Mit einem ökumenischen Gottesdienst im Freien haben die westfälische Präses Annette Kurschus und Ruhrbischof Franz-Josef Overbeck in Bottrop die Interkulturelle Woche eröffnet.

Vor dem Bottroper Rathaus befassten sich die Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland und der Bischof von Essen in einer Dialogpredigt mit den biblischen Erzählungen vom Turmbau zu Babel und vom Pfingstwunder und sprachen über kulturelle Vielfalt und den Einsatz für Freiheit in der heutigen Gesellschaft.

An dem Gottesdienst waren auch der griechisch-orthodoxe Erzpriester Radu Constantin Miron sowie Pastor Konstantin von Abendroth von der Vereinigung Evangelischer Freikirchen beteiligt.

Eröffnung der interkulturellen Woche in Bottrop

Die westfälische Präses Kurschus betonte, dass die Vorstellung einer Einheitssprache, wie sie laut Bibel am Anfang gesprochen wurde, ihr einen Schrecken einjage. "Welch eine Armut wäre das", sagte die Theologin laut Predigttext. Und sie betonte: "Wo freie Menschen miteinander sprechen, da gibt es keine absolute Eindeutigkeit."

Wo Freiheit sei, gebe es immer mehrere Deutungen, auch mehrere Wahrheiten. Vielfalt sei nicht einfach harmlos bunt und nicht einfach Freude am Anderssein. Wer das behaupte, leugne die Anstrengung in der Vielfalt.

"Vielfalt braucht sorgfältige Pflege - und manchmal muss sie schlicht ausgehalten werden."

Der Essener Bischof Overbeck verwies auf die Vielfalt der Kulturen im Ruhrgebiet, mit etwa über 120 verschiedenen Nationen in einer Stadt. Das Ruhrgebiet sei ein "Leben in der Konsequenz aus dem Turmbau zu Babel". Nicht umsonst sähen Christen als ergänzendes Bild zum biblischen Sprachenwirrwarr das sogenannte Pfingstwunder an, als durch den Geist Christi die Menschen wieder neu zusammen fanden.

Über Vielfalt und Mehrdeutigkeit

Vielfalt sei herausfordernd, "aber auch stets Ausdruck unserer Freiheit", sagte Overbeck. Mehrdeutigkeit sei anstrengend, doch sie bereichere das Leben. Es brauche Menschen, die bei ihrem Einsatz für einzelne auch die Gemeinschaft aller förderten, damit Frieden durch Gerechtigkeit wachsen könne.

Der Bottroper Oberbürgermeister Bernhard Tischler (SPD), Schirmherr der Veranstaltung, verwies auf die von Migration und Integration geprägte Geschichte des Ruhrgebiets. Auch Bottrop sei Teil dieser Region und Geschichte. Interkulturalität sei selbstverständlicher Teil der Lebenswirklichkeit und des Alltags der Bottroper, ob in der Schule, der Kita, beim Sport, in der Nachbarschaft oder am Arbeitsplatz, sagte Tischler.

Um die Herausforderungen des Zusammenlebens zu meistern, seien Dialog, respektvolles Miteinander, offenes Denken und gegenseitige Achtung unverzichtbar. Die Interkulturelle Woche sei dafür die ideale Plattform.

Interkulturelle Woche als Plattform

Auf dem Eröffnungsprogramm der Interkulturellen Woche standen auch Tanz- und Musikdarbietungen sowie ein "Markt der Vielfalt". Unter den Rathaus-Arkaden sollte eine Kunstinstallation von Studierenden der Fachhochschule Düsseldorf aus rund 500 mit gefärbtem Wasser gefüllten Flaschen entstehen.

Präsentiert wurden auch Ergebnisse eines Skulpturenworkshops, den das städtische Referat Migration in Zusammenarbeit mit dem Josef Albers Museum Quadrat organisiert hat.

Über 5000 Veranstaltungen

Die bundesweite Interkulturelle Woche (IKW) findet seit 1975 statt und ist eine Initiative der Deutschen Bischofskonferenz, der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und der Griechisch-Orthodoxen Metropolie. Sie wird unterstützt von Kirchen, Kommunen, Wohlfahrtsverbänden, Gewerkschaften, Bildungsträgern, Migrantenorganisationen und Religionsgemeinschaften. In über 600 Städten und Gemeinden gibt es rund 5.000 Veranstaltungen.

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