Frühjahr. 1650 war der erste Pfarrer der 1525 gegründeten evangelischen Gemeinde auf eine sogenannte "Kollekten-Reise" gegangen, um Spender für den Wiederaufbau der Kirche zu suchen, die an der Stelle entstehen sollte, an der die während des Dreißigjährigen Krieges zerstörte Ottmarskapelle einst stand.

Thomas Hopfer suchte nicht nur evangelische Fürstentümer und Städte in Deutschland, sondern auch im skandinavischen Raum auf – und erhielt einen Batzen Geld von der verwitweten Gemahlin von König Gustav Adolf und den schwedischen Bischöfen. Ein Startkapital, das bis heute haltende, enge Beziehungen zwischen der Heilig-Kreuz-Gemeinde und Schweden begründet hat. Zuerst hatte sich vor wenigen Monaten Königin Silvia persönlich für Spenden der Kirchensanierung ausgesprochen. Jüngst hat der schwedische Bischof Åke Gabriel Bonnier stolze 26.000 Euro aus seiner privaten Schatulle für das Augsburger Gotteshaus bereitgestellt.

Fledermäuse als regelmäßige Bewohner

Wahrscheinlich hat es sich auch bis in den Norden herumgesprochen, dass die Heilig-Kreuz-Gemeinde eine lebendige ist. Was man auf jeden Fall von den erst 2021 entdeckten Bewohnern des Dachstuhls sagen kann: Dort fliegen Zwergfledermäuse während ihres Winterquartiers ein und aus. "Man sieht sie um den Kirchturm schwirren – so als ob sie freudig feiern, wieder kommen zu dürfen", lacht Ratz. Mittlerweile hat die Gemeinde ihren Kirchturm standfest gemacht, den Dachstuhl saniert und dazu geeignete Plätze für die Tiere aus der Familie der Glattnasen geschaffen. Es gab einen "Fledermausabend" mit einem Benefizkonzert der bekannten Sopranistin Sophia Brommer, man kann für die Fledermäuse sogar Patenschaften übernehmen.

Auf diese Weise hatte die Gemeinde ihren Anteil von zirka 177.000 Euro für den rund 700.000 Euro teuren, ersten Abschnitt der Renovierung mit geschultert. Jetzt kommt der zweite: Das ortsansässige Architekturbüro Endres + Tiefenbacher zählt Verpressen von Rissen an der Außenfassade, Renovierungsanstriche und Kunstschutzmaßnahmen als wichtigste Punkte auf. Ist das erledigt, sind Zimmerer- und Spenglerarbeiten an der Reihe und eine Dämmung im Dachboden. Danach kommen Sitzbankheizung, Fernwärmeanschluss und Beleuchtung neu.

Ausgeschrieben und geplant kann – unter anderem wegen der langwierigen Akquise von Förderungen – erst ab 2026, mit der Ausführung wohl erst ab dem Jahr darauf begonnen werden. "Alle Arbeiten geschehen immer mit Rücksicht auf die Fledermäuse", betont Ratz.

Er wird die Arbeiten nicht mehr als Pfarrer begleiten können. Seine Nachfolgerin ist Diakonin Elisabeth Krauß, die am 10. November um 15 Uhr ins Amt eingeführt wird. Ratz bleibt allerdings in Augsburg wohnen – und will sich weiterhin für die Heilig-Kreuz Kirche stark machen, deren Geschichte ihn in den rund zwei Jahrzehnten seines Wirkens immer wieder begeistert hat. Und wer weiß: Vielleicht geht der Pfarrer wie einst Thomas Hopfer einmal auf "Kollekten-Reise"? "Ein Gag wäre es doch", lacht Ratz. Wenn die Gemeinde im kommenden Jahr ihr 500-jähriges Jubiläum feiert, wäre dies doch ein guter Anlass.

Kopie des Kollektenbüchleins von Pfarrer Hopfer in Augsburg
Diese Kopie des Kollektenbüchleins von Pfarrer Hopfer in Augsburg hat Pfarrer Ratz im städtischen Archiv gefunden.

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