„Wo zwei oder drei in einem Stream versammelt sind, da streame ich mitten unter ihnen“ – vielleicht hätte Jesus es heute so formuliert. Zumindest interpretierten „Holy Days United“ den Satz aus dem Matthäus-Evangelium augenzwinkernd im Trailer zum ersten Gottesdienst zu Ostern im April ihren Leitgedanken auf diese Weise. Geschehen soll das bei zirka fünf größeren Online-Gottesdiensten pro Jahr, an denen jeder mit internetfähigem Gerät teilnehmen kann.

Gestreamt wird über das Portal www.sublan.tv oder über den YouTube Kanal von Holy Days United. Die Gottesdienstmacher denken sich dabei ein Thema und ein Programm aus, es gibt einen roten Faden und ein Drehbuch. Zuschauer können sich über eine Chat-Funktion mit einbringen, Fragen stellen, eigene Impulse und Kommentare liefern, die gleich live beantwortet werden. Im „Holy Days United“-Team ist dann einer bestimmt, der diese interaktiven Eingaben moderiert, wie auch ein leibhaftiger Moderator durch den Gottesdienst führt. Hinter den Kulissen arbeiten dann andere Mitglieder daran, dass die Einspieler passend laufen, die Internetverbindung steht und die Kamera läuft. Es läuft in Sachen Teamwork ein bisschen also wie bei einem gewöhnlichen Gottesdienst, nur eben online. Und es muss nicht immer ein Pfarrer und auch kein Kirchengebäude sein.

Corona als Antrieb

Dass ab Mitte März coronabedingt auch die Kirchen vorerst geschlossen blieben, war ein entscheidender Antrieb für „Holy Days United“. „Wir steckten schon mitten in den Planungen zu einem Worship-Gottesdienst, als es plötzlich hieß, dass solche Veranstaltungen nicht mehr gehen“, erinnert sich Nefeli, die im sechsten Semester Theologie in Erlangen studiert und schon lange in der evangelischen Jugend ihrer Heimat in Veitsbronn/Obermichelbach aktiv ist. Da hatte sie sich schon für den Hackathon der Evangelischen Kirche in Deutschland angemeldet, bei dem Anfang April unter dem Hashtag #glaubengemeinsam rund 1000 Teilnehmer online über mehr als 100 Projekte und Ideen diskutierten, wie sich Glaube und Kirche in der digitalen und realen Welt weiter entwickeln können.

Beim Hackathon lernte Nefeli auch ihre Mistreiter im „Holy Days United“-Team kennen: Luzia und Felix aus der Nähe Erlangens, die Oberfranken Michael und Jonas sowie ein weiterer Jonas aus Castell sind die „bayerische Fraktion“. Sie sind allesamt Studenten oder in der evangelischen Jugendarbeit tätig, wie auch Bianca aus Niedersachsen. Zwei erfahrenere Mistreiter sind auch dabei: Sebastian ist Pfarrer in der Erlöserkirchgemeinde Leipzig-Thonberg, Uwe bloggt und ist Pfarrer der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau. „Wir waren uns schnell einig, dass wir den Schwung des Hackathons mitnehmen und gleich zu Ostern einen ersten Gottesdienst auf die Beine stellen wollen“, erklärt die 20-Jährige.

Videogrüße vom Landesbischof

Mit Erfolg: Rund 400 Interessierte schalteten am Ostermontag zu, als der erste Stream von „Holy Days United“ ins Netz ging und eine bunte Mischung aus Wort- und Musikbeiträgen bot. Auch Michael Wolf, Referent für Gemeindeentwicklung der ELKB, und Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm sendeten Grüße per Video, die in den Stream mit eingepflegt wurden. Das Ergebnis ist ebenso wie die zweite Auflage zum Pfingstmontag nach wie vor auf dem YouTube-Kanal des Netzwerks zu sehen und hat jeweils mehrere hundert Klicks erhalten.

Für den dritten Gottesdienst haben sich „Holy Days United“ nun kein größeres Kirchenfest, sondern den offiziellen Tag der Nächstenliebe (5. September) ausgesucht. Der soll in einer großen, weltweiten Gemeinschaft gefeiert werden. Beiträge kommen nicht nur vom Team, sondern von Partnerkirchen der ELKB aus den Ländern USA, Brasilien, Chile, Israel und Finnland von Santiago de Chile bis Finnland. „Die deutsche evangelisch-lutherische Johannesgemeinde in Pretoria freut sich, mit Christen in aller Welt einen bunten und vielfältigen Gottesdienst zu feiern. Die christliche Gemeinschaft und die befreiende Botschaft des Evangeliums kennt keine Ländergrenzen, und das ist gut so“, sagt Angelina Ahrens, Jugenddiakonin der Gemeinde in Südafrika.

Für Nefeli Xiggos geht der nächste Gottesdienst genau in die Richtung, die als Grundgedanke hinter den ganzen Mühen steht: „Unsere Vision ist es, vielen Menschen von Jesus Christus zu erzählen und sie in eine Gemeinschaft mit hinein zu nehmen, die an vielen verschiedenen Orten zwischen verschiedenen Menschen entsteht“, erklärt sie.