Herr Peiser, wie sind Sie auf die Idee gekommen, in Ihrer Gemeinde Public Viewing anzubieten?
Christian Peiser: Ich habe das in einer meiner früheren Gemeinden mal erlebt, da haben wir ein Champions-League-Finale gemeinsam geschaut. Ich bin selbst auch fußballinteressiert. Worum es mir vor allem geht, ist, Gemeinschaftserlebnisse zu schaffen. Seit der Corona-Zeit gibt es ein großes Bedürfnis nach Normalität in den Gemeinden. Damals ist viel zusammengebrochen an Gemeinschaftsaspekten, das muss wieder neu aufgebaut werden. Deshalb möchte ich gemeinschaftsfördernde Begegnungen ermöglichen und schauen, wo man wieder anknüpfen kann.
Auf unserem Werbeflyer zum Public Viewing steht: "Freud und Leid, Siege und Niederlagen in Gemeinschaft teilen". Ich habe selbst schon ganz tolle Momente erlebt beim gemeinsamen Fußballschauen, zum Beispiel in Italien. Ich hoffe, dass es bei uns auch eine tolle Atmosphäre wird. Wir wollen Gemeinschaft erleben, Emotionen teilen. Ich werde selbst natürlich auch dabei sein.
"Wann wird in Gottesdiensten schonmal gelacht, gejubelt oder werden Enttäuschungen gezeigt?"
Was haben Fußball und Kirche miteinander zu tun?
Man könnte sagen, ein Gottesdienst und ein Fußballspiel haben beide eine Liturgie, folgen bestimmten festgelegten Abläufen. Auch Gesänge und Rufe gibt es im Stadion und in der Kirche.
Es geht mir aber eher darum, Gegenerfahrungen zu schaffen, die es in der Kirche gerade nicht so gibt. Da fehlen uns oft diese Gemeinschaftserfahrungen: Wann wird in Gottesdiensten schonmal gelacht, gejubelt oder werden Enttäuschungen gezeigt? Fußball ist sehr mit Emotionen verbunden.
Bieten Sie zu den Spielen noch ein Rahmenprogramm an?
Auf ein Beiprogramm haben wir bewusst verzichtet, unter anderem aus organisatorischen Gründen und wegen höherer Kosten, zum Beispiel höherer Gema-Gebühren. Wir stellen Getränke - Bier, Wasser, Limo - und haben die Leute gebeten, Chips, Nüsse oder Snacks mitzubringen. Ganz simpel.
"Ich kann es gar nicht einschätzen, wie viele Leute kommen werden"
Wo findet das Public Viewing statt und mit wie vielen Menschen rechnen Sie?
Wir zeigen die Spiele bei uns im großen Gemeindesaal, da haben wir eine Projektionswand und gute Videotechnik. In den Raum passen etwa 150 Leute. Wir bewerben die Veranstaltung mit Flyern, auf unserer Homepage, in den sozialen Netzwerken und auch in den Gemeinden der Lutherkirche und der Auferstehungskirche, mit denen wir eine offizielle Kooperation haben.
Ich kann es gar nicht einschätzen, wie viele Leute kommen werden – aber egal, ob es 15 oder 50 sind, ich freue mich über jeden der kommt wie ein Schnitzel. Wir zeigen jetzt erstmal die drei deutschen Vorrundenspiele und dann schauen wir mal weiter, wie sich das entwickelt. Wir haben auf jeden Fall eine Lizenz für die gesamte EM.
Werden Sie den Menschen Trost spenden, wenn Deutschland nach der Vorrunde ausscheidet?
Seelsorge biete ich natürlich grundsätzlich am Rande an!
Gab es auch Kritik aus der Gemeinde an dem Public-Viewing-Angebot?
Ich habe bisher nichts gehört, aber man muss da natürlich sensibel umgehen mit der Gemeinde. Weil wir den Gemeindesaal nutzen, muss der Posaunenchor an einigen Abenden woanders proben – oder die Mitglieder kommen einfach dazu und schauen mit.
Und zum Schluss noch Ihr Tipp – wer wird Europameister?
Also mein Geheimtipp ist – die Schweiz! Ich bin Fan von Borussia Mönchengladbach und dort spielen einige Kicker aus der Schweiz, die mir sehr sympathisch sind.
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