"Für mich ist diese Zeit spirituell sehr intensiv, deswegen freue ich mich darauf. Aber das traditionelle familiäre Zusammenkommen wird nicht möglich sein und das ist schade", sagte Farid Suleiman, Mitglied der Isalmischen Gemeinde Erlangen, im Gespräch mit dem Sonntagsblatt.
Im Ramadan verzichten gläubige Muslime, die gesundheitlich fit sind, 30 Tage lang von der Morgendämmerung bis Sonnenuntergang auf Essen und Trinken. Normalerweise findet jeden Tag nach Sonnenuntergang ein gemeinsames Fastenbrechen im großen Familienkreis oder in der Gemeinde statt, zu dem oft auch Nicht-Muslime eingeladen sind.
Ramandan 2021
Das falle wie schon letztes Jahr komplett flach, so Suleiman. "In Erlangen gibt es viele Studierende mit muslimischem Hintergrund, die hier keine Familie haben. Für die ist es besonders traurig, allein zu sein", erklärt der promovierte Wissenschaftler, der am Department für Islamisch-Religiöse Studien der Universität Erlangen arbeitet.
Auch Besuche bei Verwandten im Ausland sind während des Ramadan beliebt, können aber zurzeit kaum stattfinden. Die Islamische Gemeinde Erlangen veranstaltet zwar immer wieder Videokonferenzen, trotzdem leide das Gemeindeleben.
"Hier treffen sich normalerweise Familien, die Kinder spielen zusammen", sagt Suleiman.
Für Gebete in der Moschee gibt es ein Anmeldeverfahren, es gelten die für Gottesdienste üblichen Einschränkungen. "Im Ramadan gibt es ein besonderes Gebet, das jeden Tag einmal stattfindet. Das ist normalerweise sehr gut besucht. Jetzt geht das nur nach Einladung und es wird darauf geachtet, dass jeder ungefähr gleich oft kommen kann."
Pilgerfahrt nach Mekka
Auch andere Bereiche des islamischen Glaubens sind von der Pandemie betroffen. So musste letzten Sommer der Hadsch, die große Pilgerfahrt nach Mekka mit jährlich mehr als zwei Millionen Besuchern, für alle Nicht-Saudis ausfallen.
"Dieses Jahr darf man nur hinfahren, wenn man geimpft ist. Trotzdem ist die Teilnehmerzahl begrenzt und es gelten Maskenpflicht und Abstandsregeln."
Das Impfen stellt im Ramadan nach Ansicht religiöser Institutionen übrigens keinen Verstoß gegen die Fastenregeln dar, da die Impfdosis über die Haut und nicht über den Mund in den Körper gelangt. "Und es gilt ohnehin, dass potenziell lebensrettende medizinische Maßnahmen das Fastengebot aufheben", so Suleiman.
Laut Weltgesundheitsorganisation gibt es außerdem keinen Hinweis darauf, dass das Fasten zu einem erhöhten Risiko führt, an Corona zu erkranken. Wer allerdings bereits erkrankt ist oder sich von einer Infektion erholt, solle besser auf das Fasten verzichten.