Maryam Giyahchi ist viel unterwegs. Man trifft sie auf vielen Demonstrationen und Veranstaltungen für die Demokratie, für Frauenrechte, gegen Antisemitismus und Rassismus. Meistens hält sie eine Rede und oft hat sie die Demos oder Veranstaltungen mit organisiert.
Ausschlaggebend für ihr Engagement war der Tod der jungen Iranerin Jina Mahsa Amini im September 2022, der weltweit Schlagzeilen machte. Das Schicksal der jungen Frau hatte sie zutiefst geschockt und dazu veranlasst, aktiv zu werden. Maryam Giyahchis Eltern sind selbst Iraner und mit ihren drei Kindern aus ihrer damaligen Heimat geflohen.
"Mein ganzes Engagement hat angefangen mit dem Tod von Jina Mahsa Amini, da habe ich mich als Iranierin und als Deutsche engagiert für die feministische Bewegung im Iran und bin so auf den Stadtbund Münchner Frauenverbände gestoßen."
Zusammen mit dem Stadtbund Münchner Frauenverbände hatte sie damals eine Demo organisiert. Das war der Startschuss für ihr Engagement und seit Sommer letzten Jahres ist sie die Vorsitzende der Organisation. Für das Ehrenamt hat die Sozialpädagogin sogar ihre Arbeitsstelle bei der Stadt München reduziert.
In ihrer Funktion als Vorsitzende hat sie viele neue Aufgaben und Ideen. Gemeinsam vertreten die 70 Mitgliedsverbände die Interessen von Frauen und versuchen sie auf kommunaler Ebene umzusetzen. Regelmäßige Treffen und der Austausch spielen dabei eine wichtige Rolle. In vielem sind sich die teilweise sehr unterschiedlichen Frauenorganisationen einig.
Doch gerade in Hinblick auf die Spaltung in unserer Gesellschaft hat Maryam Giyahchi aktuell ein besonderes Anliegen:
"Es ist sehr wichtig, dass wir versuchen, zusammenzuhalten, weil wir in unserem Stadtbund sehr unterschiedliche Frauenorganisationen haben: ich sag mal, die Palette, wie man so schön sagt, von links nach rechts und das ist ein große aber auch wichtige Herausforderung“
Die Debatte über die Begrenzung der Migration vor der Wahl, die Radikalisierung der Meinungen, zunehmende Intoleranz, Rassismus, Gewalt und Antisemitismus beunruhigen sie. Bisher hatte sie sich als Kind iranischer Eltern, in Deutschland aufgewachsen, ganz selbstverständlich als Deutsche gefühlt. In letzter Zeit und auch nach dem Ergebnis der Wahlen macht sie sich mehr Gedanken über ihre Herkunft.
Darüber und über ihre neuen Aufgaben und Ziele als Vorsitzende des Stadtbundes Münchner Frauenverbände spricht sie in diesem Podcast.
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Hm, der erste Abschnitt ist…
Hm, der erste Abschnitt ist ein Paradoxon in sich: Den ganzen Monat geht es um die Rechte der Frauen und um mehr Miteinander, sie demonstriert gegen x,y,z... Nein, das ist mehr Gegeneinander. Für die Rechte einer Gruppe einzustehen ist nicht ehrenruehrig, ja manchmal sogar geboten und angesichts des durchaus sichtbaren Backlash vielleicht notwendiger denn je, aber man sollte solche Kämpfe nicht als mehr Miteinander verkitschen. Das ist unehrlich. Auch ist es falsch Frauenrechte, Anti-Rassismus und Kampf gegen Antisemitismus zu verrühren: Es gibt hier zwar historisch enge Verbindungen z. B. in der amerikanischen Bürgerrechtsbewegung, wo Frauen, Juden und Schwarze oft eng zusammen standen. man darf aber nicht übersehen, dass es auch rassistische Feministinnen, von Rassismus betroffene Antisemiten und patriarchale Juden gibt. Das mag eine Trivialitaet sein, der sich gerade erfahrene Feministinnen nur zu bewusst sind. Es ist aber gerade in polarisierten Zeiten gut daran zu erinnern, dass die Welt komplexer ist als ein paar Schubladen und Buzzwords. Am Ende zählt, was hinten rauskommt und gerade den Iranerinnen traue ich da einen klaren Blick für das Wesentliche zu.