"Wann kommen wir zur Gaskammer?" "Ist das original?" Fragen, die mir von Jugendlichen häufiger gestellt werden, seit ich im September 2023 mein FSJ im Max Mannheimer Studienzentrum in Dachau begonnen habe.
Ins Max Mannheimer Studienzentrum kommen Schulklassen für ein- oder mehrtägige Seminare. Dort lernen die Jugendlichen über die Geschichte des Nationalsozialismus, vor allem über die Geschichte des Konzentrationslagers Dachau.
Orientierung nach der Schule
Während der Oberstufe habe ich mich immer wieder gefragt, was ich denn nach der Schule machen könnte. Ich wollte nicht sofort studieren und hatte dann die Idee, dass ich ja ein FSJ machen könnte.
Also habe ich nach Stellen gesucht, immer mit dem Wunsch etwas zu finden, was mich wirklich interessiert und am Ende auch weiterbringt. Schließlich bin ich auf das FSJ im Max Mannheimer Studienzentrum gestoßen, habe mich beworben und wurde am Ende auch genommen.
Max Mannheimer Studienzentrum in Dachau
Von Beginn an war die Arbeit sehr abwechslungsreich. Ich habe bei Studienprogrammen hospitiert und auch an einem Ausbildungskurs der KZ-Gedenkstätte Dachau teilgenommen. Im März habe ich dann einen Lizensierungsrundgang gemacht und konnte von da an auch selbstständig Gruppen für Studienprogramme übernehmen.
Ansonsten habe ich mich um die Erstellung von Seminarmaterialien gekümmert, an Teamtreffen und Fortbildungen teilgenommen und auch organisatorische Aufgaben übernommen. Ein weiterer Teil des FSJ waren die Seminarfahrten in der FSJ-Gruppe. Insgesamt viermal waren wir in verschiedenen Jugendhäusern.
Es war eine großartige Möglichkeit, sich mit anderen FSJlern auszutauschen und auch einfach eine schöne Zeit gemeinsam zu haben.
Vielfältigkeit der Aufgaben
Highlights gab es viele in den letzten Monaten. Vor allem das Anleiten der Studientage finde ich schön. Auch wenn es auch anstrengende und uninteressierte Gruppen gibt, gefällt es mir, den Jugendlichen die KZ-Gedenkstätte Dachau zu zeigen und Diskussionen anzuregen.
Dabei achte ich immer darauf, auch einen Gegenwartsbezug herzustellen. Im März hatte ich die Möglichkeit, an einer Studienfahrt nach Oswiecim und Krakau teilzunehmen. Dabei haben wir unter anderem die Gedenkstätte in Auschwitz besucht.
Durch den Besuch einer weiteren KZ-Gedenkstätte hat sich mein Blickwinkel auf das ganze Thema Erinnerungsarbeit noch einmal verändert. Zudem habe ich im Laufe der letzten Monate an verschiedenen Zeitzeugengesprächen teilgenommen. Das ist etwas, was ich sehr wertschätze, vor allem, weil nicht mehr viele Überlebende ihre Geschichte erzählen können.
Erinnerungen bleiben und diese sollen die Zukunft stärken
In den letzten Monaten habe ich sehr viel gelernt. Ich habe nicht nur erstmals Arbeitserfahrung sammeln können, sondern dabei auch erlebt, wie die Arbeit in einem Team funktioniert. Zudem habe ich gelernt, mit Jugendlichen im Erinnerungskontext zu arbeiten.
Ich habe mich auch selbst weiterentwickelt, bin selbstbewusster und selbstständiger geworden. Es ist traurig, dass diese ereignisreiche und intensive Zeit bald vorbei ist.
"Ist das nicht bedrückend, sich die ganze Zeit mit einem solchen Thema zu beschäftigen?" "Hast du nicht Angst, dass dir auf der Gedenkstätte etwas passiert?" Das sind Fragen, die mir von Bekannten manchmal gestellt werden.
Natürlich ist es nicht immer leicht, sich mit der Geschichte des Nationalsozialismus und der Konzentrationslager auseinanderzusetzen. Gleichzeitig weiß ich aber, wie wichtig diese Arbeit ist.
Es ist wichtig, Jugendlichen zu zeigen, wozu Hass und Ausgrenzung führen können. Denn sie sind die Zukunft unserer Demokratie.
Kommentare
Diskutiere jetzt mit und verfasse einen Kommentar.
Teile Deine Meinung mit anderen Mitgliedern aus der Sonntagsblatt-Community.
Anmelden