Es war die Hochzeit des Jahres: Bei strahlendem Sonnenschein haben in Windsor der Enkel der Queen, Prinz Harry, und die US-amerikanische Schauspielerin Meghan Markle geheiratet. Schon seit Tagen war das ganze Land im Hochzeitsfieber. Zigtausende Menschen säumten den Straßenrand in dem britischen Städtchen und jubelten dem Paar zu. Die Trauung fand in der St.-George's-Kapelle von Windsor Castle statt, eine der offiziellen Residenzen von Königin Elisabeth II.
Der Hochzeitsgottesdienst in der geschmückten Kapelle war ein Fest der Vielfalt. In Meghan Markles schlicht wirkendem Hochzeitskleid waren Blumenelemente aus allen 53 Commonwealth-Staaten enthalten. Musikalisch reichte das Spektrum von Händel-Arie bis zum Gospelchor, der "Stand by me" sang. Der US-amerikanische Bischof Michael Curry, der als charismatischer Prediger bekannt ist und in der Tradition des Gospels steht, hielt eine flammende Predigt über die Kraft der Liebe. Dabei nutzte er ein iPad und überraschte mit seiner charismatischen Art zu predigen und verständliche Botschaften zu vermitteln, viele Zuschauer.
Neben Königin Elisabeth II., Kronprinz William als Trauzeugen und der gesamten könglichen Familie waren auch Meghans Mutter sowie viele Prominente unter den 600 Hochzeitsgästen in der Kapelle. Zu den Gästen zählten die US-Moderatorin Oprah Winfrey, der britische Fußballer David Beckham und seine Frau Victoria Beckham. Auch der Hollywood-Schauspieler George Clooney und seine Frau, die Menschenrechtsanwältin Amal Clooney, nahmen am Gottesdienst teil.
Bischof Curry zitierte Martin Luther King
Zu Beginn seiner Predigt zitierte Bischof Curry den schwarzen Menschenrechtsaktivisten Martin Luther King: "Wir müssen die Kraft der Liebe entdecken. Wenn wir das tun, dann sind wir in der Lage aus dieser alten Welt eine neue zu machen. Liebe ist der einzige Weg." Dass er nach Windsor kam, geht auf den Wunsch des Paares zurück, wie die königliche Familie in der vergangenen Woche mitteilte. Curry ist der erste schwarze Bischof, der der Episkopalkirche der Vereinigten Staaten vorsteht. Wie auch die Kirche von England zählt diese zur anglikanischen Kirchengemeinschaft.
Curry hat sich immer wieder zu gesellschaftlichen Fragen geäußert und befürwortet die kirchliche Segnung homosexueller Paare, wie sie die Episkopalkirche erlaubt. Der charismatische Bischof forderte in Windsor Castle dazu auf, sich vorzustellen wie eine Welt aussehen könnte, wenn Liebe die treibende Kraft ist. Er erwähnte das Geschäftsleben, die Politik aber auch die eigene Nachbarschaft und erinnerte eindringlich daran, dass auch in der Bibel die wichtigste Botschaft ist, seinen Nächsten zu lieben.
"Die Quelle der Liebe ist Gott selbst", sagte Curry. Wenn nichts mehr heilen könne, sei es die Kraft der Liebe die Veränderung schaffen könne. Bei Twitter fielen die Reaktionen auf die Predigt mehrheitlich positiv aus, viele hatten nicht mit einer derart mitreißenden und lebensnahen Predigt gerechnet.
Meghan Markle ist die Tochter einer schwarzen Mutter und eines weißen Vaters und hat in der Vergangenheit in Interviews und Essays ihre Hautfarbe und damit verbundenen Diskriminierungserfahrungen thematisiert. Nachdem ihr Vater aus gesundheitlichen Gründen der Hochzeit ferngeblieben ist, entschied sich Markle den ersten Teil des Weges in die Kirche alleine zu gehen, begleitet nur von zwei Kindern, die ihre lange Schleppe trugen. Dann geleitete sie Prinz Charles, ihr Schwiegervater, zum Altar. Viele Kommentatoren sahen darin das Symbol einer neuen, emanzipierten Generation in der königlichen Familie.
Die Trauung wurde vom anglikanischen Erzbischof von Canterbury, Justin Welby, vollzogen, der das Paar auch auf die Hochzeit vorbereitet hatte. Dass Meghan Markle schon einmal verheiratet war, hatte sei für die Kirche von England kein Problem, hatte Welby vor der Hochzeit gesagt. Seit Jahren können auch Geschiedene in der Kirche von England unter bestimmten Umständen noch einmal heiraten.
Nach dem Gottesdienst wurde das Paar von den vielen Jubelnden auf den Straßen empfangen, während sie in einer Kutsche durch den Ort Windsor fuhren. Schätzungsweise 100.000 Menschen hatten sich schon früh einen Platz am Straßenrand gesichert, um dem königlichen Paar zuzujubeln. Einige schliefen bereits Tage zuvor auf der Straße, um sich einen Platz zu sichern, um einen Blick auf das Hochzeitspaar zu erhaschen. Millionen Zuschauer weltweit verfolgten das Fernsehereignis vor dem Fernseher und im Internet.
In ganz Großbritannien fanden am Samstag Straßenfeste und Nachbarschaftspicknicks statt, um die königliche Hochzeit zu feiern. Nachdem das Brexit-Referendum das Land seit fast zwei Jahren spaltet, hat die königliche Hochzeit die britische Gesellschaft bei Picknicks mit Champagner und Schnittchen wenigstens ein bisschen wieder miteinander versöhnt, ganz im Sinne der Predigt, die dazu aufrief, "seinen Nachbarn zu lieben".
"Wir müssen die Kraft der Liebe entdecken. Wenn wir das tun, dann sind wir in der Lage aus dieser alten Welt eine neue zu machen. Liebe ist der einzige Weg."