Einführung "mit der Brechstange"
Der Vorsitzende des Deutschen Ethikrats, Peter Dabrock, warnt davor, autonom fahrende Autos überstürzt und "quasi mit der Brechstange" einführen zu wollen. Durch selbst fahrende Autos verursachte Unfälle in den USA in jüngster Zeit hätten gezeigt, dass die Systeme zwar zugelassen, aber noch nicht ausgereift seien, so der evangelische Theologie-Professor aus Erlangen im Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) am Rande des kirchlichen Hanns-Lilje-Forums in Hannover:
"Es ist heikel, die Technik schon jetzt in großem Umfang auf die Straße zu bringen."
Apell an Politik und Wirtschaft
Dabrock mahnte mehr Verantwortungsbewusstsein in Politik und Wirtschaft an. Es sei Aufgabe der Techniker und Ingenieure, die automatisierten Fahrzeuge Schritt für Schritt zu optimieren. Genauso müsse die Verkehrsinfrastruktur auf diese neue Art von Fahrzeugen vorbereitet werden.
"Man kann nicht einfach im Jahr 2018 das Lenkrad im Auto abbauen und hoffen, dass im regulären Verkehr alles gutgeht. Das ist der denkbar schlechteste Ansatz."
Gesellschaftlicher Wandel
Selbstfahrende Autos stellten den möglicherweise größten Wandel in der Mobilitätskultur dar, seit es überhaupt Autos gebe, betonte Dabrock. Das sei durchaus positiv zu bewerten. Und auch ein guter Grund dafür, den Weg zum sogenannten autnomen Fahren weiter zu verfolgen.
"Die Mobilität der Menschen verändert sich damit grundlegend. Der Verkehr lässt sich besser organisieren, und langfristig dürften weniger Unfallopfer zu erwarten sein."
Gesunde Skepsis
Allerdings warnte der Ethiker davor, die "völlig legitime kulturelle Trägheit" der Menschen zu unterschätzen. Niemand trenne sich ohne Not gerne von einem scheinbar gut funktionierenden System. Der Erfolg von Innovationen hänge neben der technischen Machbarkeit daher auch von der Art ihrer kulturellen Einführung und von Vertrauen ab.
"In Zeiten von Daten- und Dieselskandalen darf man sich nicht wundern, wenn neuer Technik gegenüber eine große Skepsis herrscht."