Für einen gemeinsamen Religionsunterricht aller Religionen und Konfessionen in den Schulen hat sich der Nürnberger Radikalisierungs-Experte Nabil Hourani ausgesprochen. Es sei sinnvoll, wenn eine ganze Schulklasse über Religion und Philosophie sprechen könne, »statt sie schon auf eine Spaltung festzulegen«, sagte der Projektleiter des Nürnberger Netzwerks gegen religiös begründete Radikalisierung.

Hourani, der das Nürnberger Netzwerk seit einem Jahr leitet, befürchtet in den kommenden Monaten mehr Anschläge von radikalen Salafisten in Europa. Der IS fordere momentan radikalisierte Jugendliche in Europa auf: »Bleibt dort und kämpft dort«, sagte Hourani. Er erwarte allerdings als Antwort auf solche Taten, dass auch die Zahl der Angriffe gegen Moscheen in Deutschland zunehmen werden. Rechtsradikale und Islamisten könnten sich auf diese Art »fast endlos hochschaukeln«, glaubt Hourani.

Experte fordert mehr Toleranz für »ausländisch« klingende Namen

Einen wichtigen Grunde für die Radikalisierung von jungen Leuten sieht der Politologe darin, dass Jugendliche mit ausländischen Namen in Deutschland immer noch »in eine Schublade gesteckt werden«, auch wenn Deutsch ihre Muttersprache sei und sie hier geboren seien. Hourani ruft dazu auf, »diese Denke zu überwinden«. Dies sei besonders wichtig, weil sich die betroffenen Jugendlichen auf ihrer Identitätssuche auch oft von den Verwandten in den Herkunftsländern ihrer Eltern nicht akzeptiert fühlten.

Die Arbeit des Nürnberger Netzwerks ist im Menschenrechtsbüro der Stadt angesiedelt und wird nach Houranis Angaben zum größten Teil vom bayerischen Sozialministerium finanziert. Hourani bietet Fortbildungen und Sensibilisierungskurse für Beschäftigte in der Kinder-, Jugend- und Familienhilfe und informiert auch andere Berufsgruppen über Extremismusprävention.