Die Digitalisierung der Kirche ist auf einem guten Weg: So lautete das Fazit der Synodentagung der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) in Dresden. Wie der EKD-Medienbischof Volker Jung berichtete, gab es einige Fortschritte im Prozess "Kirche im digitalen Wandel". Vor einem Jahr hat die EKD beschlossen, rund 2,2 Millionen Euro in die Digitalisierung zu stecken. Neben einem Innovationsfonds in Höhe von einer Million Euro wurden – neben der Stabsstelle Digitalisierung mit Christian Sterzik – zwei weitere Stellen geschaffen, die sich um Verwaltungs- und IT-Strukturen sowie eine ethisch-theologische Reflexion des Themas kümmern sollen.

In den kommenden Monaten soll eine Übersicht der "digitalen Landschaft" entstehen. Das ist bitter nötig. Denn wer sich mit dem Thema Digitalisierung in kirchlichen Einrichtungen beschäftigt, wird schnell feststellen, dass EKD, Landeskirchen, Gemeinden und kirchliche Einrichtungen sehr unterschiedlich aufgestellt sind.

Bayerische Landeskirche: Reformprozess und "Digitaler Raum"

Die bayerische Landeskirche – um nur ein Beispiel zu nennen – hat im Rahmen des Reformprozesses "Profil & Konzentration", der 2016 begonnen wurde, auch ein Arbeitspaket mit dem Titel "Digitaler Raum" gebildet. Thinktanks sammelten Ideen – darunter etwa die Gründung eines digitalen Entwicklungslabors, die Programmierung einer App für die "digitale Mitgliedschaft" oder die Entwicklung von Open-Source-Software.

Ganz anders in Württemberg. Hier hat die Landeskirche 2017 eine "digitale Roadmap" mit einem strategischen Fahrplan für die Digitalisierung der Landeskirche erarbeitet. Mit Tagungen, einer Kommunikationskampagne und diversen konkreten Maßnahmen soll hier eine Arbeitsgruppe die Digitalisierung vorantreiben.

Digitalisierungsgrad Novizen Spezialisten Pioniere
Der Digitalisierungsgrad definiert, wie gut eine Einrichtung die Digitalisierung schon bewältigt. Modell: Digital-Atlas 2018.

Digitalisierungsgrad der Kirche: Novizen, Pioniere, Spezialisten

Die Digitalisierung, so machen die Beispiele deutlich, ist durchaus im Alltag von Kirche angekommen. Doch ist der Digitalisierungsgrad innerhalb der Einrichtungen sehr unterschiedlich: Die meisten Einrichtungen würden sich selbst wohl eher als digitale Novizen bezeichnen. Für sie ist die digitale Transformation ein neues, zusätzliches Thema, das neu auf die Agenda kommt und bearbeitet werden muss.

Vereinzelt gibt es in den Landeskirchen auch digitale Pioniere: Sie wissen, worum es geht und sind erste Schritte in Richtung einer digitalen Transformation gegangen. Eher die Ausnahme in der Organisation sind aber die digitalen Spezialisten, die sich intensiv mit einem digitalen Thema beschäftigen und onlinebasiert sowie datengestützt arbeiten.

Barcamp Kirche in Stuttgart zum Thema Digitalisierung

Beim ersten Barcamp Kirche in Süddeutschland, das im November 2019 im Wizeman Space in Stuttgart stattfand, trafen sich rund 80 Novizen, Pioniere und Spezialisten, um über den digitalen Wandel zu sprechen. Auf dem Barcamp habe ich über den Digitalisierungs- und Transformationsprozess im Evangelischen Presseverband berichtet und erzählt, wie wir kirchliche Einrichtungen bei der Digitalisierung unterstützen.

Sechs Tipps für die Digitalisierung von NGOs

Thesen für die #digitalekirche Harmsen
Sechs Thesen für die Digitalisierung in kirchlichen Einrichtungen.

Empfehlung 1: Kollaboration

Egal ob kleinere Aktion oder großes Projekt – die wichtigste Empfehlung lautet: Kein Projekt ohne Partner. Kirchliche Einrichtungen sollten sich Mitstreiter suchen. Im Dekanat, in der Region, über landeskirchliche Grenzen hinweg. Wir brauchen Mitstreiter in Unternehmen, Hochschulen oder Verbänden. Kollaboration macht jedes Projekt stärker und besser und sorgt darüber hinaus für mehr Wirkung und Reichweite.

Empfehlung 2: Training

Jeder Mitarbeiter und jede Mitarbeiterin sollten einmal im Monat etwas Neues lernen. Wir können eine App ausprobieren oder ein neues Online-Tool, Experten einladen oder einen Kollegen bitten, uns etwas zu erklären. Oder wir laden einmal im Monat zu einer "offenen Stunde" ein, bei der wir kleine Schulungen organisieren. Digitale Kompetenz ist in jedem Alter und Berufsfeld erlernbar!

Empfehlung 3: Technologie

Ohne Budget oder Fördermittel ist Innovation nicht möglich. Wir benötigen ein Budget für Sachmittel ebenso wie für Personal. Und wir müssen sicherstellen, dass wir eigene kleine Innovationsteams bilden, die Zeit bekommen, sich um ein neues Projekt zu kümmern.

Empfehlung 4: Daten

Wir sammeln so viele Informationen zum Projekt wie möglich und bündeln diese an einem zentralen Ort. Wir gehen mit Daten verantwortungsvoll um und sorgen gleichzeitig für größtmögliche Transparenz. Denn Daten sind die wichtigste Grundlage für neue Geschäftsmodelle.

Empfehlung 5: Orientierung

Wir lernen unsere Mitglieder, Klienten oder Kunden besser kennen. Warum nicht einmal pro Monat zwei bis drei Personen zu uns einladen? Sie können uns erklären, wie sie unsere Produkte nutzen und was sie sich wünschen. Oder wir sprechen mit Menschen, die unsere Einrichtung oder unsere Dienstleistungen überhaupt nicht kennen. Jedes Feedback hilft uns, besser auf die Bedürfnisse und Wünsche reagieren zu können.

Empfehlung 6: Strategie

Jede Organisation sollte sich zum Ziel setzen, mindestens ein innovatives Projekt oder Format pro Jahr umzusetzen. Am Jahresende ziehen wir Bilanz und scheuen uns nicht, auch Probleme zu benennen, denn aus jedem Hindernis können wir lernen.

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Hacker (nicht überprüft) am So, 26.09.2021 - 11:01 Link

Gar nicht

Katrin Volk (nicht überprüft) am So, 17.11.2019 - 19:01 Link

Dieser Beitrag ist gut, noch besser verwertbar wäre er mit nachahmbaren Beispielen gewesen. So bleiben nur Schlagworte. Gibt es darum dazu weitere Beiträge?