»Die Atmosphäre ist anders, hier wird lange um Konsens gerungen.« Verena Osgyan ist gerne Landessynodale. An ihrem Haupt-Arbeitsplatz, dem bayerischen Landtag, geht es nicht immer so harmonisch zu.

Zu ihrem Sitz im Kirchenparlament der bayerischen Protestanten ist die Grünen-Landtagsabgeordnete nicht durch eine Wahl gekommen. Die Synode berief die 44-Jährige als Nachfolgerin von Christine Scheel von den Grünen, die in die private Wirtschaft gewechselt war.

Homosexualität, Jugendarbeit, Flüchtlinge

Sie sehe sich in der Landessynode in einer »Vernetzungsfunktion«, erklärt die Abgeordnete Osgyan. Mit dem Ausschuss Gesellschaft und Diakonie hat sie sich in ein Gremium der Synode wählen lassen, »das zu aktuellen Dingen Stellung bezieht«. Geschlechterfragen, Homosexualität, Jugendarbeit, Flüchtlinge oder Atomkraft - zu diesen Themen kann die Abgeordnete etwas beitragen. Sie habe außerdem Erfahrung im Akten »fressen« und wisse auch, wie man mit Anträgen umgeht, fügt sie an.

Ein aktives Gemeindemitglied ist Osgyan seit ihren Zeiten im Kindergottesdienst nicht mehr gewesen. In ihrer Jugend im fränkischen Eckersmühlen (Landkreis Roth), konservatives evangelisch geprägtes Kernland, hätte sich die junge Frau nicht vorstellen können, in der evangelischen Kirche einmal ein Amt zu bekleiden. Mit 17 Jahren ging sie stattdessen zu den Grünen.

Ihr Weg führte sie zum Studieren nach Nürnberg. »Stadtluft macht frei«, war ihre Devise. Sie studierte Kommunikationsdesign, danach arbeitete Osgyan als Online-Redakteurin beim Bayerischen Rundfunk und beriet auch schon eine Bank bei der Entwicklung eines Online-Portals.

Frauen und Digitalisierung

Sie hat die »Webgrrls« mitgegründet, eine bundesweite Organisation, die Frauen in den Neuen Medien in Führungspositionen bringen will. »Wenn Fragen in Richtung Digitalisierung auftauchen, kann ich dazu etwas sagen«, beschreibt sie bescheiden ihre Fähigkeiten.

Die Bänder zur Kirche ließen sich nicht ganz trennen: Den roten Faden in Osgyans politischem Einsatz bildet die »Bewahrung der Schöpfung«. Das große Ziel, die Lebensgrundlagen für alle Menschen der Erde zu erhalten, führt auch in die Diskussion über Ursachen für Flucht. Bereits im Studium begegneten Osgyan die Kirchenvertreter wieder: Es sind diejenigen, die sich in der Eine-Welt-Arbeit, in Friedensgruppen oder im Kampf gegen Atomkraft engagieren. Und auch in der Frauenarbeit fiel der Blick auf kirchliche Aktivitäten: Osgyan registrierte mit Respekt das »Wort der Synode« zur Hexenverfolgung im Jahr 1997.

Frauenrechte, Demografiepolitik, Flucht und Jugendarbeit: Das sind die Themen, bei denen sie sich gerne mit der Synode in den Diskurs einbringen will. Über das Programm »Wir sind Herberge« der Landeskirche freut sie sich sehr. Wenn aber Themen, wie das Berufsbild des Pfarrers oder die Rechte der Diakone im Kirchenparlament verhandelt werden, wird Verena Osgyan sich nicht zu Wort melden. »Dazu bin ich als Berufene nicht aufgerufen.«

Dossier Flucht und Asyl

Weltweit sind etwa 65 Millionen Menschen auf der Flucht. Auch in Bayern suchen viele Schutz. Wie geht es den Flüchtlingen hier? Welche Erfahrungen machen Ehrenamtliche in der Flüchtlingsarbeit? Lesen Sie das und mehr in unserem Dossier "Flucht und Asyl" .

Verena Osgyan

Politikerin / Synodale
Bayerischer Landtag / Landessynode der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern

Verena Osgyan, Jahrgang 1971, stammt aus Roth und sitzt für das Bündnis 90/Die Grünen im bayerischen Landtag. Sie studierte Kommunikationsdesign und hat nach einer Zwischenstation als Redakteurin beim öffentlich-rechtlichen Fernsehen als Online-Marketingmanagerin bei einem Finanzinstitut in Nürnberg gearbeitet.

Osgyan ist eines von dreizehn berufenen Mitgliedern der bayerischen Landessynode. Dort gehört sie dem Ausschuss für Gesellschaft und Diakonie an.

Bei den Nürnberg Grünen ist sie bereits seit ihrer Schulzeit. Sie ist Kreisvorsitzende in Nürnberg und Co-Sprecherin der Bundesarbeitsgemeinschaft Medien- und Netzpolitik.

 http://www.osgyan.de