Ein bisschen Stolz schwingt in Pfarrer Sebastian Wolfrums Worten mit, wenn er jemanden durch die Veitshöchheimer Christuskirche führt. Wer den Kirchenbau aus den 1960er Jahren von früher kennt, wird ihn nun kaum wiedererkennen. "Das ist jetzt ein anderer Kirchenraum", findet der Theologe. Der keilförmige Pultdachbau war früher eher düster und vor allem viel zu groß für die normalen Sonntagsgottesdienste der etwa 3.000 Mitglieder großen Kirchengemeinde bei Würzburg. Vor allem aber war die Kirche nicht das einzige Immobilien-Problem in Veitshöchheim. Auch deshalb ist die jetzige Lösung landeskirchenweit beispielhaft.

Als Pfarrer Sebastian Wolfrum im Jahr 2010 in die Gemeinde kam, gab es neben der Kirche mit Gruppenräumen im Untergeschoss auch noch einen Gemeindebau sowie ein Pfarrhaus auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das Pfarrhaus war eine Fabrikantenvilla aus den 1920er Jahren, der bauliche Zustand mehr oder weniger katastrophal. "Es gab Risse in den Wänden, die Balkone waren einsturzgefährdet", erinnert sich Wolfrum. Als Wohnhaus wurde es ohnehin nicht genutzt, sondern als Pfarramtsbüro.

Der Gemeinbau stammte aus der Nachkriegszeit und war nicht in vertretbarem Rahmen sanierbar: "Der musste weg."

Architekt Christof Illig aus dem landeskirchlichen Baureferat erinnert sich, dass noch von Wolfrums Vorgänger die Baufälligkeit von Pfarrhaus und Gemeindebau gemeldet wurde. Zuerst waren Ersatzneubauten für beide Immobilien auf den vorhandenen Grundstücken geplant. Schon kurz nach seinem Amtsantritt in Veitshöchheim bemerkt Wolfrum, dass auch beim Kirchenbau sowie den darunterliegenden Gruppenräumen dringend Handlungsbedarf besteht. "Das Kupferdach war teils undicht und im Keller hatten wir Schimmel", sagt Wolfrum. Hinzu kamen "die räumlichen Unzulänglichkeiten", wie es Architekt Christof Illig nennt.

Damit gemeint sind unter anderem die mangelhafte Belichtung und Raumqualität, fehlende Barrierefreiheit, technische und energetische Mängel und das Fehlen eines vernünftigen Gemeindesaals. Außerdem wird die große Freifläche unterhalb der Kirche nicht wirklich genutzt. "Und dann war da noch der Kirchenraum selbst", sagt Wolfrum. Für normale Gottesdienste zu groß, mit fester Bestuhlung zu unflexibel für unterschiedliche liturgische Angebote. Der Kirchenvorstand diskutiert über viele Jahre hinweg immer wieder über neue Pläne, Entwürfe und Ideen, auch das Baureferat schaltet sich immer wieder mal mit ein.

Anfang 2016 endlich löst sich der gordische Knoten.

Nach fast sieben Jahren "Analysieren, Nachdenken, Zweifeln und Verzweifeln", - so fasst der Architekt aus dem landeskirchlichen Baureferat den Prozess zusammen - fasst die Gemeinde sich ein Herz und beschließt einen alternativen Plan: Pfarrhaus-Villa und kleiner Gemeindebau werden samt Grundstücken verkauft, der Kirchenbau saniert und modernisiert. "Der Kirchenraum ist in drei Räume teilbar", sagt Pfarrer Wolfrum. Der Hauptraum bietet nun regulär Platz für 120 Personen. In den Eingangshof der Kirche ist ein neues Pfarrbüro mit großen Fensterfronten integriert worden.

Was auf den ersten Blick vielleicht nicht spektakulär klingt, ist es aus Sicht von Pfarrer Wolfrum und Architekt Illig durchaus. Veitshöchheim ist eine noch junge Kirchengemeinde, die Gründergeneration ist noch aktiv dabei. Dass es gelungen sei, "auch die kritischen Stimmen" bei der Umsetzung des neuen Raumkonzeptes mitzunehmen, mache das Projekt Veitshöchheim zu einem "beispielhaften Zukunftsmodell" in der Architekturlandschaft der Landeskirche, sagt Architekt Illig. Und Pfarrer Wolfrum findet es großartig, dass man trotz einer Verkleinerung des Gebäudebestandes die Kirchengemeinde weiterentwickelt habe.

Eingeweiht wird die umgebaute und sanierte Christuskirche am 28. Juli um 10 Uhr mit einem Festgottesdienst. Die Predigt hält die Ansbach-Würzburger Regionalbischöfin Gisela Bornowski.