Stefan Stauch ist kein Sammler, der stundenlang Flohmärkte oder das Internet nach noch mehr Gläsern durchstöbert – ernst meint er sein Hobby aber durchaus: Der Raum im Pfarrhaus, in dem seine rund 800 Weißbiergläser stehen, würde Manchem gut und gerne als Wohnzimmer dienen.

"Ich habe einfach nicht mehr aufgehört"

Einige der Regalwände, auf denen die Gläser feinsäuberlich alphabetisch nach der Brauerei oder der Herkunft geordnet stehen, hat Stauch sogar extra von einem Schreiner anfertigen lassen. Andere sind staubsicher in Vitrinen untergebracht. "Fragen Sie mich nicht, wann ich mit dem Sammeln angefangen habe, und auch nicht warum. Das passierte einfach, ich habe einfach nicht mehr aufgehört", erklärt Stauch.

Vielleicht sind es die vielfältigen, runden Formen und Maserungen, die es im Reich der Gläser so facettenreich nur für Weißbier gibt, die ihn ästhetisch so berührt haben. Vielleicht auch die Tatsache, dass die Hersteller und Auftraggeber solcher Gläser beim Bedrucken oder der Feingestaltung erfahrungsgemäß noch mehr Phantasie walten lassen als anderswo.

Stauch zeigt auf Glasmalereien mit freundlich drei blickenden Mönchen, einem Postkartenmotiv von Rothenburg ob der Tauber oder Comic-Figuren. Eines ziert die Köpfe des Pfarrkapitels aus Schweinfurt – Stauchs letzte Pfarrstelle, bevor er im September nach Langenzenn kam. Die Kollegen hatten ein Glas für ihn extra anfertigen lassen. Auch ein früheres Kindergottesdienst-Team hatte sich ein Gemeinschaftsglas als Abschiedsgeschenk ausgedacht.

 

Mitbringsel aus dem Urlaub

Stefan Stauch kann zu jedem Glas eine Geschichte erzählen. "Immer wieder haben mir Gemeindemitglieder welche aus dem Urlaub oder von Städtereisen mitgebracht", sagt Stauch. Sein Hobby lasse sich naturgemäß nicht lange verbergen, was er aber als Vorteil erlebt habe. "Die Menschen merken so, dass ich kein abgehobener Geistlicher bin, sondern mit beiden Beinen im Leben stehe", erklärt er.

Über ein Weißbierglas, das einen Engel ziert, habe er bereits eine Predigt gehalten. Ein Bräutigam, den er mal getraut habe und der selbst Bier braut, habe extra zur Hochzeit ein Erinnerungsglas anfertigen lassen, das in Stauchs Gläsergarten neben den Namen großer Brauereien ebenso steht wie ein Glas, das ihm SPD-Politiker Sigmar Gabriel einmal in Anschluss an einen Politischen Aschermittwoch signiert hat.

Christlichen Bezug haben einige Stücke seiner Sammlung quasi von Natur aus: Viele Brauereien wie Mönchshof, Kapuziner oder Augustiner tragen die Glaubensbrüder bereits im Namen oder haben sie auf ihren Logos verewigt. Oberhalb der Wallfahrtskirche Vierzehnheiligen wird ebenfalls Bier gebraut, und dazu gibt’s freilich das passende Glas. Eines hat Stauch vom Papstbesuch im Jahr 2006 in Regensburg mitgenommen. Auf einem weiteren sieht man den Heiligen Martin, der gerade seinen Mantel geteilt hat.

 

Schalke 04 ganz unten

Die meisten Gläser in Stefan Stauchs Sammlung fassen standardmäßig einen halben Liter, ein paar aber drei Liter, passend für die berüchtigte "Weißbierdusche" nach sportlichen Ereignissen. Es gibt welche mit einem angedeuteten Schuh als Boden, sogar krumme Gläser, einige sind einem Fußball nachempfunden. Dem Sport rund um das runde Leder frönt der Pfarrer ebenfalls, was sich auch in seiner Sammlung mit zahlreichen Exponaten mit Vereinslogos widerspiegelt. Die Gläser mit dem Logo seines Lieblingsvereins Schalke 04 müssen derzeit in einer der untersten Regalreihen Platz finden. "Wenn wir wieder aufsteigen, dann wandern sie auch wieder eine Reihe nach oben", lacht der Fußball-Fan.

Naturgemäß stammen die meisten Stücke aus Bayern – doch Stauch besitzt auch Gläser aus Thüringen, Sachsen und seinem Sehnsuchtsort, der Ostsee. Dorthin will er eines Tages vielleicht ziehen, wenn der Ruhestand naht. Die Sammlung geht dann natürlich mit.

Und wie sieht es mit seinem eigenen Biergenuss aus? "Immer in Maßen", schmunzelt er. Eines ist klar: "Wenn ich Bier trinke, dann in der Regel Hefeweizen – und selbstverständlich ausschließlich aus dem Weißbierglas."

Weißbierregal in Stefan Stauchs Keller
Auch ein Weißbierregal an der Wand gibt es in Stefan Stauchs Keller.