"Abnoba mons" hieß der Schwarzwald einst, das steht auf einem römischen Altarstein, der 1778 auf dem Mühlenbacher Pfarrhof vom Hochwasser freigespült wurde. Berg der keltischen Muttergöttin Abnoba also – und wo Berge sind, sind heute, 2000 Jahre nach Kelten und Römern, auch Gleitschirmflieger. Wunderschön ist’s, wenn Könner ihr raschelndes Fluggerät gegen den Wind aufziehen, die Lamellen des Schirms mit Luft füllen, kurz Anlauf nehmen – und sich hineinstürzen in den Traum vom Fliegen und dann von der Thermik immer höher tragen lassen, der Sonne entgegen …
Geübt haben sollte man die Sache allerdings schon. Sonst droht der Absturz, bevor man überhaupt geflogen ist. Das weiß nun auch ein 16-jähriger Nachwuchs-Ikarus, der am vergangenen Montag in Mühlenbach seinen Jungfern-Gleitschirmflug kräftig verpatzt hat.
Er habe seine Ungeduld nicht mehr zügeln können und sei einfach mal losgeflogen, gab der junge Mann später der Polizei zu Protokoll. Seine Luftfahrt dauerte nur 300 Meter, dann rettete ihm die Kirche das Leben. Die katholische Kirche, genauer gesagt; St. Afra in Mühlenbach. Oder vielmehr: deren Kirchendach.
Auf dem verhakte sich nämlich der Gleitschirm des jugendlichen Luftfahrers und bewahrte ihn so vor dem – womöglich tödlichen – Absturz. Die Feuerwehr rückte mit 18 Mann und einer Drehleiter an, deckte das Kirchendach teilweise ab und barg den jungen Mann.
Kein Beinbruch also, so ein Gleitschirmabsturz, wenn Mutter Kirche im Spiel ist? In diesem Fall leider doch. Aber der junge Mann wird es bald verschmerzen. Und das stolze Mühlenbach ist neben dem zweitgrößten Blumenteppich Deutschlands um eine Touristenattraktion reicher: ein lebensrettendes Kirchendach.