"Wenn ich Worte wie Obergrenze höre, kriege ich einen Groll. Das sind Begriffe, die mir wehtun", sagte Beisel in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd) mit Blick auf entsprechende Forderungen aus der CSU. Es verbiete sich einfach humanitär, von einer Obergrenze zu sprechen. "Man kann sagen, der Eisenbahnwaggon ist voll. Wenn das so ist, muss man eben einen zweiten anhängen."
In der heutigen Gesellschaft komme es vor allem darauf an, den Kindern humanitäres Denken und Handeln zu vermitteln, betonte Beisel: "Das ist für mich eine Bildungsfrage, vor allem eine Frage der Herzensbildung." Kinder dürften nicht so erzogen werden, "dass sie als gut geölte Zahnräder in die Gesellschaft passen". Sie sollten sich mit ihren Talenten entfalten können. "Dann können sie auch später dabei mitwirken, eine terre des hommes zu schaffen, eine Erde der Menschlichkeit."
Der gelernte Grafik-Designer hatte vor 50 Jahren am 8. Januar 1967 in Stuttgart mit 40 Gleichgesinnten das Kinderhilfswerk terre des hommes gegründet. Die Bilder vom Vietnamkrieg, von verletzten und verängstigten Kindern hätten ihm damals den Schlaf geraubt, berichtete Beisel. Zufällig habe er von der Schweizer Organisation terre des hommes gehört, die Edmond Kaiser 1959 gegründet hatte. "Ich habe ihn besucht und wir haben uns sofort verstanden. Ich kam dann mit seinem Wunsch und meinem Willen zurück, das Hilfswerk nach Deutschland zu holen." Mit einigen Gleichgesinnten habe er dann die Gründung gewagt.
Kaiser habe bereits über eine Luftbrücke schwer verletzte Kinder aus Vietnam in die Schweiz geholt. Diese Arbeit habe terre des hommes Deutschland dann weitergeführt, sagte Beisel. Im Juni 1967 seien die ersten Jungen und Mädchen eingeflogen worden. Die Hilfsbereitschaft der Deutschen sei überwältigend gewesen. Terre des hommes habe "an sehr vielen Orten sehr viel bewegen" können, urteilte Beisel in der Rückschau: "Aber die Regionen, in denen es schlimm zugeht für die Menschen, wachsen immer wieder nach."