Die Kirche muss im Dorf bleiben. Das steht für den Kulmbacher Dekan Friedrich Hohenberger an erster Stelle. Veränderungen wird es in den kommenden Jahren in der evangelischen Kirche allerdings schon geben. Das hat die Landeskirche so vorgegeben. In den kommenden zehn Jahren werden ein Drittel aller Dekanatsbezirke wegfallen, bereits bis Ende des kommenden Jahres soll es keine Förderung für die Hälfte aller kirchlichen Gebäude mehr geben, und nicht zuletzt wird auch von den Pfarrstellen bis 2035 ein Viertel gestrichen.

Da stehen gewaltige Umwälzungen bevor. Bei der Herbstsynode des Dekanatsbezirks Kulmbach vor wenigen Tagen haben sich die Verantwortlichen deshalb schon einmal Gedanken gemacht, wie es weitergehen könnte. Unter dem Motto "Neue Räume in alten Kirchen" will man die Gotteshäuser öffnen. Öffnen für Veranstaltungen, wie neulich das Chorkonzert "Musik verbindet" in der Petrikirche, das streng genommen überhaupt keinen Glaubenshintergrund hat. Denkbar wären auch Ausstellungen, in anderen Teilen Bayerns gibt es im hinteren Bereich des Gotteshauses einen Kaffeeausschank, oder die Möglichkeit einer Bibliothek.

"Die Kirchengemeinde ist zwar Eigentümer der Kirche, aber nur stellvertretend für die gesamte Gesellschaft",

sagt Dekan Fredrich Hohenberger.

Mit dem Öffnen der Kirche meint er aber auch das Öffnen für Menschen, die keiner Kirche angehören oder einen anderen Glauben vertreten. "Auch Nicht-Christen sind eingeladen, zu uns zu kommen", so der Dekan. Er gibt zu bedenken: "Die Gemeinden werden kleiner und damit finanziell schwächer, haben aber trotzdem die Lasten der Vergangenheit zu tragen." Friedrich Hohenberger sieht in der Entwicklung aber auch eine Chance: Man könne die Kirche durch die Öffnung noch stärker in den Dienst eines Ortes und dessen Menschen stellen.

"Die Kirche soll der Raum sein, wo die Welt Platz hat", so formuliert es der Dekan. Er sagt aber auch: "Es darf nicht darum gehen, aus der Kirche einen weltlichen Saal zu machen."

Dabei steht die evangelische Kirche im Dekanat Kulmbach eigentlich ganz gut da. Sämtliche Pfarrstellen seien praktisch besetzt. Auch für die aktuelle Vakanz in Mangersreuth sei die Neubesetzung schon geklärt. Dort folgt Christian Schmidt aus Erlangen auf die bisherige Pfarrerin Bettina Weber. Bereits im November wird Anja Strehlau als neue Pfarrerin von Trebgast in ihr Amt eingeführt. Eine weitere Änderung wird in Kürze in Wirsberg anstehen. Damit wären alle 23 Pfarrstellen besetzt, die dem Dekanat Kulmbach seit diesem Jahr zugeteilt sind. Allerdings hatte es auch hier schon eine Reduzierung um drei Stellen gegeben. Gleichwohl verringerte sich auch die Zahl der Mitglieder im Dekanat seit 2018, dem Zeitpunkt der letzten Kirchenvorstandswahlen um rund 2900 auf 25800 Mitglieder. Das ist ein Rückgang von 10,1 Prozent.

Derzeit kein Thema sei eine etwaige Zusammenlegung der Dekanate Kulmbach und Thurnau. Die Zusammenarbeit soll aber schon weiter ausgebaut werden. So wie überhaupt auch die Zusammenarbeit der Gemeinden verstärkt werden soll.

"Die Kirchengemeinden machen sich auf den Weg",

sagt Dekan Friedrich Hohenberger. Er gibt aber auch zu bedenken, dass eine Zusammenarbeit weder Not noch Strafe darstellt, sondern eigentlich eine Art Königsweg für die Zukunft der Kirche ist.

Zuversichtlich stimmen den Dekan die Kirchenvorstandswahlen vor einigen Tagen. In Sachen Wahlbeteiligung liege Kulmbach mit 30,7 Prozent ganz klar über dem Landesdurchschnitt, freut sich Friedrich Hohenberger. Gerade im ländlichen Raum sei eben doch noch eine stärkere Bindung an die Kirche festzustellen als in städtischen Ballungsräumen. Manche Gemeinde, wie etwa Kirchleus-Gössersdorf oder Lehenthal hätten eine Wahlbeteiligung von fast 60 Prozent.

"Da kann man nicht sagen, dass die Kirche schwächelt",

so der Dekan. Zumal die Jungwähler oft die stärkste Gruppe ausmachen. Bei den Erstwählern hätten dekanatsweit über 36 Prozent ihre Stimme abgegeben. In Harsdorf, Kirchleus-Gössersdorf, Burghaig, Stadtsteinach-Rugendorf und an der Kreuzkirche in Kulmbach habe sich mehr als die Hälfte aller Jugendlichen bewegen lassen, zur Wahl zu gehen. Dies liege allerdings auch daran, dass man ab der Konfirmation, also in der Regel ab dem 14. Lebensjahr wählen und damit auch mitreden darf.

Bayernweit wurden in rund 1500 Kirchengemeinden knapp 8500 neue Kirchenvorsteher gewählt. Sie werden in den kommenden sechs Jahren gemeinsam mit den Hauptberuflichen die Leitung ihrer Gemeinden übernehmen. Landesweit lag die Wahlbeteiligung einer Mitteilung zufolge bei rund 25 Prozent. Die neu gebildeten Kirchenvorstände werden am 1. Advent in ihr Amt eingeführt. Kirchenvorstände tragen die Verantwortung für die strategische Ausrichtung der gemeinden, für Personalentscheidungen und für die Gestaltung des Gemeindelebens.

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