Warum ist King Charles III der "Defender of the Faith"?

König Charles III ist "Defender of the Faith", weil er der souveräne Herrscher des Vereinigten Königreichs und damit Oberhaupt der Church of England ist. Dieser Titel wurde erstmals im Jahr 1521 von Papst Leo X. an den englischen König Heinrich VIII. verliehen. Dies geschah als Anerkennung für dessen Verteidigung der römisch-katholischen Kirche gegen den Einfluss des deutschen Reformators Martin Luther.

Später gründete Heinrich VIII. wegen eines Streits mit dem Papst die Church of England und ´sagte sich von der römisch-katholischen Kirche los. Den Titel "Defender of the Faith" behielt er jedoch, und fügte ihn der offiziellen königlichen Titulatur hinzu. Seitdem wird er von jedem englischen Monarchen getragen und ist Teil der offiziellen Titulatur.

Der Titel "Defender of the Faith" soll daran erinnern, dass der Monarch ein wichtiger Akteur der religiösen Landschaft des Vereinigten Königreichs ist und seine Verantwortung für den Schutz und die Förderung des christlichen Glaubens trägt.

Prince Charles hat diesen Titel automatisch geerbt, als er im Jahr 2022 den Thron besteigen musste und zu King Charles III wurde. Als Monarch wird von ihm erwartet, die Church of England zu unterstützen und ihre Interessen zu verteidigen, auch wenn er persönlich nicht unbedingt mit allen ihren Glaubenssätzen übereinstimmt.

Wie wird King Charles den Titel interpretieren?

Es spricht einiges dafür, dass der neue König den Begriff "Faith" (Glauben) weiter und freier interpretieren wird als seine Vorgänger*innen. So sagte Charles bereits kurz nach seiner Inthronisierung, die Glaubensrichtungen, die in der vielfältigen britischen Gesellschaft gedeihten und zu ihr beitrügen, seien unterschiedlich. Im Zentrum stünde ein klares kollektives Bekenntnis zu den lebenswichtigen Prinzipien der Gewissensfreiheit, der Großzügigkeit des Geistes und der Fürsorge für andere: "Als König bin ich entschlossen, diese Grundsätze in allen Gemeinschaften und für alle Glaubensrichtungen zu bewahren und zu fördern, und zwar von ganzem Herzen."

Weiter erklärte Charles, als Monarch wolle er die Vielfalt der Religionen in Großbritannien schützen und "diejenigen, die anderen spirituellen Wegen folgen, ebenso respektieren will wie diejenigen, die versuchen, ihr Leben im Einklang mit säkularen Idealen zu leben".

Das klingt, als ob King Charles III seine Rolle statt eines "Defender of the Faith" eher als einen "Protector of faiths" sieht: Ein König, der das Recht auf positive wie negative Glaubensfreiheit aller Brit*innen schützt, nicht einen bestimmten, in diesem Fall den christlichen Glauben. 

Dazu passt die religiöse Diversität bei der Krönungszeremonie: Hindus, Zoroaster, Jaina und Muslime werden die heiligen Krönungsrequisiten auf Samtkissen herbeitragen. Eine jüdische Baronin wird die Krönungsrobe bringen.

Was wissen wir über King Charles' Glauben?

Und wie hält er's mit der Religion? Der neue König erklärte nach dem Tod seiner Mutter, Queen Elizabeth II, die besondere Beziehung und Verantwortung des Monarchs gegenüber der Church of England -

"der Kirche, in der mein eigener Glaube so tief verwurzelt ist."

In diesem Glauben und den Werten, die er vermittelt, sei er erzogen worden, fuhr Charles fort. 

Großes Interesse zeigte Charles auch an einer weiteren Weltreligion: dem Islam. Schon immer an Umwelt-Themen interessiert, schlug er bereits 1996 vor,  dass eine Würdigung der islamischen Ansichten über die Natur "uns im Westen helfen würde, unseren praktischen Umgang mit dem Menschen und seiner Umwelt zu überdenken, und zwar zum Besseren".

An anderer Stelle erwähnte er Beispiele islamischer Stadtplanung über die Jahrhunderte hinweg, darunter das Bewässerungssysteme in Spanien/Al-Andaluz vor 1.200 Jahren. Diese zeigten, wie die "prophetischen Lehren" eine langfristige Ressourcenplanung anstelle einer "kurzfristigen Wirtschaft" aufrechterhielten.

2006 kritisierte er die Mohammed-Karikaturen. Das wahre Zeichen einer zivilisierten Gesellschaft sei der Respekt, den sie Minderheiten und Fremden entgegenbringt, sagte er.

"Der jüngste schreckliche Streit und die Wut über die dänischen Karikaturen zeigen die Gefahr, die von unserem Versagen ausgeht, zuzuhören und zu respektieren, was für andere wertvoll und heilig ist." 

 

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