Die Juristin Marion Böttcher (56) ist seit 1. Dezember 2024 Oberkirchenrätin im Landeskirchenamt in München. Als Leiterin des Landeskirchenamtes und der Abteilung "Strategische Planung und Steuerung, zentrale Dienste" ist sie Nachfolgerin von Nikolaus Blum, der in den Ruhestand gegangen ist. Die Juristin und Verwaltungsexpertin erzählt im Gespräch, was sie in ihrem neuen Job anpacken möchte, warum eine gute Kommunikation so wichtig ist und was sie am Arbeitgeber Kirche schätzt.

Frau Böttcher, Sie sind seit 1. Dezember Oberkirchenrätin und Leitende Juristin im evangelischen Landeskirchenamt in München. Wie ist Ihr erster Eindruck?

Marion Böttcher: Ein sehr, sehr guter. Ich nehme hier eine große Achtsamkeit gegenüber den Mitarbeitenden wahr. Das habe ich so noch an keinem anderen Arbeitsplatz erlebt. An meinem ersten Arbeitstag wurde ich gefragt, wie es mir geht - und zwar nicht als rhetorische oder floskelhafte Frage. Ich habe das Gefühl, dass hier der Mensch und seine jeweilige Lebenssituation im Mittelpunkt steht. Das finde ich sehr schön.

Was hat sie denn an Ihrer neuen Stelle gereizt?

Böttcher: Ich war lange Zeit an der Hochschule für den öffentlichen Dienst in Bayern in Hof tätig. Irgendwann ist der Wunsch aufgekommen, wieder in die praktische Verwaltungsarbeit zu gehen. Als ich dann die Stellenausschreibung der Landeskirche gesehen habe, habe ich gedacht: Das ist es. Die Landeskirche befindet sich ja mitten in Strukturprozessen. Zum Beispiel werden die Kirchenkreise neu gebildet, Dekanate tun sich zusammen, die Abteilungen im Landeskirchenamt werden umgestaltet. Damit solche Prozesse zu einem erfolgreichen Ende kommen, ist eine gute Kommunikation das A und O. Das habe ich jahrelang gelehrt - und jetzt kann ich bei der praktischen Umsetzung mitwirken.

Sie leiten die Abteilung mit dem etwas sperrigen Titel "Strategische Planung und Steuerung, zentrale Dienste". Was verbirgt sich genau dahinter?

Böttcher: Ziele und Strategie für unsere Kirche kommen aus den kirchenleitenden Gremien wie Landessynode, Landeskirchenrat, Landessynodalausschuss und vom Landesbischof. Meine Abteilung trägt dafür Sorge, dass diese Ziele weiterentwickelt und erreicht werden und stellt dafür Fachkenntnisse und organisatorische Strukturen zur Verfügung. "Zentrale Dienste" bedeutet, dass wir im Haus Dienstleistung anbieten, damit alle ihre Arbeit gut machen können. Das reicht von der Haustechnik über Reinigungs- und Schließdienste bis zur Beschaffung.

Sie sind auch noch leitende Juristin...

Böttcher: Als sogenannte "Leitende Juristin" der Landeskirche sorge ich dafür, dass die Zusammenarbeit an Themen, die von unserer Landeskirche gemeinsam mit der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) verantwortet werden, gelingt, dass Informationen, Anregungen oder Beiträge an die zuständigen Stellen weitergegeben werden. Die Themenfelder sind vielfältig und reichen von finanziellen Fragestellungen bis hin zur Aufarbeitung von sexualisierter Gewalt im Bereich der Kirche und der Diakonie. Die Aufarbeitung geschieht ja in einem EKD-weiten Rahmen. Leitende Juristin bedeutet im Übrigen nicht, dass ich in Bezug auf die Juristinnen und Juristen im Landeskirchenamt eine Leitungsfunktion ausübe, sondern beschreibt meine Verantwortung für die Zusammenarbeit mit der EKD.

Bei Ihrer Begrüßung haben Synodenpräsidentin Annekathrin Preidel und Landesbischof Christian Kopp Ihre Expertise bei der Vereinfachung von Verwaltungsabläufen gewürdigt. Was schwebt Ihnen da konkret vor?

Böttcher: Das ist keine neue Aufgabe, sondern in einem Verwaltungsapparat ein ständiger Prozess, den schon meine Vorgängerinnen und Vorgänger angestoßen haben. Ich führe das nur fort. Ein Beispiel: Es braucht in einer Verwaltung klare Zuständigkeit und klare Ansprechpartner. Alles rund ums Thema Personal soll künftig in einer Abteilung gebündelt werden. Dann müssen sich die Mitarbeitenden nicht von Abteilung zu Abteilung durchfragen, wo sie beispielsweise Informationen zur Ausbildung oder einen Antrag für eine Fortbildung stellen müssen. Denn zuständig für alle Fragen, die das Personal betreffen, ist eine einzige Abteilung. Im Landeskirchenamt arbeiten immerhin rund 400 Personen.

Die Kirche ist ja ein großer, aber auch ein besonderer Arbeitgeber. Unterscheiden sich die Verwaltungsabläufe denn von denen in staatlichen Institutionen?

Böttcher: Eigentlich nicht. Verwaltung ist ja dazu da, eine Organisation am Laufen zu halten, damit sie ihre Arbeit tun kann. Das ist in der Kirche nicht anders. Aber der Umgangston ist ein anderer, das ist mir sofort positiv aufgefallen. Und ansonsten ist Kirche für mich ja nicht neu. Ich habe mein ganzes Leben eine gute Verbindung zur Kirche, bin dort groß geworden und habe mich als Jugendliche in die Gemeindearbeit eingebracht. Kirche war für mich immer eine Heimat.

Was ist mit Ihrer Wahlheimat München?

Böttcher: In München habe ich studiert, ich kenne die Stadt also und mag sie sehr. Meiner anderen Wahlheimat Oberfranken trauere ich aber schon ein wenig hinterher. Wahlheimat deshalb, weil ich ja eigentlich aus Nordrhein-Westfalen komme. Jedenfalls habe ich mit meiner Familie jahrelang in Hof gelebt und war dort sehr glücklich. Das Kleine, Übersichtliche vermisse ich hier in München schon ein wenig.

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