Fast die Hälfte aller Deutschen leidet direkt oder indirekt an einer Depression. Hilfsangebote gibt es viele: Selbsthilfegruppen, Psychologen, Psychiater, Seelsorger und viele mehr. Doch auch Menschen, die helfen, brauchen immer wieder selbst Hilfe.

So auch der Schweizer Pfarrer Max Hartmann, der in "Zurück zum Leben. Die Geschichte meiner Depression" über seinen Umgang mit der Diagnose Depression schreibt und die anschließende Behandlung der Krankheit beschreibt. In dem Buch schildert er ehrlich und authentisch das Auf und Ab mit seiner Erkrankung. Das Buch besteht primär aus Tagebucheinträgen von Max Hartmann, in denen er sehr persönlich seine Perspektive und seinen Umgang mit der Depression darlegt. Die Tagebucheinträge sind ausgewählt und redigiert. Der Lesefluss wird dadurch nicht unterbrochen, sondern gestärkt, da der/die Leser/in auf Max Hartmanns Weg mit seiner Depression mitgenommen wird.

"Zurück zum Leben. Die Geschichte meiner Depression"

Das Buch lässt sich zudem sehr gut durch ausgesuchte Bilder lesen, die punktuell thematisch passend gesetzt sind. Die Bilder haben eher einen künstlerischen als einen dokumentierenden Charakter.  Zusammen mit ausgewählten Zitaten, die vereinzelnd über eine ganze Seite erscheinen, ist das Buch auch optisch ansprechend und stellt ein kleines Kunstwerk dar.

Hartmanns Weg mit seiner Depression beginnt mit der Erkenntnis der ersten Symptome, wie starker Appetitlosigkeit, einem enormen Verlust an Kraft und geringer Freude an Freizeitaktivitäten. Schrittweise, beginnend bei einem Hausarzt, folgt die Erkenntnis, dass er Hilfe braucht. Es folgen zwei Therapien, Krankschreibungen und die Suche nach dem richtigen Antidepressivum. Dazwischen liegt der Versuch, zu ermitteln, was er noch leisten kann. Daraus ergeben sich kleine Erfolge und wiederholt Scheitern.

Diagnose Depression

Auf Max Hartmanns Weg mit seiner Depression ist für ihn der Glaube an Gott eine wichtige Kraftquelle und eine Hoffnung, die ihn neben seiner Familie, seinen Freunden und Bekannten durchträgt. Er lernt in dieser Zeit, seinen Körper besser kennen (u.a. mit Atemtherapie), seine Kräfte besser einzuschätzen und sich seiner Vergangenheit zu stellen.

Dabei vermittelt das Buch kein Allheilmittel gegen eine Depression. Am Ende des Buches nimmt Max Hartmann immer noch ein Antidepressivum und hat seinen Job als Pfarrer auf eine 80-Prozent-Stelle reduziert. Doch das Buch ist ein Zeugnis, das Hoffnung verbreitet – für Betroffene und Angehörige. Es zeigt, dass es möglich ist, mit einer Depression durch Therapie, Glaube, Medikamente und Unterstützung einen "Weg zurück zum Leben" zu finden.

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