Musik in der Pflege von Demenzpatienten kann dabei helfen, dass weniger antipsychotische und angstlösende Medikamente benötigt werden. Eine aktuelle Studie hat US-amerikanische Pflegeheimpatienten vor und nach Einsatz eines individualisierten Musikprogramms untersucht. Dazu wurde das Programm "Music & Memory" (Musik & Gedächtnis) angewandt, das zur Behandlung von psychologischen Symptomen der Demenz entwickelt wurde.
"Music & Memory" (M&M) ist eine 2010 gegründete US-amerikanische Non-Profit-Organisation, die Pflegeheime mit iPods ausstattet und Mitarbeiter für den auf die individuelle Biografie und die Vorlieben des Patienten zugeschnittenen Musikeinsatz schult.
Die Idee dahinter: Lieblingslieder aktivieren Erinnerungen und senken den Stresslevel bei Demenzpatienten. Anders als in den USA, Australien und den Niederlanden, in denen schon viele Einrichtungen auf iPods in der Demenzpflege setzen, beteiligt sich in Deutschland bisher nur das Ferdinand-Heye-Haus der Diakonie Düsseldorf an dem Programm.
Knapp 200 Heime, fast 26.000 Patienten
Die Studie von Kali S. Thomas vom Gerontologiezentrum der Brown University in Providence (Rhode Island) ist die bisher größte Untersuchung der Wirkung individualisierter Musik- und Gedächtnistherapie bei Demenz. Sie wertete die Ergebnisse von jeweils knapp 13 000 Langzeitheimbewohnern in 98 US-Pflegeheimen mit dem Einsatz von M&M und 98 Einrichtungen ohne individualisiertes Musikprogramm. Die Autoren der Studie räumen aber trotz der großen Zahl der untersuchten Fälle allerdings mögliche Ungenauigkeiten bei der nicht randomisierten Studie ein (American Journal of Geriatric Psychiatry).
Untersucht wurde, ob während des Programmzeitraums angstlösende und antipsychotische Medikamente eingesetzt wurden. Weiter wurde das Auftreten von Verhaltensschwierigkeiten und depressiver Stimmung vor und nach der Intervention bewertet.
Die Studie legt nahe, dass individualisierte Musik bei dementen Patienten therapeutisch wirksam ist. Der Anteil der Heimbewohner, die ihre antipsychotische Behandlung in einem Zeitraum von sechs Monaten beendeten, erhöhte sich in den Heimen mit Musikprogramm von 17,6 Prozent auf 20,1 Prozent. In den Kontrollheimen blieb der Anteil gleich (15,9 Prozent gegenüber 15,2 Prozent).
Ähnlich, aber weniger deutlich sank der Einsatz von angstlösenden Medikamenten. In den M&M-Heimen zeigten mehr Patienten geringere Verhaltensauffälligkeiten, wogegen in den Kontrollheimen keine Veränderung festgestellt wurde. Messbare Effekte auf depressive Stimmungen der Teilnehmer ergaben sich dagegen nicht.