"Viele Menschen fragen schon heute nicht mehr danach, ob jemand evangelisch oder katholisch ist, sondern nur, ob er Christ oder Christin ist", sagte der evangelische Theologe im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst epd. "Wir müssen uns also überlegen, was wir gemeinsam tun können - bis hin zur Gründung von reinen ökumenischen Gemeinden." Das sei zwar ein ferner Wunsch, "aber man kann ihn ja ruhig mal äußern", sagte Meister.
Es sei zurzeit noch völlig offen, wie solche Gemeinden aussehen könnten, ergänzte der Bischof: "Wir sind einfach noch nicht so weit und haben unsere Differenzen, zum Beispiel mit dem Abendmahl."
Nötig seien Initiativen, die beide Kirchen herausforderten: "Ich glaube, das wird für die Zukunft des Christentums in unserem Land sehr entscheidend sein."
Auch für seine eigene Landeskirche, der größten in Deutschland, wünscht sich Meister neue und kreative Formen. Er denke dabei an Gemeinden, die sich nur für einen begrenzten Zeitraum zusammenfänden, womöglich ohne Pastor und Kirchengebäude, nur mit einem ehrenamtlich beauftragten Prädikanten.
"Warum soll es nicht auch eine reine, allein von Jugendlichen konzipierte und getragene Jugendkirche geben oder eine international geprägte Gemeinde? Solche Initiativen könnten wir sofort aufnehmen und finanziell unterstützen", betonte der Theologe. Auch in den Sozialen Medien geschehe Verkündigung und Seelsorge: "Ist das nicht auch schon Gemeinde?"
Er halte eine solche Entwicklung in den nächsten 20 bis 30 Jahren für möglich, sagte Meister. "Sie wird natürlich für diejenigen unter uns, die wir die Kirche als Institution repräsentieren, erst einmal schwierig und schmerzhaft sein." Doch in der im vergangenen Jahr verabschiedeten neuen Kirchenverfassung seien die entsprechenden Voraussetzungen dafür geschaffen worden. "Mein Wunsch ist, unsere Verfassung so offen und liberal auszulegen, dass auch andere Gemeindeformen in unserer Kirche akzeptiert werden", betonte der Bischof: "Das würde auch uns neu beleben."