Viele arme Menschen können von den Hartz IV-Regelsätzen nach Aussage des bayerischen Diakoniepräsidenten Michael Bammessel kein menschenwürdiges Dasein bestreiten. Es gebe in Deutschland viel mehr Menschen in bitterer Armut als manche meinten, sagte er in seinem Videoblog "Menschenskind". Für viele Menschen in der Grundsicherung habe an Weihnachten das Geld weder für einen Adventskranz noch für einen Christbaum gereicht. Die Sätze müssten daher neu berechnet werden.

Bei Tafeln, diakonischen Mittagstischen und in Beratungsstellen zeige sich, dass viele Menschen zusätzlich zur Grundsicherung ergänzende Hilfe benötigten, stellte der Diakoniepräsident fest. Das liege daran, dass die Grundsicherung "vom Ansatz her falsch berechnet wird". Die Berechnung orientiere sich einseitig an den Ausgaben der ohnehin schon sozial Schwachen und nicht an der gesellschaftlichen Mitte.

Das führe zu einer "verzerrten Wahrnehmung dessen, was tatsächlich für eine gesellschaftliche Teilhabe und für das sogenannte soziokulturelle Minimum notwendig ist". Die Kluft zwischen der Mitte der Gesellschaft und den von Armut Betroffenen werde so nur größer, kritisiert die Diakonie.

Berechnung Hartz-IV muss geändert werden

Die bayerische Diakonie schließt sich damit der Forderung der Diakonie Deutschland an, die ein neues Berechnungsmodell vorschlägt, das die Ausgaben der gesellschaftlichen Mitte stärker mit einbezieht. Die monatlichen Leistungen für einen alleinstehenden Erwachsenen sollten nach Auffassung des evangelischen Wohlfahrtsverbandes um rund 170 Euro höher liegen als derzeit. Dieser erhält ab 1. Januar monatlich 446 Euro, das sind 14 Euro mehr als in diesem Jahr.

Die nächste Regelsatzberechnung sei für das Jahr 2024 vorgesehen, sagte Bammessel. Der Zeitpunkt, die Berechnung zu reformieren, sei aber jetzt.