Gegen ein schlichtes "Das wird schon wieder" für die Opfer der Hochwasser-Katastrophe hat sich der Traunsteiner Dekan und ehemalige Seelsorgereferent Peter Bertram ausgesprochen. Wer gerade seine Existenz habe den Hang hinunterschwimmen sehen, werde solche – wenn auch gut gemeinten – Vertröstungsworte nicht spüren können, sagte er am Montag dem Evangelischen Pressedienst (epd). Am Wochenende wurde auch der Südosten Bayerns und insbesondere das Berchtesgadener Land von heftigem Starkregen und Unwetter getroffen.
Dekan: Schäden durch Hochwasser "enorm"
Viele Menschen in Berchtesgaden hätten ihre Häuser selbst gebaut. Entsprechend seien die Schäden enorm, da seien ganze Lebenswerke verloren, berichtete Bertram. Außerdem gebe es in der beliebten Touristenregion viele Beherbergungsbetriebe, sodass durch die Unwetterschäden ganze Existenzen auf dem Spiel stünden.
So richtig fassen, was geschehen ist, können die meisten Menschen das aktuell noch nicht, meinte der Seelsorger. Aktuell seien sie damit beschäftigt, zu sichern und zu retten. "Das Begreifen, was da eigentlich passiert ist, kommt oft erst etwas später", sagte der Dekan.
Zeit der Seelsorge kommt erst nach Aufräumarbeiten
Entsprechend sei aktuell vor allem die Stunde der vielen Helfer von THW, Feuerwehr und Co., die zum großen Teil ehrenamtlich alles tun, um den Menschen vor Ort zu helfen. Die Zeit der Seelsorge käme erst, "wenn der Schlamm von den Straßen wieder weg ist", sagte Bertram. Dafür habe man eine hohe Wachsamkeit und werde da sein, wo man gebraucht werde.
Es gelte dann zunächst, die schlimmen Situationen auszuhalten. Sei es die Ohnmacht oder die Wut, auf eine verfehlte Klimapolitik oder auf eine falsche Bauart. Wichtig sei auch, dass Zusagen langfristiger Unterstützung, von Politikern, Kommunen und Versicherungen, eingehalten würden, um den Betroffenen wieder eine Perspektive zu ermöglichen.
Keine größeren Schäden an Kirchen und Gemeindehäusern
Insgesamt habe das Unwetter im Flächendekanat Traunstein vor allem die Kirchengemeinde Berchtesgaden getroffen. Jedoch habe es glücklicherweise keine unterspülten Kirchen oder andere größere Schäden an Gemeindehäusern gegeben, sagte Bertram – bis auf ein paar feuchte Keller, die aber in dieser Gegend nichts Ungewöhnliches seien.
Ortspfarrer Josef Höglauer aus Berchtesgaden sei aktuell nah an den Menschen um herauszufinden, was sie brauchten und wo Kirche helfen könne. Noch sei die Nachfrage jedoch gering, auch bei der Diakonie seien bisher kaum Anfragen aufgelaufen, sagte Bertram. Die Leute seien am Aufräumen. In jedem Fall seien zuletzt durch das Hochwasser 2013 im Achental die Wege der Hilfe erprobt und man habe eine gute Reaktionsfähigkeit. Ob es im Talkessel eine religiöse Feier zum Gedenken oder Dank an die Helfer geben wird, stehe aktuell noch nicht fest.