Papst Franziskus war seit dem 13. März 2013 Oberhaupt der römisch-katholischen Kirche mit mehr als einer Milliarde Mitgliedern. Der ehemalige Erzbischof von Buenos Aires war der erste Papst aus Amerika und der erste Jesuit auf dem Heiligen Stuhl. Am Ostermontag 2025, dem 21. April, starb Franziskus im Alter von 88 Jahren. Die offizielle Todesursache war ein Schlaganfall und Herzversagen.

Letzter öffentlicher Auftritt am Ostersonntag

Papst Franziskus hatte am Ostersonntag überraschend noch den Segen "Urbi et Orbi" von der Loggia des Petersdoms aus gespendet. "Liebe Brüder und Schwestern, Frohe Ostern", sagte Papst Franziskus mit noch immer angeschlagener und schwacher Stimme zu den Gläubigen auf dem Petersplatz. 

"Ich wünschte, wir könnten wieder zurückfinden zu der Hoffnung, dass Frieden möglich ist", heißt es in der Osterbotschaft des Papstes, die stellvertretend von dem Zeremonienmeister Diego Giovanni Ravello von der Loggia aus verlesen wurde. 

Der Messe auf dem Petersplatz hatte Franziskus allerdings nicht mehr beigewohnt.

Ebenfalls am Ostersonntag hatte Papst Franziskus noch den US-Vizepräsidenten J.D. Vance zu einem kurzen Gespräch in seinem Gästehaus Santa Marta empfangen. 

Am Morgen hatte dieser sich bereits mit Kardinalstaatssekretär Pietro Parolin und Kardinal Paul Gallagher, dem Sekretär für Beziehungen zu Staaten und internationalen Organisationen getroffen, wie das Presseamt des Vatikans mitteilte. Man habe sich über die internationale Lage, über Kriege, politische Spannungen und schwierige humanitäre Situationen ausgetauscht, hieß es.

Der Vatikan bezeichnete das Treffen als "herzlich". Neben der Bekräftigung einer "gemeinsamen Verpflichtung zum Schutz des Rechts auf Religions- und Gewissensfreiheit" sei die Hoffnung auf eine "friedliche Zusammenarbeit zwischen dem Staat und der katholischen Kirche in den Vereinigten Staaten" geäußert worden. Ein besonderes Augenmerk des Gesprächs habe auf den Themen Migranten, Flüchtlinge und Gefangene gelegen.

Beim Thema Migration hat Vance tiefe Differenzen mit Papst Franziskus. Im Wahlkampf 2024 verbreitete der Vize von US-Präsident Donald Trump die Lüge, dass Migranten Haustiere essen. Abschiebungen müssten mit einer Million Migranten beginnen. Franziskus hat Trumps geplante Massenabschiebungen deutlich kritisiert.

Wochen der Krankheit

Im März war Franziskus aus dem Gemelli-Krankenhaus in Rom entlassen worden, wo er seit dem 14. Februar unter anderem wegen einer beidseitigen Lungenentzündung behandelt worden war. Seitdem wurde er in seiner Wohnung im Gästehaus des Vatikans Santa Marta ärztlich betreut, erhielt dort seine medikamentöse Behandlung sowie Physiotherapie für die Atmung und die Motorik.

Die Ärzte hatten ihm nach seiner Entlassung am 23. März zu zwei Monaten vollständiger Schonung geraten. Die Kontakte des Papstes waren auch nach seinem Krankenhausaufenthalt wegen der Infektionsgefahr auf ein Minimus reduziert worden. Zuletzt hatte es geheißen, der Gesundheitszustand des Papstes habe sich verbessert.

Lebenslauf von Papst Franziskus

Geboren wurde Jorge Mario Bergoglio Franziskus am 17. Dezember 1936 in Buenos Aires. Seine Eltern waren italienische Einwanderer. Er hatte vier jüngere Geschwister.

Nach einer Ausbildung zum Chemietechniker trat er 1958 in den Jesuitenorden ein und studierte in Chile und in Buenos Aires Geisteswissenschaften, Philosophie und katholische Theologie. 1969 wurde er zum Priester geweiht. Mit 37 Jahren wurde er Jesuiten-Provinzial für Argentinien. Von 1980 bis 1986 war er Rektor der Theologischen Fakultät von San Miguel. Anschließend ging er an die von den Jesuiten getragene Philosophisch-Theologische Hochschule Sankt Georgen in Frankfurt am Main, schloss allerdings seine Doktorarbeit nicht ab.

1992 wurde er zunächst Weihbischof und sechs Jahre später Erzbischof von Buenos Aires. Er machte sich mit einem bescheidenen Lebensstil und dem Einsatz für die Armen einen Namen. Von 2005 bis 2011 stand er an der Spitze der argentinischen Bischofskonferenz.

