Hagar ist die ägyptische Magd von Sarah, sie ist die Nebenfrau Abrahams, die Mutter Ismaels und somit die Stammmutter der Muslime. Es ist eine "typische" Unterdrückungsgeschichte, es ist eine Geschichte, die das Judentum, das Christentum und den Islam betrifft. Die Geschichte von Hagar ist sperrig, konfliktbeladen und doch voller Verheißung.

Es beginnt mit dem Drama der Unfruchtbarkeit bei Sarah, und es führt in eine Dreiecksgeschichte mit ungleichen Partnern ohne Happy End. Die Dreieckskonstellation funktioniert nicht - das System gerät aus den Fugen, und die Lösung ist nur die Vertreibung von Hagar und Ismael. Doch letztlich ist es auch eine Geschichte, die Gottes Fürsorge und Begleitung betont.

Sollen sich Christen beschneiden lassen?

Im Neuen Testament bezieht sich Paulus im Brief an die Galater auf die Geschichte von Hagar und Sarah. Paulus benutzte die beiden Personen symbolisch zur Klärung der Frage, ob Christen sich beschneiden lassen müssen oder nicht. Seine Gegenüberstellung stellt Ismael dar als den durch menschliche Pläne und Anstrengung geborenen Sohn, während Isaak der durch reine Gnade geborene Sohn ist. Und somit stehen für Paulus Hagar und Ismael für den Alten Bund und Sarah und Isaak für den Neuen Bund. Die vereinfachte Formel der Paulinischen Argumentation lautet:

Judentum = Hagar = unfrei = irdisches Jerusalem

Christentum = Sarah = frei und erwählt = Himmlisches Jerusalem

Aus dieser Argumentation wurde in der Auslegungsgeschichte des Christentums immer wieder eine Abwertung des Judentums.

Hagar im Islam - Inbegriff des Glaubens und des Vertrauens

Im Islam bekommt Hagar beziehungsweise Hajar (arabisch) mehr Aufmerksamkeit als Sarah. Hajar wird - ähnlich wie in Genesis 21 - zusammen mit ihrem Sohn Ismail von Abraham in der Wüste ausgesetzt. Ismail schreit vor Hunger und Durst. Hagar ist verzweifelt, sie macht sich auf den Weg, um Ausschau nach Rettung zu halten. Sieben Mal rennt sie zwischen den Hügeln As-Safa und Al-Marwa hin und her. Als sie zu Ismail zurückkehrt, stampft dieser vor Hunger und Durst in den Sand. Da öffnet sich die Quelle Zam Zam, die Quelle des Lebens, und bietet Zukunft und Hoffnung für Mutter und Kind.

Hajar wird so zum Inbegriff des glaubenden Vertrauens und der Beharrlichkeit im Glauben. Bis heute ahmen die Pilger und Pilgerinnen in Mekka ihren siebenfachen Gang zwischen den Hügeln nach.

Vermutlich hat Abraham Hagar während seines Aufenthalts in Ägyptens als Magd erworben. Um einen Erben zu bekommen, wird Hagar als "Leihmutter" benutzt, was auch laut außerbiblischen Texten (aus Ur und Nuzi) der damaligen Rechtsauffassung entsprach. Es kommt zum Konflikt mit Sarah, es endet zweimal mit der Flucht Hagars in die Wüste.

Während Hagar von Abraham und Sarah nicht beim Namen gerufen wird, sondern nur "die Magd" genannt wird, spricht der Engel Gottes sie in der Wüste immer mit Namen an.

Während Abraham und Sarah Hagar nicht gefragt haben, wie es ihr geht und was sie will, fragt der Engel Gottes mehrmals nach.

In der Begegnung mit Gott wir Hagar zum handelnden Subjekt

So wird Hagar in der Begegnung mit Gott vom passiven Objekt zum handelnden Subjekt. Als Magd ist sie nur Objekt und wird sogar in ihren intimsten körperlichen Bereichen ausgebeutet - in der Begegnung mit Gott wird sie zum Subjekt, sie beginnt Gott zu preisen. So wie Gott sie beim Namen nennt, so nennt sie Gott beim Namen: El Roi = "Gott, der mich sieht / nach mir schaut".

Der kleine Ismael weint in der Wüste, er liegt im Sterben, und Gott erweist sich als der, der hört (Bedeutung des Namens Ismael = Gott hört). Er öffnet die Augen für einen Wasserquell und rettet so das Überleben mitten in der Aussichtslosigkeit. Und Hagar bekommt eine Verheißung auf unzählbare Nachkommen, vergleichbar wie die Verheißung, die Abraham bekam. Auch Hagars Verheißung wird wiederholt und damit bekräftigt.

Hagar war eine namenlose Frau auf der Suche nach einem Ort zum Leben - aber für Gott ist Hagar nicht namenlos. Hagar als Verlorene wird gefunden, angesehen, gestärkt, beim Namen genannt - und so kann sie ihren Weg gehen. Mit diesem Gott, der sie sieht.

Gott steht auf der Seite der schutzlos ausgelieferten Frau, er steht auf der Seite der Namenlosen.

Ausstellung "Bibel meets Pop"

Die Plakat-Ausstellung "Bibel meets Pop" stellt die wichtigsten Menschen aus dem Alten und dem Neuen Testament vor. Über Bilder, Redewendungen oder Zitate von Prominenten lässt sie die Geschichte lebendig werden – und ermöglicht es damit den Besucherinnen und Besuchern, einen persönlichen Zugang zur Bibel zu finden. Über einen QR-Code auf den Postern gelangen die Besucherinnen und Besucher auf die Webseiten der digitalen Ausstellung. Hier gibt es Audio-Beiträge oder Videos sowie ausführliche Texte zu den einzelnen Personen der Bibel.

Die Plakat-Ausstellung "Bibel meets Pop" kann gebucht werden in den Formaten A1, A2 und A3. Sie eignet sich für den Einsatz in Bildungswerken und Volkshochschulen, Gemeinden und Kommunen, Werken und Diensten.

Hier geht es zur Plattform ausstellung-leihen.