Um den ersten Schritt auf dem Mond von Astronaut Neil Armstrong dreht sich die Sonderausstellung "Raumschiff Wohnzimmer" von 25. April bis 22. September 2019 im Nürnberger Museum für Kommunikation. Der Ausstellungsbesucher wird zunächst mit den großen Medienereignissen im 20. Jahrhundert konfrontiert. Dazu zählen der Untergang der Titanic 1912 als Zeitungsevent und die Berliner Olympiade 1932 als erstes Sportereignis live im Radio. Die Live Aid-Konzerte 1985 mit Superstars aus der Musikwelt verfolgten 1,9 Milliarden Menschen in 150 Ländern live vor dem Fernseher.
Von der literarischen Vision einer Mondfahrt von Jules Verne Ende des 19. Jahrhunderts führte der Weg zur Mondlandung über den Münchner Physiker Hermann Oberth, der Ende der 1920er Jahren durch geschickte Medienarbeit seine Idee vom flüssigen Treibstoff verbreitete. Das NS-Regime trieb mit KZ-Häftlingen sein Raketenprojekt V2 voran. Die Mondlandung, der dieser Treibstoff den Weg bereitete, wurde dann vom Siegeszug des Fernsehers im Wohnzimmer begleitet.
Dank erster Satellitentechnik konnte man bereits seit 1963 live auf mehreren Kontinenten senden.
In Westdeutschland verfolgte ein Millionenpublikum die Berichterstattung von ARD und ZDF. In der damaligen DDR wurde zeitgleich ein Partisanen-Spielfilm gezeigt. Allerdings konnte auch dort noch weitgehend unkompliziert auf Westfernsehen umgeschaltet werden.
Tatsächlich erreichte das "globale Ereignis" mit seinen Live-Bildern praktisch nur die westliche Welt. In manchen Ländern wurden Filmkopien gezeigt, im damaligen Ostblock gab es häufig nur eine Nachberichterstattung vornehmlich in Zeitungen. In China, Nord-Korea und Albanien wurde das Ereignis sogar komplett verschwiegen.
Der Weg des Fernsehens zum Leitmedium im Wohnzimmer löste auch eine Diskussion über die Folgen aus. Die Befürworter erwarteten sich ein "Zusammenwachsen der Völker und mehr Verständigung", so der Kurator der Ausstellung, Rainer Bobon. Die Skeptiker hätten schon damals vor "Bilderflut und Orientierungslosigkeit" in den eigenen vier Wänden gewarnt.
Die Mediengeschichte der Mondlandung ist mit vielen Verschwörungstheorien verknüpft.
Die zehn wichtigsten Fake News der Skeptiker werden an einer Station entkräftet. Erklärt wird beispielsweise, warum auf den Fotos vom Mond keine Sterne zu sehen sind, oder warum kein Landekrater unter den Mondfähren zu sehen ist.
Der Ausstellungsteil "Space Age" thematisiert den "Wettlauf ins All" der damaligen Supermächte USA und Sowjetunion. Die Eroberung des Weltraums versprach nicht nur technologisches Prestige, sondern auch eine "militärische Dominanz auf der Erde". Aber auch die Popkultur griff abseits der Fernsehübertragungen die Aspekte Weltraum und Mondlandung auf. In Kinderbüchern, Comics, Sammelbildchen oder Modellbausätzen wurde das Thema Raumfahrt ein Renner.
Mit der VR-Brille auf den Mond
Ein weiteres Highlight der Ausstellung, deren Vitrinen wie alte Fernsehschränke inszeniert sind, ist eine Station mit einer sogenannten VR(virtuelle Realität)-Brille. Besucher können mit der Brille virtuell direkt die Mondlandungsphase in der engen Mondkapsel miterleben oder sich auf dem Mond umsehen. Wahrscheinlich wird irgendwann die Marslandung ein Live-Erlebnis mit VR-Brille, kann sich Museumsdirektorin Marion Grether vorstellen.
Begleitet wird die Sonderausstellung "Raumschiff Wohnzimmer" von einer umfassenden Ringvorlesung. Sie greift einzelne Aspekte heraus wie den historischen Fritz Lang Film "Frau im Mond" oder die Rezeption der Mondlandung in Afrika. Neben Exkursionen zur Nürnberger Sternwarte oder zum Hermann-Oberth-Raumfahrt-Museum im benachbarten Städtchen Feucht steht auch eine eigene Filmreihe im Nürnberger Filmtheater Casablanca auf dem Plan.
"Raumschiff Wohnzimmer. Die Mondlandung als Medienereignis"
Wo? Museum für Kommunikation Nürnberg, Lessingstraße 6, 90443 Nürnberg
Wann? Vom 25. April bis 22. September 2019
Öffnungszeiten: Dienstag bis Freitag 9-17 Uhr, samstags, sonntags und Feiertage 10-18 Uhr, geöffnet auch am Pfingstmontag, geschlossen am 1. Mai.