Bescheidener Papst

Auch als Papst folgte Franziskus einem Ideal der Bescheidenheit und suchte die Nähe zu den Gläubigen. In seinem ersten Lehrschreiben "Evangelii Gaudium" warb er für eine selbstkritische Kirche mit weniger Protz und Pomp. In der im Juni 2015 veröffentlichten Enzyklika 'Laudato si' rief er zu einer grundsätzlichen Umkehr im politischen Denken und Handeln auf, speziell in Klimafragen. Im November 2014 besuchte er das Europaparlament in Straßburg und sprach vor dem Europarat. In den Kriegen in der Ukraine und Gaza mahnte er friedliche Lösungen und Versöhnung an. Innerhalb der katholischen Weltkirche drängte Franziskus auf Reformen und Dezentralisierung.

Im Juni 2015 erkannte der Papst Palästina im Rahmen eines bilateralen Grundlagenvertrags offiziell als Staat an. Damit positionierte sich der Vatikan deutlicher als je zuvor im Nahost-Konflikt.
Das Leid der Menschen in Gaza sprach er immer wieder an, bis zuletzt telefonierte er regelmäßig mit der dortigen katholischen Gemeinde und erkundigte sich nach deren Wohlergehen. Bei seinem letzten öffentlichen Auftritt forderte er eine Waffenruhe in Gaza sowie die Freilassung aller Geiseln.

Ebenfalls 2015 sprach er bei einem Besuch in den USA als erster Papst vor dem US-Kongress in Washington. Er kritisiert die bestehende Todesstrafe und die Waffenlieferungen der USA.

2016 erhielt Franziskus im Vatikan den Karlspreis zu Aachen zur Würdigung seines Engagements für Frieden, Verständigung und Barmherzigkeit.

Ansichten zu Homosexualität

Für seine Aussagen rund um Homosexualität wurde Papst Franziskus insbesondere im Jahr 2018 kritisiert. Bei einer Pressekonferenz sprach er sich dafür aus, Kinder mit homosexuellen Neigungen psychiatrisch behandeln zu lassen. In der Niederschrift der Pressekonferenz fehlt die Aussage allerdings. Der deutsche Lesben- und Schwulenverband (LSVD) zeigte sich besorgt über die Äußerungen. Auch bezeichnete er Homosexualität im selben Jahr als Modeerscheinung und plädierte dafür, dass homosexuelle Männer nicht zu Priesterseminaren zugelassen werden und Priester ihr Amt aufgeben sollten.

Zwei Jahre später betonte Franziskus in dem Dokumentarfilm "Francesco" wiederum das Recht auf Familie für homosexuelle Paare und sprach sich für eingetragene Lebenspartnerschaften als rechtliche Absicherung durch das Gesetz aus. Die kirchliche Ehe lehnt er für homosexuelle Paare jedoch weiterhin ab. Erst 2024 beschloss die Synodalversammlung in Frankfurt, dass in Deutschland nun auch wiederverheiratete geschiedene Menschen und homosexuelle Paare gesegnet werden können – mit Zustimmung des Papstes.

Im März 2020 spendete der Papst anlässlich der Coronavirus-Pandemie den "Urbi et Orbi"-Segen aus Gründen des Infektionsschutzes erstmalig auf einem menschenleeren Petersplatz. Sonst kommen dort Tausende Menschen zusammen.

Zum Thema des sexuellen Missbrauchs äußerte sich Franziskus unter anderem 2021 – damals verurteile er ihn auch explizit innerhalb der katholischen Kirche und nannte Kindesmissbrauch "psychologischen Mord". Er wolle gegen die Verschleierung von Missbrauchsfällen ankämpfen.

Papst für Frieden in der Ukraine

Nachdem der Ukraine-Krieg im Februar 2022 begann, besuchte der Papst bereits einen Tag nach dem russischen Angriff auf die Ukraine die Residenz des russischen Botschafters beim Vatikan und sprach sich für ein Ende des Krieges aus. Im Zuge einer Reihe von Staatsbesuchen erhielt Wolodymyr Selenskyj im Mai 2023 eine Audienz beim Papst. Den Wunsch des Papstes, im Krieg zwischen Ukraine und Russland zu vermitteln, lehnte Selenskyj ab.

Im selben Jahr öffnete Papst Franziskus die katholische Kirche etwas für Frauen, indem er die neue Kurienverfassung nach neunjähriger Erarbeitung veröffentlichte. Laien und Frauen durften von da an Führungspositionen annehmen, sofern sie über die nötigen Kompetenzen verfügen. Dies betrifft auch die Leitung der Kurienbehörde. Die Regelung, dass Frauen nicht zu Priesterinnen geweiht werden dürfen, blieb jedoch bestehen.

Gleichzeitig äußerte sich der Papst kritisch gegenüber der Reformbewegung Synodaler Weg aus Deutschland. Er sah die Einheit der Kirche bedroht und fürchtete, dass Entscheidungen am Vatikan vorbei getroffen würden.

(mit Material von epd)

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