Sie sind gewissermaßen eine Randgruppe im weit gefächerten Spektrum kirchlicher Aktionsfelder: Ausgerechnet die Unternehmer standen lange Zeit im Schatten anderer Themen, bis sie im Jahr 2008 mit der sogenannten Unternehmerdenkschrift der Evangelischen Kirche in Deutschland wieder ins Blickfeld rückten. Mitgewirkt hat daran auch der Arbeitskreis Evangelischer Unternehmer in Deutschland (AEU), der 1966 als Antwort auf kirchliche Arbeitnehmergruppen und die landeskirchliche Industrie- und Sozialarbeit" gegründet wurde.

Tatsächlich gibt es gute Gründe dafür, dass die Kirche die Arbeitnehmer lange Zeit mehr im Blick hatte als die Arbeitgeber. "Kirche hatte schon immer eine besondere Liebe zu denen, die weniger Macht und weniger Privilegien haben", räumt Regionalbischöfin Dorothea Greiner ein. Und vielfach stünden Unternehmer immer noch unter einem "Generalverdacht", dass ihnen der Gewinn wichtiger sei als die Menschen. Doch zur evangelischen Tradition gehöre auch Martin Luthers oft unterschätzte Ständelehre, die darauf verweise, dass jeder Christ sich "in der Kirche, in der Wirtschaft und in der Politik" zu bewähren habe. Deshalb gelte es, das Christsein in der Wirtschaft zu unterstützen und mit dem Vorurteil aufzuräumen, dass "letzten Endes doch nur das Geld regiert".

Greiner ergreift Initiative

Und deshalb ergriff die Regionalbischöfin auch die Initiative zur Gründung der AEU-Regionalgruppe Franken/Oberpfalz, die vor genau drei Jahren, am 13. September 2012, in Bayreuth zu ihrem ersten Unternehmergespräch zusammenkam. Bei diesen Treffen geben erfahrene Referenten Impulse aus unterschiedlichsten Fachbereichen: Die Themen reichten von der Energiewende oder dem Umgang mit Kundendaten bis zur "Unternehmensführung mit christlichen Wurzeln".

Dabei verstehe man sich nicht als "politisches Korrektiv", sagt Ulrich Hornfeck, Vorstandsmitglied eines großen Vliesstoffherstellers im Landkreis Hof und Sprecher der Regionalgruppe. Anders als bei manchen anderen Lobbygruppen stehe die öffentliche Wahrnehmung nicht im Vordergrund: "Uns ist wichtig, dass im Unternehmer der Mensch gesehen wird mit seinen ganz normalen Sorgen, Ängsten und Nöten - die freilich meist aus dem Unternehmen heraus kommen." Dazu gehört nach Hornfecks Worten die persönliche Verantwortung, die jeder Unternehmer als sein spezielles "Päckchen" zu tragen habe: "Jede Entscheidung, auch jede Fehlentscheidung hat weitreichende Konsequenzen - für den Betrieb und für die Mitarbeiter."

Christ und Unternehmer sein

Unternehmer, die zugleich als bewusste Christen leben, nehmen diese Verantwortung auf besondere Weise wahr. Auf der einen Seite sind sie als Mittelständler in einer von Konkurrenz bestimmten Wirtschaftswelt "zum Erfolg verdammt" (so Regionalbischöfin Greiner), auf der anderen Seite stemmen sie sich als christliche Führungspersönlichkeiten gegen den Trend zur Entpersonalisierung.

Für Ulrich Hornfeck, der seit mehreren Jahren Mitglied der bayerischen evangelischen Landessynode ist, stellt sich hier auch die Gerechtigkeitsfrage: "Man braucht eine Antenne für die Mitarbeiter." Anders gesagt: Es geht um ehrlichen und kollegialen Umgang, um Gleichbehandlung, unabhängig von Tätigkeit, Hierarchie, Geschlecht oder Herkunft, in guten wie in schlechten Zeiten.

Mit der Bibel am Kamin

So schließt der AEU in gewisser Weise eine Lücke: Neben den öffentlichen Treffen sind es in der Region vor allem die Kamingespräche, bei denen sich die Teilnehmer in privater Runde austauschen können. Dabei wählt der jeweilige Gastgeber einen Bibeltext aus, "der ihn prägt oder an dem er sich reibt", wie es Dorothea Greiner als theologische Begleiterin der Regionalgruppe formuliert. "Wir sehen, dass Unternehmerinnen und Unternehmer geistliche Rekreation brauchen und suchen", sagt die Regionalbischöfin. Die Kreisläufe unterbrechen, innehalten, nachdenken, den Blick auf Gott und Christus lenken - "das orientiert und hilft bei der Ausrichtung der Unternehmensstrategie."

Es sind manchmal nur kleine Schritte, die aber im Alltag große Wirkung entfalten können, weiß Ulrich Hornfeck. "Wenn ich mit mir im Reinen bin, mich im Glauben gestärkt in meinem Umfeld bewegen kann, dann wird es auch für die Mitarbeiter spürbar, dass sie mir etwas wert sind und dass wir gemeinsam etwas voranbringen wollen." Und dann bleibt es nicht nur bei Referat und Bibelarbeit: "Wir nehmen Impulse mit hinaus, die uns für neue Aufgaben beflügeln."