Angefangen hatte alles mit dem Dach: Schon seit Jahren war den Gröbenzeller Protestanten klar, dass ihre Kirche eine Verjüngungskur braucht. Auch die Elektrik war marode, die Fenster waren undicht und in der Sakristei tauchte Asbest auf. 2019 beschloss der Kirchenvorstand deshalb eine Generalüberholung samt Umbau der zentral neben dem Rathaus gelegenen Zachäuskirche.

"Doch dann kamen Corona und der Ukraine-Krieg, vieles hat sich verzögert und verteuert", berichtet Pfarrerin Susanne Kießling-Prinz. Statt der geplanten 950.000 musste die Gemeinde - trotz "Abspeck-Maßnahmen" bei den Plänen - mit 1,35 Millionen Euro rechnen. Landeskirche und Dekanat München stockten ihre Zusagen auf 300.000 und 268.000 Euro auf. Weitere 320.000 Euro finanziert die Gemeinde über ein Darlehen, der Rest kommt aus Rücklagen und Spenden.

Jetzt ist die Kirche hell und - dank Dachdämmung und Isolierglas bei den Fenstern - warm, der Raum offener und mit neuem Altar, Ambo und Taufstein ausgestattet. Die Anstrengung hat sich gelohnt, findet Kießling-Prinz, die froh ist, das Projekt in Zeiten knapper Kirchenkassen noch gestemmt zu haben. Denn für das lebendige Gemeindeleben in Gröbenzell ist die Kirche das Herzstück. Vier Chöre gibt es, mehrere Mutter-Kind-Spielgruppen, zwei Kindergärten, eine aktive Jugend und Seniorenkreise für Gesellschaftsspiele, Kultur und Wandern.

Dekanatswechsel nach dem Kirchenumbau?

Nach dem Kirchenumbau steht nun vielleicht eine weitere Neuordnung an: Gröbenzell ist Teil des Dekanats München, das derzeit eine Strukturreform vorantreibt. Bis Ende 2024 sollen sich die Gemeinden in sogenannten Nachbarschaftsregionen zusammenfinden, um die Hauptamtlichen effektiver einsetzen zu können und Doppelarbeit zu vermeiden. Für Gröbenzell sei das allerdings schwierig, sagt Pfarrerin Kießling-Prinz: "Wir haben uns schon seit etwa vier Jahren mit Puchheim und Eichenau angenähert." Beide Wunschpartner gehören zum Dekanat Fürstenfeldbruck.

Deshalb denkt Gröbenzell über einen Dekanatswechsel nach und stößt damit auch grundsätzlich auf offene Ohren. Er begrüße einen solchen Schritt "außerordentlich, weil er sich aus vielfältigen Gründen nahelegt", sagte der Fürstenfeldbrucker Dekan Markus Ambrosy auf Anfrage des Evangelischen Pressediensts (epd). Puchheim, Eichenau und Gröbenzell seien Nachbarn, eine enge Zusammenarbeit mache Sinn und die Zugehörigkeit zu einem Dekanat "erleichtert allen die Arbeit".

Etwas vorsichtiger gibt sich Christoph Jahnel, Dekan im Münchner Prodekanat West, zu dem Gröbenzell gehört. Die Gemeinde sei seit vielen Jahren mit ihren Nachbarn verbunden, es gebe gemeinsame Gottesdienstpläne und Vertretungsregelungen. Ein Pfarrer habe sogar je eine halbe Stelle in Puchheim und Gröbenzell. Das alles zeige, dass ein Dekanatswechsel "keine Voraussetzung ist, um sich als Nachbargemeinden zu verbinden".

Bekommt Fürstenfeldbruck die Zachäuskirche geschenkt?

Denn ganz so leicht ist die Umsetzung nicht, und das liegt vor allem an den Finanzen: In München wird nach dem Prinzip der Doppik gerechnet, in Fürstenfeldbruck noch nicht. Zudem erhält das Dekanat München auch für Zachäus finanzielle Zuweisungen für seine Verwaltungsstelle. Kurzfristig könne man das nicht lösen, denn mit den Geldern werden Mitarbeitende und Projekte mitfinanziert - "das ist ein längerer Prozess", so Jahnel.

Bliebe noch die Frage, ob das Dekanat Fürstenfeldbruck bei einem Wechsel der Gröbenzeller die frisch sanierte Zachäuskirche einfach geschenkt bekommt. "Das ist eine der noch offenen Fragen, die sich im Prozess ergeben haben", sagt Dekan Ambrosy. Diplomatisch gibt sich auch Dekan Jahnel: "Über diese Frage muss die Dekanatssynode München entscheiden." Er freue sich unabhängig davon "sehr darüber, wie die Zachäuskirche in neuem Gewand erstrahlen wird". Die Kirche sei viel heller und einladender geworden. "Das wollen wir bei der Wiedereinweihung am 9. Juni groß feiern" - zumindest in diesem Punkt gibt es keinerlei Diskussionsbedarf.

Kommentare

Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.

Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.

Anmelden