Von keiner anderen Person seiner Zeit existieren mehr Bilder als von Martin Luther. Ein neues Forschungsprojekt fragt jetzt aber, wie der Reformator wirklich aussah. Wie das Germanische Nationalmuseum (GNM) in Nürnberg mitteilte, startet es ein Forschungsprojekt zusammen mit der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg (FAU) und der Technischen Hochschule Köln zur Frage, welchem Lutherbildnis wirklich zu trauen sei. Die Leibnizgemeinschaft unterstützt das Vorhaben mit einer Million Euro, hieß es.
Wie sah Luther wirklich aus?
"Texte werden immer kritisch hinterfragt, aber bei Bildern gehen wir selbstverständlich davon aus, dass sie echt sind", erklärte die Sprecherin des Museums, Sonja Mißfeldt, das Interesse am Luther-Bildnis. Luther sei der erste Medienstar der Geschichte gewesen. Bei der Verbreitung habe Lucas Cranach der Ältere (ca. 1472 bis 1553) eine zentrale Rolle. Er habe erschiedene Typen des Reformators geprägt: Luther als frommer Mönch, als Junker Jörg, als Reformator oder als Ehemann gemeinsam mit seiner Frau Katharina von Bora.
Bekannt sei jedoch, dass Cranach Studien auf Papier nach der lebenden Person anfertigte und die Gemälde dann in der Werkstatt auch mit Schablonen produzierte. Eine solche Studie sei für Luther nicht erhalten. Bilder, die Luther als jungen Mann zeigten, seien außerdem erst nach dem Tod des Reformators entstanden. Das sei für den Initiator des Forschungsprojekts, Daniel Hess vom Germanischen Nationalmuseum, Anlass gewesen zu fragen, ob die Überlieferungen eine nachträgliche Heroisierung und Verehrung Luthers bezeugten.
Alle Luther-Porträts weltweit sollen untersucht werden
Das Forschungsteam will in den kommenden drei Jahren weltweit alle Luther-Porträts des Untersuchungszeitraums kunsttechnologisch untersuchen, digital erfassen und durch spezielle Analyseverfahren in ihren relativen Ähnlichkeitsverhältnissen darstellen, teilte das GNM mit. Physikalische Analyseverfahren und naturwissenschaftliche Methoden sollen bei der Datierung helfen.