Die Gleichstellung von Frauen in der evangelischen Kirche hat nach Ansicht des Konvents Deutscher Theologinnen große Fortschritte gemacht. Es gebe Bischöfinnen, Religionspädagoginnen und viele Berufsgruppen, die von Frauen besetzt sind, in allen leitenden Ebenen, sagte Vorstandsmitglied Christine Stradtner dem Evangelischen Pressedienst (epd).

Doch dies sei kein Selbstläufer:

"Wir sind auf einem guten Weg, aber die Gleichberechtigung muss immer wieder aktiv verteidigt und weiterentwickelt werden."

Zum Internationalen Frauentag am 8. März verweist Pfarrerin Stradtner aus Illesheim bei Bad Windsheim auf Meilensteile wie die Frauenordination, die etwa in Bayern seit 50 Jahren existiert, jedoch in einigen lutherischen Kirchen noch immer umstritten ist.

"In Lettland wurde sie sogar wieder abgeschafft – ein schockierender Rückschritt."

Biblische Vorbilder und unsichtbare Barrieren

Dabei sind biblische Bezüge zur Geschlechtergerechtigkeit für sie eindeutig: Die frühen christlichen Gemeinden seien egalitäre Bewegungen gewesen, und Frauen wie Lydia, Junia oder Priska hätten tragende Rollen gespielt.

Trotzdem gebe es bis heute gläserne Decken, also unsichtbare Barrieren, etwa in leitenden Kirchenämtern:

"In manchen Regionen sind Frauen stark vertreten, anderswo gibt es Nachholbedarf. Die Strukturen sind oft wohlmeinend, aber es werden trotzdem eher Männer nachgezogen", sagte die 55-Jährige.

Die Kirche als Vorbild für die Gesellschaft?

Für Stradtner ist die Vernetzung entscheidend. Sie sieht Organisationen wie ihren Theologinnen-Konvent als "Denk- und Kraftorte" für Frauen in der Kirche. Ein positives Zeichen sei der neue Gleichstellungsatlas der Evangelischen Kirche in Deutschland, der am 8. März veröffentlicht wird und Geschlechterverteilungen in den Strukturen der evangelischen Kirche analysiert.

Ihrer Ansicht nach können Teile der evangelischen Kirche als Vorbild für die Gesellschaft dienen: "In Sachen Menschenwürde und gleichberechtigtem Miteinander haben wir viel zu bieten", sagte Stradtner.

"Gott schuf die Menschen in Beziehung, als Gegenüber, als Gottes Ebenbilder lehrt mich meine Bibel. Da ist kein Raum für toxische Männlichkeit und Diskriminierung des Gegenübers."

Der Kampf um Gleichberechtigung geht weiter

Zum Weltfrauentag am 8. März gehen Frauen weltweit für ihre Rechte an die Öffentlichkeit. Die Anfänge der Bewegung reichen bis in die zweite Hälfte des 19. Jahrhunderts zurück – und noch immer ist das Ziel nicht erreicht.

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