Herr Schmalzried, wie kamen Sie dazu, sich näher mit Nahtoderlebnissen aus christlicher Perspektive zu befassen?
Dirk Schmalzried: Nach dem Unfalltod meiner Verlobten vor vielen Jahren machte ich eine eindrückliche Nahtoderfahrung, die mich in meinem Glauben an ein Leben nach dem Tod bestärkte. Beim Unfall war ich nicht bei ihr. Aber im Augenblick ihres Todes hatte ich das starke Gefühl, dass sie im ansonsten leeren Zimmer hinter mir stünde und mich anspreche. Später wuchs dann mein Wunsch, Nahtoderfahrungen im Zusammenhang mit biblischen Aussagen zu betrachten.
Und wie passt das zusammen?
Schmalzried: Es gibt eine überraschend hohe Übereinstimmung der Berichte mit Aussagen aus allen Bereichen der Bibel, im Alten und Neuen Testament. Nahtoderlebnisse sind Grenzerfahrungen und liefern keine Beweise für die Beschaffenheit des Jenseits – aber überraschende Indizien und Fakten. Wiederbelebte konnten während ihres nachweislichen Herz-Kreislauf-Stillstands von oben auf ihre toten Körper herabblicken und hinterher das ganze Geschehen genau beschreiben. Dies ist nur möglich, wenn es eine vom Körper gelöste, zur Wahrnehmung fähige, unsterbliche Seele des Menschen gibt. Denn es schweben im Moment des Todes nicht die Augen an die Decke, um dort noch Eindrücke zu sammeln.
Sie und andere Forscher schließen daraus, dass unsere Seele nach dem Tod in eine ewige Welt eintritt.
Schmalzried: Ja, nach allem, was wir aus den zahlreichen Studien und aus der Bibel wissen, geht unsere Seele im Tod in die geistige Welt ein. Die Existenz einer geistigen Welt wird in der Bibel selbstverständlich angenommen. Aus christlicher Perspektive können wir sagen:
Mit dem Tod verlässt unsere Seele unseren Körper und hat die Möglichkeit, zu Gott zurückzukehren.
Wird es nach dem Tod ein Wiedersehen mit unseren Lieben geben?
Schmalzried: Jesus sagt zu dem neben ihm Gekreuzigten: "Heute wirst du mit mir im Paradies sein." Ich glaube, dass das, was unsere Identität ausmacht, erhalten bleibt und sofort ins Paradies eingeht. Aber wir als Seelen im Himmel werden alles Sündhafte verloren haben, was eine erhebliche Veränderung ist. Jeder im Himmel ist wahrhaftig, ehrlich, aufrichtig, empathisch – eben verwandelt!
Kann man sich denn hier schon auf die Ewigkeit vorbereiten?
Schmalzried: So wie die Seele hier auf der Erde geprägt wird, geht sie in die Ewigkeit ein. Es geht um eine durch helfendes Geben verwandelte Persönlichkeit, eine liebende und mitfühlende Seele. Liebe, Vergebung, Barmherzigkeit und Beziehungen zählen in der Ewigkeit, und wir sollen unsere Lebenszeit hier auf der Erde nutzen, um zu lieben und zu helfen.
Aber zählt am Ende nicht die Gnade Gottes?
Schmalzried: Ja, das eigene Gelingen liegt in Gottes Hand und in Gottes Gnade. Jesus hat unsere Sünden getragen und will uns retten.
Eigene Leistung und Karriere bedeuten nichts mit Blick auf den Himmel, allein das eigene tätige Lieben zählt.
Viele Menschen erwarten genau wie ich von einem liebenden Gott keine Verdammnis. Sie setzen sich daher im Vertrauen auf einen liebenden Gott nicht damit auseinander, dass Gott zwar auf uns wartet, um uns zu vergeben, wir im eigenen Stolz oder in eigener Scham im Moment des Todes die Vergebung aber nicht annehmen. Mit einer lebendigen Gottesbeziehung und häufigem Vergeben gegenüber anderen, wird es uns leichter, Gottes Gnade und Vergebung persönlich anzunehmen.
Haben Sie die Angst vor dem Tod verloren?
Schmalzried: Früher hatte ich keine Angst vor meinem Tod, weil er nur das "Nichts" bedeutete. Daher habe ich keine Angst verloren, aber eine große Freude dazugewonnen darüber, was Jesus für uns getan hat.
Buch-Tipp
An der Pforte zum Himmel
Dirk Schmalzried: "An der Pforte zum Himmel". Benno Verlag. 192 Seiten. ISBN 978-3-7448-3057-7. 9,95 Euro.