Ein Radio in einer Walnussschale, ein Herrenanzug aus ausgedienten Postsäcken oder ein in einem Lampenschirm versteckter Schallplattenspieler: Das sind drei der insgesamt 113 Exponate, die bis 22. Juni in der Ausstellung "Kuriose Kommunikation" im Nürnberger Museum für Kommunikation zu sehen sind. Die Objekte zeigen Erfindergeist und Kreativität rund um die Kommunikation per Post oder Technik.

Eindrücke aus der Nürnberger Ausstellung "Kuriose Kommunikation"

Annabelle Hornung, Direktorin des Museums für Kommunikation Nürnberg, zählt das Mini-Radio in der Nussschale zu ihren Lieblingsstücken. Es stammt aus den Anfängen der Rundfunktechnik in den 1920er oder 1930er Jahren. Damals waren Empfangsgeräte teuer, sodass eine aktive Bastlerszene entstand. In der Walnuss ist die gesamte Technik inklusive Sendersuche untergebracht, über Kontakte werden Kopfhörer und Antenne verbunden. Das Bastlerstück könne noch heute seinen Dienst tun, so Hornung.

Die Museums-Chefin staunt aber auch selbst, was früher alles mit der Post erfolgreich transportiert wurde. Dazu findet man in der Ausstellung beispielsweise eine direkt frankierte und beschriftete Muschel, die im Jahr 1896 den regulären Postweg von Sylt nach Hamburg fand. Selbst eine Kokosnuss mit aufgeklebten Briefmarken fand als ausgefallener Geburtstagsgruß 1994 den Weg von der Südseeinsel Tonga nach Deutschland. Auch ein frankiertes Ofenrohr, einen hölzernen Tischtennisschläger oder eine Schieferplatte stellten die Postboten zu. Solche Zustellungen würden heute an den vollautomatischen Sortieranlagen in den Verteilzentren scheitern.

Die Not der Soldaten im Ersten und Zweiten Weltkrieg und ihr Wunsch, ein Lebenszeichen in die Heimat zu schicken, veranschaulicht eine Postkarte aus Birkenrinde von 1916. Viele Postkarten aus dem Felde bestehen aus dem Material, das man im Schützengraben vorfand. Mit dem Zusatz Feldpost wurden die Nachrichten auch ohne Briefmarke zugestellt.

Vermeintliche Innovationen, die sich nicht durchgesetzt haben

Viele kuriose Ausstellungsstücke zeigen auch vermeintliche Innovationen, die sich im Rückblick nicht durchgesetzt haben. Dazu zählt der Ausstellungskurator Fabian Lenczewski vom Schwester-Museum für Kommunikation Frankfurt zum Beispiel die Stehlampe mit eingebautem Schallplattenspieler, die in den 1920er-Jahren in den USA hergestellt wurde. Auch der Kassettenspieler Dormiphone aus den 1950er-Jahren hat sich zum Lernen im Schlaf - etwa einer Fremdsprache - nicht durchgesetzt.

In den 1960er-Jahren wurde mit sogenannter Raketenpost experimentiert. Eine Rakete konnte bis zu 2.000 Briefe beinhalten, weiß Lenczewski. Damit sollte einst ein regulärer Zustellungsweg zu Zielen wie den Ostfriesischen Inseln geschaffen werden. Zwar schaffte diese Raketenpost eine Reichweite von mehreren hundert Kilometern, wurde aber nach einem tödlichen Unfall aufgegeben.

Auch die bunten Telefonmoden, die als trendig designte Alternative zu den Postamt-Angeboten auf den Markt kamen, sind nur noch bei Sammlern zu finden. Telefone im Cola-Dosen-, Garfield- oder Enten-Design galten früher auch einmal als schick.

Sinn und Zweck der Kommunikationsausstellung

Für Lenczewski liegt das Interessante der Kuriositäten und Tüfteleien darin, dass man "durch die Vergangenheit und Gegenwart einen Blick in die Kommunikation der Zukunft werfen kann". Einen Zwischenschritt in die kommende Kommunikation illustriert eine Jeansjacke, die Hersteller Levi Strauss zusammen mit Google entwickelt hat. Im Ärmelende sind berührungsempfindliche Elemente eingearbeitet, um via Bluetooth das Smartphone zu steuern.

Alle in Nürnberg ausgestellten Objekte stammen aus den Sammlungen der Museumsstiftung Post und Telekommunikation (MSPT). Deshalb thematisiert die Nürnberger Ausstellung auch zu Beginn das Thema privates oder professionelles Sammeln. Für Lenczewski sammelt mehr oder minder jeder Mensch etwas, manche bewusst, manche unbewusst. "Kuriose Kommunikation" inszeniert das mit einer stattlichen Sammlung an Post-Kugelschreibern, die ein Postler einst privat angelegt hatte.