Es ist Dienstagnachmittag. Die Sonne scheint. Wir befinden uns auf dem Weg in die Welt der Kräuter, rund um das Prüfeninger Schloss. Diplom-Pädagogin Diana Fenzl und Besucher des Tageszentrums "Café Insel" der Diakonie Regensburg machen sich auf die Suche nach Wildkräutern am Wegesrand. Wir gehen nicht einmal zehn Meter, da steht schon die erste Pflanze.

Ein Holunderstrauch. "Was wisst ihr darüber?", fragt Naturpädagogin Diana Fenzl in die Runde. Und es sprudelt nur so aus den Teilnehmern heraus: "Hollerkücherl und leckeren Honig kann man aus den Holunderblüten machen!", "Ein Hollerbusch war früher der ›Medizinschrank‹ eines jeden Bauern", "Der Holunder soll ein natürliches Beruhigungsmittel sein und auch das Immunsystem stärken", "Man pflanzte den Holunder oft zum Schutz gegen böse Geister und gegen den Blitzeinschlag als Hausbaum". Gemeinsam tragen die Teilnehmer zusammen, was ihnen alles zum Holunder einfällt – und das ist eine ganze Menge. Der Holunder ist schließlich ein Alleskönner und es gibt viele Mythen über ihn.

Wanderung dauert etwa zwei Stunden

"Na, dann schauen wir mal, ob ihr zu dieser Pflanze auch so viel wisst", sagt Diana Fenzl und zeigt auf Löwenzahn. Die Besucher des Tageszentrums sind auf Zack, auch hier wissen viele Bescheid: "Wunderkraut statt Unkraut", "Er hilft bei Verdauungsbeschwerden", "Löwenzahn schmeckt lecker im Salat". Die wohl süßeste Antwort darauf lautet "Hasenfutter".

Die kleine Rundreise durch die Welt der heimischen Wildkräuter dauert knapp zwei Stunden. Und es ist unglaublich, was man alles an Wildpflanzen am Wegesrand entdeckt, an denen man oft achtlos vorbeigeht: Roter und weißer Klee, Brennnesseln, Bärlauch, Spitzwegerich, Johanniskraut, Kümmel, Giersch, Knoblauchsrauke und viele mehr. Aber nicht nur essbare Pflanzen sind am Wegesrand zu finden: "Vom Hahnenfuß sollten Sie lieber die Finger lassen. Mit seinen gelben Blüten sieht der zwar schön aus, ist aber giftig", warnt Diana Fenzl.

"Ich finde die Wanderung sehr interessant. Ich wusste zum Beispiel nicht, dass Holunder angeblich gegen Maulwürfe helfen soll. Aber auch die Leute sind nett. Eine angenehme Runde", so eine Teilnehmerin. "Gemeinsam die Schönheit der Natur entdecken. Eine tolle Erfahrung!", ergänzt ein Mann aus der Gruppe.

Spaziergänge ermöglichen soziale Kontakte

Ziel der Kräuterwanderung rund um das Prüfeninger Schloss ist natürlich mehr über die Wildpflanzen und deren Wirkung zu erfahren. Aber in erster Linie geht es darum, gemeinsam etwas zu unternehmen. Das Tageszentrum "Café Insel" ist eine Abteilung des Sozialpsychiatrischen Dienstes der Diakonie Regensburg und besteht seit Juli 1998. "Wir bieten unseren Besuchern verschiedene Freizeitangebote an. So auch diese Wanderung in der Natur. Aber wichtig: Das Ganze ist kostenlos", erklärt Diplom-Pädagogin Diana Fenzl. Die Einrichtung ist für (chronisch) psychisch kranke Erwachsene und hat zum Ziel, soziale Kontakte und Tages-, Wochen- und Jahresstrukturen zu schaffen, sowie eine gesundheitliche Stabilisierung. Die betroffenen Menschen sollen am Leben in der Gesellschaft teilnehmen.

Der Besuch im Tageszentrum muss nicht angemeldet werden und ist kostenlos. An sechs Tagen in der Woche hat es geöffnet. Das Besondere: Auch an Tagen wie beispielsweise Heiligabend oder Ostersonntag sind die Türen der "Café Insel" geöffnet. Im Monat besuchen rund 200 Menschen die Einrichtung. Sie werden von Sozialpädagogen fachmännisch begleitet und betreut.

INFO

Das Tageszentrum "Cafe Insel" in Regensburg (Luitpoldstraße 17) richtet sich an Menschen mit seelischen Problemen und ihre Angehörigen. Weitere Informationen unter der Telefonnummer (0941) 5 99 86 50 oder unter www.dw-regensburg.de