Sie ist eine der Begründerinnen des Expressionismus: Paula Modersohn-Becker (1876-1907) gehört zu den Künstlerinnen, die schon früh sehr entschieden ihren künstlerischen Weg verfolgten. Innerhalb von 14 Jahren schuf sie 750 Gemälde, etwa 1.000 Zeichnungen und 13 Radierungen. Das Buchheim Museum in Bernried am Starnberger See zeigt eine Auswahl ihrer Werke bis zum 8. März 2020.

Paula Modersohn-Becker begann schon als Jugendliche mit dem Zeichnen. Weil Frauen zu ihrer Zeit die staatlichen Kunstakademien verwehrt blieben, lernte sie ihr Handwerk in privaten Zeichen- und Malschulen wie die Schule der "Berliner Künstlerinnen" in der Potsdamer Straße 38. Früh experimentierte sie mit Licht und Schatten, Körperlichkeit, Akt und Konturen.

Am meisten prägten die junge Künstlerin verschiedene Aufenthalte in Paris. Dort besuchte sie die Zeichen- und Malkurse, studierte die Originale in den Museen und lernte verschiedene zeitgenössische Künstlerinnen und Künstler kennen.

Paula Modersohn-Becker brachte die Moderne von Paris nach Deutschland

Letztendlich war Paula Modersohn-Becker eine der prägenden Künstlerinnen, die die Moderne von Paris nach Deutschland brachten: "Niemand vor ihr befreite die Komposition derart deutlich von der Wirklichkeitstreue, niemand vor ihr verdichtete Farben und Formen derart konsequent zu Sinnbildern für Gedanken, Gefühle und Lebenseinstellungen", erklärt der Buchheimer Museumsdirektor Daniel J. Schreiber, die die Ausstellung nach Oberbayern geholt hat. Die Ausstellung ermögliche eine vergleichende Betrachtung mit Werken der "Brücke" und gemeinsamen Vorbildern. Dadurch werde die "Pionierfunktion der jungen Frau für die deutsche Moderne eindrücklich erlebbar gemacht", so Schreiber.

Die Schau präsentiert 30 Gemälde von Paula Modersohn-Becker sowie 15 Arbeiten der "Brücke"-Künstler Kirchner, Heckel, Schmidt-Rottluff, Mueller und Nolde. Gezeigt werden auch Werke von Künstlerinnen und Künstlern, mit denen sich Modersohn-Becker auseinandersetzte, darunter Jeanna Bauck, die von ihr bewunderte Lehrerin in Berlin. Modersohn-Becker gab sich der Kunst absolut hin und widersprach damit auch den weiblichen Verhaltensnormen ihrer Zeit.

Aufgrund der schlüssigen Hängung der Bilder können die Werke gut miteinander verglichen werden. So sind etwa Landschaftsbilder des Worpsweder Künstlerkollegen und späteren Ehemanns Otto Modersohn neben den Naturmotiven von Paula zu sehen. Deutlich zeigt die Schau auch, wie die Künstlerin ihre Begegnungen mit anderen Kulturen und Künstlern in die eigene künstlerische Arbeit integrierte.

Ihre letzte Pariser Reise war ein Versuch, sich aus der Ehe zu befreien. Auch aus finanziellen Gründen kehrte sie schließlich zurück mit dem Vorsatz: "Die Hauptsache ist: Stille für die Arbeit, und die habe ich auf die Dauer an der Seite Otto Modersohns am meisten."  Paula Modersohn-Becker starb mit 31 Jahren an einer Embolie, nur wenige Wochen nach der Geburt ihrer Tochter.

Es ist einmal wieder Abend, einmal wieder einer von meinen schönen Abenden. Dann ist mir's, als ob die ganze Welt mir offen stünde. Dann setze ich mich in meinen gemütlichen Stuhl, den Du ja kennst, denke nicht viel, doch auch nicht zu wenig, dieses Wenige aber intensiv, empfinde intensiv und freue mich leise, leise, dass ich Paula Becker bin.

Paula Becker

Rahmenprogramm zur Ausstellung: Paula Modersohn-Becker

Sonntag, 26. Januar 2020, 16 Uhr: Leseführung

Sie waren Kollegen, Freunde, Vertraute, Eheleute: Paula Modersohn- Becker und Otto Modersohn. Sie wuchsen aneinander und entwickelten sich im Licht der Kritik des Anderen. Paula fühlte sich aber auch beengt, begab sich auf Reisen, liebäugelte mit einem anderen Mann. Nach einer schweren Krise wurde sie von Modersohn schwanger. Im November 1907 starb sie im Kindbett. Die Leseführung von Daniel J. Schreiber und Sabine Bergmann gibt dank eines hinreißenden Briefwechsels intime Einblicke in die wechselvolle Liebesbeziehung und öffnet die Augen für die Gemälde der Ausstellung.


Sonntag, 2., 16. und 23. Februar 2020, 16 Uhr: Leseführung

Zwei Menschen am Anfang der Moderne, verbunden durch ihre Liebe zur Kunst, ihrer Suche nach sich selbst und dem steten Ringen nach künstlerischer Anerkennung. Paula Modersohn-Becker und Rainer Maria Rilke waren Freunde – grundverschieden und doch seelenverwandt. In einer Lesung ausgesuchter Briefe und Zitate wird die Beziehung der beiden für eine Stunde zum Leben erweckt. Ausgesucht und gelesen von Miriam Gniwotta und Florian Fisch. Teilnahme frei mit gültiger Eintrittskarte

 

Montag, 6. Januar 2020, 14.30 bis 16.30 Uhr: Stilleben malen

Nach einer Betrachtung der Bilder können sich die Teilnehmer unter künstlerischer Anleitung durch Ulrike Neumann-Neupert selbst im Malen von Stillleben versuchen. € 6,– pro Person. Anmeldung erforderlich, begrenzte Teilnehmerzahl


Samstag, 25. Januar, 8. und 29. Februar 2020, 14.30 bis 16.30 Uhr: Porträtmalen

"Von innen her getrieben in die Form ihres Daseins", so sah Modersohn-Becker laut Rainer Maria Rilke die von ihr dargestellten Kinder. Tatsächlich führte die Malerin bei ihren Porträts einen intensiven Dialog mit ihrem Gegenüber. Nach einer Betrachtung der Bilder können sich die Teilnehmer unter künstlerischer Anleitung durch Helma Klessinger selbst im Porträtfach versuchen.