Der Tod eines Papstes ist ein historisches Ereignis – und eines, das bis ins Detail geregelt ist. Vom Feststellen des Todes bis zur Wahl seines Nachfolgers folgt der Vatikan einem klaren Protokoll. Viele traditionelle Rituale wurden in den letzten Jahren vereinfacht oder abgeschafft. Ein Überblick über den aktuellen Ablauf im Todesfall eines Papstes.
Kein goldener Hammer mehr
Das Bild kennt man aus Filmen: Ein Prälat klopft dem toten Papst mit einem kleinen goldenen Hammer dreimal auf die Stirn und ruft seinen Taufnamen.
Doch dieses Ritual ist Geschichte. Papst Johannes Paul II. hatte es bereits 1996 abgeschafft – bei seinem Tod 2005 blieb der Hammer unbenutzt.
Wer informiert wen?
Stirbt ein Papst, informiert der Präfekt des päpstlichen Hauses – derzeit unbesetzt – den Camerlengo (Kardinal Kevin Farrell) und den Kardinaldekan (Giovanni Battista Re). Letzterer benachrichtigt das Kardinalskollegium, die vatikanischen Botschafter sowie die Staats- und Regierungschefs weltweit.
Der Camerlengo wiederum informiert den Kardinalvikar von Rom, der die Bevölkerung über den Tod ihres Bischofs in Kenntnis setzt – begleitet vom Geläut der Kirchenglocken Roms.
Der Tod wird offiziell festgestellt
Am Sterbebett versammeln sich nur enge Vertraute: Der Camerlengo, ein Vertreter des vatikanischen Staatssekretariats, der päpstliche Zeremonienmeister, der Leibarzt und enge Mitarbeiter. Prominente Kardinäle oder Kurienleiter sind nicht anwesend – ihr Amt erlischt mit dem Tod des Papstes.
Neu ist: Der Tod wird nicht mehr im Schlafzimmer, sondern in der Privatkapelle festgestellt. Der Camerlengo spricht den Taufnamen des Verstorbenen dreimal aus und nimmt ihm den Fischerring ab. Der Ring und das Päpstliche Siegel werden später feierlich zerstört. Das päpstliche Arbeitszimmer wird versiegelt – die Wohnung allerdings erst nach der Beisetzung.
Die drei Stationen der Beerdigung
1. Station: Die Wohnung
Dort, wo der Papst gestorben ist, wird er heute auch in den Sarg gelegt – früher erfolgte das erst im Petersdom. Statt eines Katafalks (einer Bahre) und drei ineinander liegender Särge gibt es nun zwei: einen Holzsarg aus Zypressenholz und einen inneren aus Zinn.
2. Station: Der Petersdom
Die Kardinäle beraten täglich über alle nötigen Schritte. Sie entscheiden auch, wann der Leichnam in den Petersdom überführt wird – in der Regel vier bis sechs Tage nach dem Tod. Dort wird der Sarg für die Gläubigen aufgebahrt. Anders als früher liegt der Papst ohne Bischofsstab und ohne erhöhten Katafalk aufgebahrt – eine schlichte Form der Verabschiedung, die Papst Franziskus selbst eingeführt hat.
3. Station: Die Beisetzung
Franziskus hat festgelegt, dass er nicht im Petersdom, sondern in der Basilika Santa Maria Maggiore beigesetzt werden möchte. In den Sarg werden Münzen seiner Amtszeit, die Pallien und eine lateinische Urkunde mit den wichtigsten Lebensdaten und Werken gelegt. Nach der Beerdigung folgt eine neuntägige Trauerzeit mit täglichen Gedenkgottesdiensten im Petersdom.
Wer leitet die Kirche in der Zwischenzeit?
In der sogenannten Sedisvakanz – der Zeit zwischen Tod und Wahl eines neuen Papstes – übernimmt das Kardinalskollegium die Leitung der Kirche. Es darf jedoch keine Entscheidungen treffen, die dem Papst vorbehalten sind, und keine Regeln ändern.
Die Kardinäle legen fest, wann das Konklave zusammentritt, um einen neuen Papst zu wählen.
Wann wird der neue Papst gewählt?
Das Konklave zur Wahl eines neuen Papstes beginnt frühestens 15, spätestens 20 Tage nach dem Tod. Voraussetzung ist, dass alle wahlberechtigten Kardinäle eingetroffen sind. Gewählt ist, wer eine Zweidrittelmehrheit erreicht. In der Vergangenheit ging das meist schnell: Franziskus wurde nach fünf Wahlgängen gewählt, Benedikt XVI. nach vier.
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