In diesem Jahr freue ich mich unbändig auf einen besonderen Heilig Abend. Normalerweise ist dieser Tag für unsere Familie in der Bäckerei ein außergewöhnlich stressiger Arbeitstag. Weil aber der Heilige Abend heuer auf einen Sonntag fällt, haben wir frei und können feiern wie andere auch. Wir planen, am Nachmittag zur Christvesper zu gehen, anschließend treffen wir uns bei unserer Tochter und dem Schwiegersohn. Auch die Schwiegereltern und die Großeltern kommen dort hin, so dass schließlich eine Gesellschaft von neun Personen und zwei Katzen versammelt ist.

Es wird traditionell Karpfen serviert, den es wahrscheinlich blau zubereitet gibt. Mit meinem Wunsch nach gebackenem Karpfen bin ich meist in der Minderheit. Zu den Ritualen gehört auch, dass ich vor der Bescherung aus der Familienbibel die Weihnachtsgeschichte vortrage - eine Aufgabe, die ich von meinem verstorbenen Schwiegervater übernommen habe.

Nach der Bescherung fahren meine Frau und ich in die Bäckerei und packen die nicht verkauften Stollen und Plätzchen zusammen, um sie zu den Menschen zu bringen, die am Heiligen Abend arbeiten müssen. Denn an die Beschäftigten, die bei der Polizei, in der Notaufnahme des Krankenhauses oder bei der Feuerwehr ihren Dienst tun, wird ja meist nicht gedacht. Gegen halb zehn Uhr abends werden wird dann wieder bei uns zuhause sein und in diesem Jahr sind wir das viel entspannter als in den meisten anderen Jahren.

Thomas Zimmer (54) ist Bäckermeister und Präsident der Handwerkskammer für Oberfranken, er unterstützt das "Gott-sei-Dank-Brot", eine Initiative oberfränkischer Bäckereien zum Erntedankfest